Ein Marktplatz der zündenden Ideen

Der Marktplatz Baden und das anschliessende KMU-Swiss-Symposium bieten Gewerbetreibenden aus der Region eine Netzwerk-Plattform.
«Rrreeefs»-Mitbegründerin Ulrike Pfreundt beim Marktplatz der Stadt Baden im Gespräch mit Hugo Bigi. (Bild: sim)

Weit über 200 Vertreterinnen und Vertreter aller Wirtschaftszweige fanden letzten Donnerstag den Weg ins Trafo zum «Marktplatz Baden». Auch der Badener Stadtrat war beinahe vollzählig vor Ort, um sich den Anliegen und Nöten der Gewerbetreibenden zu widmen. «Der Stadtrat sieht den Austausch und das gegenseitige Vertrauen als Basis für die gemeinsame Zusammenarbeit», betont denn auch Badens Stadtammann Markus Schneider. Die Kooperation zwischen Verwaltung und Wirtschaft sei zentral für das Funktionieren des wirtschaftliche Ökosystems Baden mit seinen gut 2700 Unternehmen, das laufend Zuwachs erhält. In den letzten Jahren verstärkt auch von international tätigen Unternehmen, die sich in und um Baden niederlassen. «Diese Vielfalt an Unternehmen führt zu einer Standortqualität, auf die wir stolz sein können», findet Schneider.

Raum für den gegenseitigen Austausch gab es beim Marktplatz rund um den Vortrag der Meeresbiologin Ulrike Pfreundt. Im Gespräch mit Moderator Hugo Bigi gab die promovierte Biologin Einblick in das 2020 von ihr mitbegründete Start-up-Unternehmen «Rrreeefs». Das Spin-off der ETH hat sich zum Ziel gesetzt, die fortschreitende Zerstörung der Korallenriffe weltweit zu bremsen. Mit künstlich angelegten Riffen – die mitunter als Wellenbrecher fungieren – will «Rrreeefs» Tausende Küstenkilometer vor der Brandung des Meeres schützen. Gleichzeitig stellen die Riffe wichtige Lebensräume für einen Vielzahl von Fischen dar.

«Bei Experimenten an der ETH stellten wir aber fest, dass der Wiederaufbau von Riffen alles andere als einfach ist», erklärt Ulrike Pfreundt. Bei «Rrreefs» setzt man daher eigens entwickelte, 3-D-gedruckte Tonstrukturen ein. Die hohlen Riffelemente verfügen über eine sehr raue Oberfläche, an der Korallenlarven leicht haften bleiben und sich einnisten können. «Wir können die einzelnen ­Elemente beliebig miteinander kombinieren und so sehr komplexe Figuren aufbauen. Diese strukturelle Komplexität zieht wiederum viele verschiedene Fischarten an», freut sich die Meeresbiologin. Mit dem Gespräch endet auch ein Kapitel in der Geschichte des «Marktplatzes Baden». Für den langjährigen Moderator Hugo Bigi war es der letzte Auftritt in diesem Rahmen.

Globale Sicherheit
Nach dem Marktplatz am Vormittag führte der Dozent für Medienwissenschaften auch durch das rund achtstündige KMU-Swiss-Symposium mit rund 400 Teilnehmenden und hochkarätigen Referierenden zum Thema «Macht des Vertrauens – Manipulation versus Vertrauen!». Armeechef Thomas Süssli eröffnete den Nachmittag mit einem spannenden Überblick über die Weltlage. Der Korpskommandant zeigte auf, wie sich die vier globalen Kräfte Urbanisierung, Demografie, Klimawandel und künstliche Intelligenz auf die Sicherheit der Schweiz auswirken. Die Situation im südchinesischen Meer und in Taiwan bilden dabei die grösste globale Herausforderung – «China hat klargemacht, dass es keine Einmischung in diesen zwei Gebieten duldet.»

Trotz aller Fortschritte werden Konflikte aber auch in Zukunft am Boden entschieden, zeigte er sich überzeugt und nutzte die Gelegenheit, um auf die wichtige Rolle der Schweizer Armee hinzuweisen: «In den 2030er-Jahren wird die Armee die letzte ­Sicherheitsreserve unseres Landes sein.» Dafür brauche das Militär aber auch Wertschätzung – zumal die Armee heutzutage die einzige praktische Führungsausbildung in der Schweiz anbiete. Dieses garantiere einen hohen Payback für die Schweizer Wirtschaft, so Süssli: «Denn Führung lernt man nicht aus Büchern, sondern aus Erfahrung.»

Ivano Somaini von «Compass Security» fesselte die Zuhörenden mit seinen Schilderungen, wie leicht er in Firmengebäude und in IT-Infrastrukturen eindringen kann. Der gebürtige Puschlaver ist ein sogenannter Social Engineer oder «legaler Einbrecher». Dabei breche er sowohl digital als auch physisch bei den Auftraggebern ein, «denn nur Phishing-Mails zu versenden, das reicht nicht». So hat er sich auch schon als Samichlaus verkleidet oder gab sich als Mitarbeiter aus, der mit einer schweren Kiste in der Tiefgarage eine Lieferantin um Hilfe fragte.

«Vertrauliche» USB-Sticks
Ist er dann mal drin, hat er diverse Möglichkeiten. Er lässt USB-Sticks – möglichst mit der Aufschrift «Vertraulich» oder «Boni» – beim Drucker oder im Personal-WC liegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie in einen Computer gesteckt werden, beträgt bis zu 85 Prozent. Dann ist es nicht mehr schwer, einen Computer zu manipulieren und Daten zu stehlen. Das Fazit des Experten: «Der Mensch ist in unserer hoch technologisierten Welt immer noch der Risikofaktor Nummer eins. Und wir sind einfacher zu manipulieren, als wir denken – weil wir vertrauen.»

Erstmals wurde am Symposium zudem der «Swiss Entrepreneur Award» vergeben. Eine Fachjury ausgewählter Schweizer Führungskräfte zeichnete Guido Bardelli, Inhaber der Firma Bourquin SA, für seine Verdienste aus. Das nächste KMU-Swiss-Symposium findet am 7. September in Brugg zum Thema «Versorgungssicherheit – Der Stoff, aus dem Träume sind?» statt.