Wachstum generiert Mehrarbeit

Der Einwohnerrat stimmt einer Pensenerhöhung um 90 Prozent und damit der Schaffung einer Fachstelle Human Resources deutlich zu.
Erhält eine Stabstelle HR: Gemeindeammann Bettina Lutz Güttler. (Bild: Archiv | is)

Im Dezember 2021 hatte der Einwohnerrat grünes Licht für eine Verwaltungsanalyse gegeben und diversen Massnahmen für eine Anpassung und Verbesserung der Verwaltungstätigkeit zugestimmt. Die Firma «Inoversum» aus Meilen hat daraufhin im ersten Halbjahr 2022 eine Analyse erstellt. Daraus geht hervor, dass zwingender Handlungsbedarf besteht. Einige der total 38 vorgeschlagenen Verbesserungen wurden bereits umgesetzt. Der Gemeinderat unterstützt auch andere beantragte Aufgabenverschiebungen innerhalb der Kanzlei und von der Abteilung Kanzlei an die Abteilung Soziales, welche kostenneutral ausfallen.

An der Einwohnerratssitzung vom 9. März erläuterte Gemeindeammann Bettina Lutz Güttler (Die Mitte) die Ausgangslage. Von 1990 bis 2022 sei die Zahl der Einwohnenden in Obersiggenthal von 7400 auf 8800 gestiegen. In den kommenden Monaten dürfte die 9000er-Marke überschritten werden. «Ob die für 2040 prognostizierte Zahl von 12 000 eintrifft, ist ungewiss», so Lutz Güttler. Mit der steigenden Bevölkerungszahl nehmen alle Aufgaben – auch von Bund und Kanton auferlegte – zu.

Zudem sei festgestellt worden, dass insbesondere im Bauwesen umfangreiche Verfahren deutlich zugenommen haben. Seit 2020 seien jährlich im gleichen Zeitraum während vier Wochen Telefon- und Schalterkontakte erfasst worden, erklärte Lutz Güttler. Dabei lagen die wöchentlichen Schalterkontakte durchschnittlich bei 500 und die Telefonkontakte bei 600. «Erstaunt waren wir auch darüber, dass trotz zahlreicher digital angebotener Dienstleistungen die persönlichen Kontakte nach wie vor gern in Anspruch genommen werden.»

Obwohl sich einige Ratsmitglieder zur Verwaltungsanalyse kritisch äusserten und konkrete Umsetzungsvorschläge vermissten, herrschte über die Trennung der Aufgaben von Gemeindeschreiberin II und Leitung HR Einigkeit. Damit ist auch die Notwendigkeit einer Fachstelle HR unbestritten. Angesichts des Personalbestands von gut sechzig Festangestellten und rund neunzig Mitarbeitenden im Stundenlohn wird eine reine HR-Stelle als notwendig erachtet.

In ihren Ausführungen verwies Lutz Güttler auf die Verschiebung einzelner Aufgaben in den jeweiligen Abteilungen, die keine Auswirkungen auf den gegenwärtigen Stellenplan haben werden. Eine Trennung der Aufgaben und damit die Schaffung einer eigenen Fachstelle HR im Sinne einer Stabsstelle ermögliche auch, dass teilweise sehr persönliche Fragen der Mitarbeitenden von der übrigen Zusammenarbeit abgegrenzt
werden können. Dies habe eine vertrauensfördernde Wirkung. «Zudem können von einer separierten und personell ausgebauten HR-Fachstelle zusätzliche Dienstleistungen erwartet werden», so Lutz Güttler.

Fachkräftemangel, neue Arbeitsmodelle und Teilzeitarbeit fordern die Arbeitgeber in der heutigen Zeit. Um die Verwaltung für die Zukunft fit zu machen, soll die Stelle mit einer ausgewiesenen Person besetzt werden. Den Voten aus dem Rat konnte entnommen werden, dass man den Arbeitnehmenden gute Arbeitsbedingungen bieten möchte. Zudem werden die Definition des Aufgabenbereichs sowie die Umsetzung Zeit beanspruchen.

Beantragt war die Schaffung einer Stabsstelle HR, die Anpassung von Zuständigkeiten in verschiedenen Verwaltungsabteilungen um insgesamt 90 Stellenprozente sowie ein Budgetkredit über 45 000 Franken zur Ertüchtigung und Einrichtung der notwendigen Räumlichkeiten. Der Einwohnerrat stimmte dem mit 34 Ja zu 3 Nein zu.

Weitere Themen der Einwohnerratssitzung
Anstelle der zurückgetretenen Marie Louise Nussbaumer (SP) und Nico Lalli (FDP) wurden Ute Deters-Evers (SP) und Davorka Oluic (FDP) in Pflicht genommen. Die Vakanz in der Finanzkommission konnte noch nicht besetzt werden.

Die übergeordnete Gesetzeslage hat den Gemeinderat davon abgehalten, für den Umgang mit unzumutbaren Schulwegen ein eigenes Reglement auszuarbeiten. Der Einwohnerrat hat den Bericht zur Kenntnis genommen. Durch das Aufbringen von Markierungen und das Zurückschneiden von Hecken und Sträuchern auf öffentlichem Areal leistet der Baudienst einen Anteil zur Schulweg­sicherheit. Private Schulweganrainer sind angehalten, der Sicherheit von Schülerinnen und Schülern ebenfalls die notwendige Aufmerksamkeit zu schenken.