Ein Habitat für die Zauneidechse

Der Hang beim Höhenweg–Limmatsteig wird vom Natur- und Vogelschutzverein mit einer Steinmauer attraktiver gemacht: für die Zauneidechse.
Meinrad Rettich vom NVU mit den versierten Helfern Werner Ruf und Claudio Puppis an der Arbeit. (Bild: mpm)

Keck schaut die Eidechse zwischen zwei Steinen hervor und wärmt sich kurz darauf an der Sonne: So schwebt dem Natur- und Vogelschutzverein Untersiggenthal (NVU) das Ergebnis des Kleinprojekts «Artenförderung Zauneidechse» vor. Der Ort für das Projekt ist gut gewählt, wurde doch die eher selten vorkommende Zauneidechse im Spickel Höhenweg–Limmatsteig in letzter Zeit wieder vermehrt gesichtet. «Noch vor dreissig Jahren habe ich diese Eidechsen dort nur selten beobachten können», erklärt Meinrad Rettich, Verantwort­licher für das Projekt. Eine einfach gebaute Trockenmauer in Form von Steinhaufenstrukturen sei eine wertvolle Erweiterung und Förderung des Habitats. «Damit unterstützen wir die Wiederansiedlung des Reptils», ist Rettich überzeugt.

Projekte für die Natur
Das Projekt ist eines von vielen, welche der NVU plant und unterhält. Für den 22. April ist ein Rundgang im botanisch spannenden Ried Breitmoos mit Beobachtung von Amphibien vorgesehen, am 7. Mai ein Naturmorgen für die ganze Familie bei der Langenloo-Hütte, und für September hat sich der Verein das Projekt «1 Quadratmeter im Garten» ausgedacht, bei welchem kleine Ecken im Garten wertvoll für die Natur gestaltet werden. Der Verein unterhält und pflegt Brutkästen für Vögel und pflegt, übers Jahr verteilt, mit verschiedenen Einsätzen Hecken und Natur.

Der Bau der Trockenmauer ist dieses Jahr sicher einer der umfangreichsten und kostspieligsten der Projekte. Natursteine sind teuer, deren Transport und Verlegung setzen teilweise einen Kran voraus. Die Muschelkalksteine aus dem Melliker Steinbruch wiegen zwischen zehn und fünfzig Kilogramm. Hinzu kommt der administrative Aufwand: Ein Bauprojekt musste skizziert und eine Bau­bewilligung eingeholt werden. Die Gemeinde als Eigentümerin des Projektgrundstücks erteilte nicht nur die Baubewilligung, sondern fand das Projekt sogar so lohnenswert, dass sie finanziell unter die Arme griff. «Die Gemeinde hat uns grosszügig unterstützt», freut sich Meinrad Rettich. Zu den Sponsoren gehört auch die Stiftung Lebensraum Aargau der Aargauer Kantonalbank.

Die Zauneidechse ist – wie andere Reptilienarten – am meisten wegen der Zerstörung ihrer Lebensräume bedroht. Initiativen wie das Kleinprojekt «Artenförderung Zauneidechse» sind deshalb ausserordentlich wichtig. Steinhaufen und Trockenmauern schaffen die Voraussetzungen für die Eidechsen als wechselwarme Tiere, auf den Steinen Wärme zu tanken.

Schwerstarbeit für Eidechsen
Zudem können sie rasch in den Ritzen des Mauerwerks verschwinden, sobald Gefahr in Verzug ist. Denn bei der Trockenmauer werden die Steine lose und ohne Mörtelbefestigung aufeinandergeschichtet, wodurch kleine Öffnungen und Spalten entstehen. Diese Hohlräume werden von den Eidechsen gern für die Eiablage genutzt.

Damit eine Trockenmauer hält und sich mit der Zeit nicht absenkt – was insbesondere an einer Hanglage wie im Fall des vorliegenden Projekts wichtig ist –, muss zunächst ein Fundament errichtet werden. Hierzu wird ein rund ein Meter breiter Graben ausgehoben und anschliessend mit Kies und Sand befüllt. Auf die direkt in die Erde eingeschlagenen Grundsteine werden dann die kleineren Steine Stück für Stück nach bestimmten Regeln aufeinandergeschichtet: Hier ist Muskelkraft gefragt!

Entsprechend fröhlich und freudig gönnten sich die sieben Schwerstarbeiter nach der Schicht am Samstagmorgen einen kleinen Apéro. Es ist zu hoffen, dass die Zauneidechse ihr neues Habitat mit ebenso viel Freude in Besitz nimmt, wie sie die Mitglieder des NVU an dem erfolgreich umgesetzten Projekt haben.