«Brugg galt schon immer als Bankenstadt»

Die Regionalleitung der AKB-Brugg erklärt, was es bedeutet, eine Kantonalbank zu sein. Und welche Rolle das Vertrauen dabei spielt.
Setzen auf persönliche Beratung: Regionalleiter Andreas Schreiber, Edith Lisibach, Vizedirektorin und Kundenberaterin Firmen, und David Lauber, Direktor und Leiter Privat- und Geschäftskunden, hier am Standort Brugg. (Bild: sim)

Andreas Schreiber, Anfang Woche wurde bekannt, dass die Bank Credit Suisse durch die UBS übernommen wird. Über fünfzehn Jahre nach der Finanzkrise von 2008 bebt der Bankensektor erneut. Was bedeutet dies für die AKB?
Zu dieser Frage können und wollen wir so wenige Tage nach dem Entscheid keine Meinung abgeben. Der vergangene Sonntag gehört sicher zu den dunkelsten Momenten in der Schweizer Bankbranche.

Bis zum letzten Herbst sorgten vor allem die Minuszinsen für negative Schlagzeilen. Rückt dieses Thema in Anbetracht der aktuellen Ereignisse in den Hintergrund?
Für die Schweizer Volkswirtschaft war es eine schwierige Vorstellung, wenn Sparerinnen und Sparer Ende Jahr einen Minuszins auf ihrem Ersparten bezahlen müssen. Hätten wir das im grossen Stil durchgesetzt, wären auch Bargeldbestände in Tresoren gelandet. Wir haben, ausser bei sehr grossen Beträgen, bei Firmen- und Privatkunden bewusst keine Negativzinsen eingeführt. Diese Haltung haben Kundinnen und Kunden nicht vergessen, was uns heute zugutekommt.

Die Hypothekarzinssätze sind mittlerweile auf einem höheren Niveau. Zu welchen Überlegungen führt dies auf Ihrer Seite?
David Lauber: Politisch und wirtschaftlich befinden wir uns in einer eher angespannten Situation. In der Schweiz haben wir im vergangenen Jahr Zinsanstiege erlebt. Der SNB-Leitzins liegt aktuell bei 1 Prozent. Weitere Zinsschritte können nicht ausgeschlossen werden. Das spürt auch die Hypothekarkundschaft. Unabhängig vom aktuellen Zinsniveau gilt, dass die Bank bei der Berechnung der Belehnung und der Tragbarkeit vorsichtig bleibt. Ziel muss immer sein, dass eine Hypothek, unabhängig vom Zinsniveau, langfristig getragen werden kann. Deshalb prüfen wir Kaufvorhaben kritisch und auch unter Berücksichtigung von Szenarien mit deutlich höheren Zinsen. 

Was bedeutet das für Ihre Immobilienkundschaft?
Will man sich gegen die unsichere Zinszukunft absichern, wählt man am besten eine Finanzierungsstrategie mit unterschiedlichen Laufzeiten. Die langfristige Tranche schützt gegen steigende Zinsen, während man mit der kurzfristigen Tranche von unmittelbareren Schwankungen profitiert. Diese altbewährte Finanzierungsstrategie ist auch heute noch der beste Schutz gegen die unsichere Zinszukunft. Diejenigen, die in den letzten zehn Jahren eine Liegenschaft gekauft haben, sind sich nach dieser langen Tiefzinsphase nicht mehr gewohnt, fürs Wohnen etwas zu bezahlen. Das spüren wir jetzt. Deshalb ist das Gespräch mit der Kundschaft darüber, wie man amortisieren will und welche Produkte man wählt, damit beispielsweise die Tragbarkeit im Alter abgesichert ist, wichtig. In diesem Berich zu informieren, zu beraten und auf Risiken hinzuweisen, gehört zu unserem Auftrag. Der Bereich der Beratung wird in unserem Business immer intensiver.

Schreiber: Dass wir in den vergangenen Jahren keine Geldentwertung in Form von Negativzinsen provoziert, sondern einen fairen Umgang mit der Kundschaft gepflegt haben, das hat sich gelohnt.

