Hinter den heruntergelassenen Jalousien des Ladengeschäfts an der Bahnhofstrasse 12 hat Bruno Stefano (42) in den vergangenen Wochen fleissig gestrichen, verputzt und gemauert. «Immer wieder haben Passanten versucht, einen Blick ins Innere zu erhaschen», sagt Daniela Stefano (35) und lacht: «Aber wir wollten nicht schon vor der Eröffnung zu viel verraten, sonst wäre die Überraschung nicht mehr so gross.» Über ein Jahr lang war das Geschäft am Eingangsportal zur Turgemer Einkaufsstrasse zuletzt verwaist. «Als wir erfuhren, dass es zu haben ist, wollten wir uns diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Turgi ist ein schönes Städtchen, die Lage in der Nähe des Bahnhofs ist perfekt.» Ihre Vermieter, Gabi und Urs Hänseler, hätten sie von Beginn an sehr unterstützt. «Wir freuen uns, dass wir hier unseren Traum leben dürfen», sagt das Ehepaar aus Brugg.
Samstags gibts Brioches
Am Samstag öffnen der Baufachmann mit Wurzeln in Kalabrien und die gelernte Detailhandelsangestellte aus Seon (und Wurzeln in Avellino in der Campagna) nun die Türen ihres Feinkostgeschäfts «Bottega di Bruno». Grosse Platten mit italienischem Aufschnitt, Käse und eingelegtem Gemüse zum Probieren und Prosecco warten auf neugierige Gäste, denen sie ihr Angebot schmackhaft machen wollen. «Der Geruch von frisch geschnittener Mortadella ist unvergleichlich», schwärmen die Eltern von zwei Söhnen (6 und 7) und fügen an: «Das Leben ist zu kurz, um schlecht zu essen.»
In ihrem Delikatessengeschäft verkaufen die Stefanos qualitativ hochwertige Spezialitäten aus dem Land ihrer Eltern: Mozzarella di Bufala, Burrata, Aufschnitt, Panini mit Belag nach Wahl, eingelegte Auberginen oder Zucchini und Tomaten für Bruschetta sind nur eine kleine Auswahl ihres Frische-Angebots. Eine besondere Spezialität ist das «Pane duro» (hartes Brot), welches durch Zugabe von Flüssigkeit wieder schön weich wird. Samstags gibt es Brioches – gefüllte süsse Gipfeli – und im Sommer dann natürlich auch «Gelato».
Bresaola aus Valtellina
Ihre Waren beziehen sie direkt von kleinen Produzenten aus Italien. «Feinkost, die man im Schweizer Detailhandel sonst nirgendwo bekommt», so Bruno Stefano und verspricht: «Hochwertige Produkte, aber alle bezahlbar.» Als Beispiel nennt er die Bresaola: Das in der Schweiz erhältliche Rindfleisch stamme heutzutage in der Mehrzahl gar nicht mehr aus Italien, sondern aus Brasilien – es werde lediglich in Italien verarbeitet: «Wir aber verkaufen das Original aus Valtellina.» Das kalt gepresste Olivenöl stammt aus der Produktion seiner Eltern, die einst aus Kalabrien nach Basel ausgewandert waren und nach ihrer Pensionierung vor sieben Jahren dorthin zurückgekehrt sind: «Wir produzieren in Longobardi mittlerweile gegen 300 Liter pro Jahr», erzählt Bruno. Erhältlich sind auch italienische Getränke wie Wein, Grappa, Limoncello sowie besondere Säfte (Heidelbeere, Pfirsich, grüner Apfel und viele mehr) – und natürlich richtiger italienischer Espresso. Die Kolbenmaschine wurde letzte Woche angeliefert. Neben der Feinkost wollen die Stefanos auch die italienische Tradition des Aperitivo in Turgi ermöglichen. «Dafür kann man sich kleine Plättli mit Aufschnitt, Käse oder Fritiertem selber zusammenstellen», erklärt Daniela Stefano. In einem separaten Teil ihres Geschäfts stehen dafür drei Tische bereit, bei schönem Wetter kann man es sich auch an fünf Tischen vor dem Gebäude gemütlich machen.
Kochen von «Mamma» gelernt
Obwohl beide beruflich nicht aus der Gastronomie kommen, sind sie zuversichtlich, mit ihrer Leidenschaft für gute Produkte eine breite Kundschaft gewinnen zu können. «Ich habe schon als Bub meiner Mutter immer beim Kochen zugeschaut und liebe auch die Kochsendung ‹Masterchef› – in den letzten vierzehn Jahren habe ich keine einzige verpasst», erzählt Bruno Stefano. Zudem hat der Baggerführer in den letzten zwei Jahren bereits italienische Spezialitäten auf Vorbestellung verkauft – nach Feierabend: «Immer von Freitag bis Sonntag bin ich mit meinem Wagen herumgefahren, um auszuliefern.»
Vorerst öffnet die neunzig Quadratmeter grosse «Bottega di Bruno» von Dienstag bis Samstag von 10 bis 18.30 Uhr. Das Geschäft wird Bruno führen, während Daniela ihren Teilzeitjob im Palettenhandel weiter ausübt und den Familienalltag in Lauffohr schmeisst: «Wir gehen mit unserer neuen Selbständigkeit ein gewisses Risiko ein, aber wir sind überzeugt, dass unser Angebot ankommt», sagt das Ehepaar. «Ausbauen kann man immer noch.»
Samstag, 1. April, ab 10 Uhr
Bahnhofstrasse 12