400 Jahre, im Zeitraffer erzählt

Wie lebten die Juden in Lengnau? Und was kann man gegen Hitlergruss und Hakenkreuz tun? Gabriela ­Suter lud zum Info-Spaziergang.
Lydia Spuler schildert SP-Nationalrätin Gabriela Suter und ihren Gästen die Geschichte der Lengnauer Juden und stellt das Projekt Doppeltür vor. (Bild: BKR)

22-mal macht SP-Nationalrätin – und Ständeratskandidatin – Gabriela Suter im Vorfeld der Wahlen vom Herbst Station in einer Aargauer Gemeinde. Am Sonntag traf sich die Wettinger Politikerin mit rund dreissig Anhängerinnen und Anhängern in Lengnau. Die Endingerin Lyda Spuhler führte durch das jüdische Lengnau, erzählte in einem lebendig gestalteten Zeitraffer 400 Jahre Geschichte mit ihren Höhen und unschönen Tiefen und begleitete durch die Synagoge. Interessant: Für den Besuch des jüdischen Gotteshauses waren die männlichen Gäste vom Tragen eines Huts oder einer Kippa dispensiert. Der Grund? Die Tora-Rolle – unverzichtbare Schriftquelle für Gottesdienste – der Lengnauer Synagoge befindet sich im jüdischen Alters- und Pflegeheim Margoa. Dort finden heute die Gebete statt und nicht mehr in der ohne Tora-Rolle quasi «verweltlichten» Synagoge.

Die ehemalige SP-Bundesrätin Ruth Dreifuss ist Endinger Bürgerin und Jüdin. Weshalb übt sie ihren Glauben nicht aktiv aus? Lydia Spuler weiss es: «Sie akzeptiert nicht, dass Frauen den Gottesdienst nur auf einer Empore verfolgen dürfen, die sie zudem über einen separaten Eingang betreten müssen.» Nach der Führung ging es in den ehemaligen «Konsum» – ins künftige Ausstellungs- und Informationszentrum der Stiftung Doppeltür. Die Vorarbeiten für den Umbau seien auf Kurs, das Baugesuch eingereicht. Im künftigen Haus zur Doppeltür stiess Pascal Pernet, Präsident der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, zu den Besucherinnen und Besuchern.

Kampf dem Rassismus
«Toleranz und Integration statt Rassismus und Ausgrenzung» ist eines der Themen, die in der politischen Agenda von Gabriela Suter einen wichtigen Platz einnehmen. So hat sie einen parlamentarischen Vorstoss eingereicht, welcher ein absolutes Verbot von rassistischen und fremdenfeindlichen Symbolen zum Ziel hat. Hintergrund war ein Treffen Rechtsradikaler, welche auf dem Rütli den Hitlergruss zeigten. Laut Bundesgerichtsurteil hatten sie damit nicht gegen die Rassismus-Strafnorm verstossen, da sie damit keine Propaganda betrieben, sondern lediglich ihre Meinung kundtaten.

Dies sei das Dilemma der aktuellen Gesetzgebung, stellt Pernet fest. «Wo zieht man die Grenze zwischen persönlicher Meinungsäusserung und dem Interesse der Allgemeinheit?» Suter und Pernet wollen – was gegenwärtig im Bundesparlament diskutiert wird – Symbole, die von fremdenfeindlichen und rechtsextremen Gruppen verwendet werden, generell verbieten. Welche das sind, möchten sie ins Ermessen der Richterinnen und Richter stellen – dies, damit auch auf neue Entwicklungen reagiert werden kann.