Bei aller Fairness: Worin wurzelt denn das negative Image der Banker?
Lauber: Der Beruf des Bankers ist in der Tat mit einem gewissen Misstrauen behaftet. Vertrauen zu gewinnen, ist eine Herausforderung in diesem Job. Vom Brand her haben wir da gute Voraussetzungen.

Ein Brand reicht fürs Vertrauen?
Nein, aber unsere Bank ist in der Bevölkerung tief verwurzelt – und der Brand macht zumindest deutlich, dass die Bank dem Kanton gehört.

Schreiber: Dass nicht alles im Bankenbusiness in den letzten Jahren richtig gemacht wurde, ist bekannt. Zu anderen Banken wollen wir uns nicht äussern. Die AKB ist eine regional organisierte Bank. Sie bearbeitet und betreut den Markt der Region. Dadurch fallen gewisse Themen und Risiken weg.

Wie gewinnen Sie denn das Vertrauen der Kundschaft?
Lisibach: Das Bankengeschäft ist generell ein grosses Vertrauensgeschäft. Als Vertreterin der AKB trete ich mit meinem Gesicht in Erscheinung. Bewege ich mich in der Region, erkennt man mich. Das erstreckt sich auch auf die Freizeit. Die Kundschaft sieht nicht nur die Bank, sondern auch den Berater und die Beraterin als Privatperson. Das schafft Vertrauen.

Lauber: Wir müssen uns bewusst sein, dass man auch dann als Kantonalbanker wahrgenommen wird, wenn man am Samstag privat am Einkaufen ist. Habe ich zwei Tage zuvor einen Kunden beraten, dann trennt dieser das nicht mehr vom privaten David Lauber.

Ist das ein Vor- oder ein Nachteil?
Für uns ist das ein klarer Vorteil. Wir stehen zu unserem Wort, unabhängig des Wochentags. Dass man uns auch im Alltag begegnen kann, macht uns als Banker nahbar und glaubwürdig.

Die AKB schafft per 1. April die Kontoführungsgebühren auf Privat- und Firmenkonti sowie die Buchungsspesen ab. Das klingt nach einer ausgeklügelten Marketingstrategie.
Schreiber: Die Eigentümerinnen und Eigentümer unserer Bank sind die Einwohnerinnen und Einwohner des Kantons. Hundert Prozent unseres Gewinns fliesst in die Staatskasse. Die Aargauerinnen und Aargauer dürfen daher erwarten, dass sie von ihrer Bank etwas zurückbekommen, wenn das möglich ist. Der Wechsel des Zinsenregimes und damit verbunden die Aufhebung der Gebühren war in diesem Sinn eine sehr bewusste Entscheidung. Die Gewinnmaximierung steht bei der AKB nicht zwingend im Vordergrund.

Ist Gewinnmaximierung nicht das Motiv einer jeden Bank?
Das würde ich so nicht sagen. Wenn Aktionäre da sind, die primär das Kapital zur Verfügung stellen, weil sie möglichst hohe Dividenden haben wollen, ist das eine ganz andere Si­tuation. Bei der AKB hat der Kanton als Eigentümer einen Anspruch auf eine vernünftige Rendite. Das wollen wir auch erfüllen. Aber am Schluss sind es die Kundinnen und Kunden, die uns ihr Vertrauen schenken, und die dafür sorgen, dass wir finanzkräftig sind. Und deshalb sollen sie auch profitieren.

Natürlich muss eine Bank auch Rückstellungen bilden und einen gewissen Ertrag vorweisen können, um schwierigere Zeiten abzudecken – und ja, auch eine Kantonalbank muss einen gewissen Gewinn abliefern. 

Das bedeutet, dass nicht alles, was Sie bieten, auch rentiert?
Wir sind im ganzen Kanton 31 Mal vertreten. Das bedeutet, wir bieten 31 Mal einen vollen Service inklusive   einen bedienten Cash-Service an. Viele Banken haben sich aus diesem Bereich längst zurückgezogen. Wir als Kantonalbank sehen das anders. Wir sind für die Kundschaft da – für die Bevölkerung und deren Bedürfnisse.

