Auf dem Sprung in die Zukunft

Wie und wo wird im Baden der Zukunft gearbeitet? Wo preisgünstig gewohnt und wie geheizt? Themen, denen sich der Einwohnerrat annahm.
Stadt- und Einwohnerrat wollen zusammen mit ansässigen Firmen den industriellen Wandel in Baden Nord für eine Transformation hin zur Industrie 4.0 (intelligente Vernetzung von Produktion und Kommunikationstechnologie) nutzen. (Bild: BKR)

Badens Industrie durchlief in den letzten Jahren einen Strukturwandel, wie ihn nur wenige Schweizer Städte erlebt haben. Während ABB Geschäftseinheiten verselbständigte, reduzierte General Electric seine Produktionskapazitäten, was 1500 Stellen kostete. Ursache dieser Entwicklung ist die globale Transformation hin zur Industrie 4.0 – die intelligente Vernetzung von Maschinen und Abläufen mit Kommunikationstechnologien. Für den Badener Stadtrat stellte sich die Frage, ob die Stadt in diesem Kontext zum blossen Spielball wird oder ihre Zukunft aktiv mitgestalten kann. Die Zeichen für Letzteres stehen gut. Die Idee einer «Public Private Partnership» stiess bei den angefragten Firmen und Hochschulen auf positives Echo – an einem ersten Workshop nahmen deren Top-Kader teil.

Für weitere Schritte hin zum Projektziel ist nun aber Geld nötig – 400 000 Franken (über vier Jahre verteilt) von der Stadt Baden und derselbe Betrag von den involvierten Firmen. Bei der Behandlung des Kreditgesuchs im Einwohnerrat stellte sich die Frage, was man für dieses Geld bekommt. «Was der Output ist, ist noch nicht klar», stellte Till Schmid (Team) als Präsident der Strategiekommission fest. Dennoch sei es wichtig, im Inte­resse des Wirtschaftsstandorts das Pilotprojekt zu wagen. Auch verschiedene Fraktionssprecherinnen und -sprecher bezeichneten die Ziele als «etwas schwammig formuliert» respektive fanden «wenig Fleisch am Knochen». Dennoch sah man das Potenzial – und dies für die ganze Region, was zur Frage führte, weshalb sich nur die Stadt Baden finanziell engagieren soll. Dennoch: Der Kredit wurde mit 41 gegen 2 Stimmen gesprochen.

Erschwingliche Wohnungen
Apropos Arbeitsplätze: Arbeitnehmende und ihre Familien benötigen Wohnraum. Dieser ist in Baden eher knapp und der Mietpreis oft «auf einer unerschwinglichen Höhe», wie Viviane Berger und Markus Rausch von der SP-Fraktion in einer Interpellation feststellen. Ein umfangreicher Fragenkatalog der beiden wurde vom Stadtrat ebenso umfangreich beantwortet. Im Kern geht es um die Forderung nach einem stärkeren Engagement der öffentlichen Hand, welche über strategische Landkäufe, Investitionen in Wohnungsbau oder Leitplanken in der Bau- und Nutzungsordnung für günstige Wohnungen sorgen soll. Doch was ist preiswert? Genügt das private Engagement (Genossenschaften) im Bereich des gemeinnützigen Wohnens nicht? So lauteten Gegenfragen aus bürgerlichen Fraktionen. Berger und Rausch wollen, dass ihren Fragen Taten folgen und haben eine Motion angekündigt, mit welcher der Stadtrat zu konkreten Schritten verpflichtet werden soll.

Ohne ideologische Brille
Wohnungen und Arbeitsplätze wollen beheizt – und wo nötig – auch gekühlt werden. Geplant ist, dass die Regionalwerke AG Baden ihr Fernwärme- und Fernkältenetz bis 2028 ausbauen. Letzteres ist beispielsweise für die Kühlung der Geschäfte im Metro-Shop gedacht. Die transportiere Wärme stammt zu 85 Prozent aus Abwärme der KVA Turgi und weitere Teile von Grundwasserwärmepumpen. Sie ist somit in der Anwendung günstiger als Erdgas und emissionsarm. In Etappen will der Stadtrat bis 2028 die Liegenschaften der Stadt anschliessen und so eine Vorbildfunktion gegenüber privaten Gebäudebesitzerinnen und -besitzern einnehmen. Auf den Punkt brachte die kurze Debatte – in der es viel Lob für den Stadtrat und einhellige Zustimmung für das Geschäft und eine erste Kredittranche von 750 000 Franken gab – SVP-Sprecher Serge Demuth: «Für einmal braucht es keine ideologische Brille, um ein Geschäft sinnvoll zu sehen».