Abgesehen von Cash-Service: Welche Bedürfnisse sind das noch?
Lauber: In allen unserer Geschäftsstellen wird man in der Kundenzone persönlich empfangen. Wir sind für unsere Kundschaft da – auch für alltägliche Fragen. Die Kundenzone wird für uns immer wichtiger. Je mehr digitale Möglichkeiten es gibt, umso mehr Fragen tauchen dazu auf. Heute geht man deshalb vermehrt zur Bank, um die neuen Technologien kennenzulernen und sie durch die Aneignung digitaler Kompetenzen auch nutzen zu können. Da Hand zu bieten, sehen wir als unseren Auftrag an.

Was hat sich durch die Digitalisierung noch verändert?
Lauber: Wir stellen fest, dass die Kundschaft den Kanal, über welchen sie mit uns in Kontakt tritt, selbst wählen möchte. Eine konstante Ansprechperson wird geschätzt. Für die grossen Themen wie den Kauf eines Eigenheims, Altersvorsorge, Nachlassfragen oder Vermögensplanung wird das persönliche Gespräch bevorzugt. Wir beobachten, dass dies sowohl die jungen wie auch die älteren Generationen wünschen. Die jungen Menschen sind heute sehr gut informiert. Sie wissen, wie die Lage auf den Zinsmärkten aussieht, und kommen zur Bank, um die Meinung eines Experten abzuholen und zu diskutieren, damit ihr Entscheid heranreifen kann. Vor lauter Informationen und Optionen fällt es vielen schwer, sich zu entscheiden. Da wird der Kontakt auf Augenhöhe geschätzt, um die vielen Informationen einzuordnen und das Teilwissen durch eine Expertenmeinung zu ergänzen und zusammenzufügen.

Wie sieht es denn bei den Krediten aus? Kommt man bei Ihnen – so auf Augenhöhe – rasch zu Geld?
Schreiber: Als Kantonalbank entscheiden wir regional vor Ort. Die Geschäfte, die wir beurteilen, werden im Kanton Aargau für die Unternehmungen im Aargau bewilligt. Das hängt auch von unserer überschaubaren Grösse ab. Bei der AKB arbeiten rund 850 Mitarbeitende. Der grösste Teil der Anfragen, die wir bearbeiten, werden vor Ort von uns entschieden.

Der Vorteil liegt also hauptsächlich darin, dass die AKB durch die regionale Präsenz ein besseres Verständnis der Projekte hat.
Auf jeden Fall. Durch die kurzen Entscheidungswege sind wir auch sehr schnell.

Lisibach: Das gilt übrigens nicht nur für Privatkunden, sondern auch für Institutionen, Firmen und Gemeinden. Da ich in Auenstein zehn Jahre im Gemeinderat war und in der Region zu Hause bin, kenne ich die Bedürfnisse, die eine Gemeinde hat, und ich verfolge die Entwicklung von Firmen sehr genau. Ich kenne die Menschen, die hinter den verschiedenen Projekten stehen, kann unterstützen, begleiten und entscheiden.

Am kommenden Wochenende findet die AKB-Immo-Messe statt – bereits zum elften Mal. Wie gehts dem Immobiliengeschäft aktuell?
Schreiber: Da ist unser Auftrag vor allem, den Markt gut zu kennen und zu begreifen, was im Markt passiert. Wir beobachten, wo was gebaut wird, machen Einschätzungen und stellendie nötigen Finanzierungen zur Verfügung.

Lisibach: Das betrifft auch Gelder für Start-ups und Nachfolgeregelungen. An diesem Punkt im Lebenszyklus kommen derzeit viele Unternehmen zu uns. Die Finanzierungsberatung von KMU ist ein grosses Bedürfnis, das sich aber nur durch eine langjährige Beziehung wirklich erkennen lässt. So etwas muss man frühzeitig aufgleisen und bereit sein, Beziehungsarbeit zu leisten.

Können Sie das ausführen?
Ein Kunde braucht meistens nicht nur die Finanzierung. Die Themen, die damit im Zusammenhang stehen, sind oft ebenso wichtig. Ich blicke bei vielen KMU auf eine zwanzigjährige Beratungszeit zurück und begleite sie jetzt durch den Generationenwechsel.

Gibts den auch in Ihrer Bank?
Schreiber: Der regionale Bezug ist uns äusserst wichtig. Heute betreuen wir die Region von den drei Standorten Brugg, Birr-Lupfig und Döttingen aus. Wir schauen bei der Rekrutierung stark darauf, dass eine gewisse Verwurzelung in der Region gegeben ist. Die Kenntnisse der Region sind in der Zusammenarbeit mit der Kundschaft ein deutlicher Vorteil.

Wir schätzen uns glücklich, auch bei den Mitarbeitenden eine hohe Konstanz bieten zu können. Das durchschnittliche Dienstalter beträgt bei der AKB in der Region Brugg fünfzehn Jahre, und das bei einem Team von fünfzig Mitarbeitenden. Diese Konstanz zeichnet uns aus und trägt viel dazu bei, dass der Standort Brugg zu dem geworden ist, der er heute ist.

Die AKB ist seit 110 Jahren – und somit seit der Gründung der Aargauischen Kantonalbank 1913 – ein fester Bestandteil der Stadt. Eine lange Zeit.
Bei der Gründung 1913 wurden nebst dem Hauptsitz der AKB in Aarau die Filialen Rheinfelden, Wohlen und Brugg gegründet, die es alle bis heute gibt. Der Standort Brugg war früh von Bedeutung. Damals war die AKB in Brugg vis-à-vis des Bahnhofes stationiert. 1933 zog sie um und ist seitdem im Gebäude an der Bahnhofstrasse 23 ansässig. Die AKB ist in Brugg seit 1913 ein Fundament und heute eine der grössten Standorte der ganzen AKB. Das Gebäude wurde seit dem Bezug mehrfach um- und ausgebaut und bietet heute Platz für rund sechzig Mitarbeitende. Brugg galt historisch gesehen schon immer als Bankenstadt. Hier war früher der Hauptsitz der Volksbank im Aargau und jener der Genossenschaftlichen Zentralbank (GZB), heute Bank Cler. Ebenso vor Ort waren der frühere Bankverein, die SBG (heute UBS), der Hauptsitz der Aargauischen Hypotheken- und Handelsbank Brugg (später NAB) sowie die GE Money. Der Hauptgrund liegt sicher darin, dass Brugg wirtschaftlich attraktiv ist und eine optimale Anbindung an den öffentlichen Verkehr hat. Dazu kommt die perfekte Lage zwischen Zürich und Basel.

Fördert die AKB diesen Standort auch anderweitig?
Wir sind beispielsweise in vielen Vereinen und Kulturhäusern in Brugg und in der Region Sponsor, oftmals sogar Hauptsponsor. Gelder, die in der Region eingenommen werden, sollen auch wieder der Region zugutekommen.

Ist dies mit ein Grund, dass Brugg jedes Jahr eine Immo-Messe durchführt?
Lauber: Absolut. Wir wollen Anbieter und Interessenten zusammenbringen. Dies ist ein regional ausgerichteter Anlass, mit dem wir Breitenwirkung erzielen wollen. Es sind alle willkommen: Von der älteren Kundschaft auf der Suche nach einer Alterswohnung, bis hin zum jungen Paar mit Kinderwagen, mit dem Wunsch nach dem ersten Eigenheim. An der AKB Immo-Messe Brugg öffnen wir die Türen zu den Räumlichkeiten in unserem Firmengebäude – entsprechend unserer Philosophie: Wir sind für alle da – persönlich und vor Ort.

AKB Immo-Messe
Samstag, 25. März, 10 bis 15 Uhr
Bahnhofstrasse 23, Brugg
akb.ch