Gewächshaus, Gokart und Pale Ale

Bereits zum achten Mal zeichnete die Berufsfachschule Baden herausragende Arbeiten aus. Die Projekte dahinter können sich sehen lassen.
Die angehende Automobil-Mechatronikerin Livia Dolder erzählt von ihrer Arbeit an einem First-Generation-Fahrzeug. (Bild: jor)

Rolf Hähner betont, dass eine Vertiefungs- oder eine interdisziplinäre Arbeit nicht an einem Tag geschrieben werde. Als Rektor der Berufsfachschule Baden (BBB) hat er miterlebt, wie viel «Passion, Leidenschaft und Herzblut» die Lernenden in ihre Projekte gesteckt haben. Nun war für sie der Moment gekommen, in dem sie für ihre Arbeit und ihren Einsatz belohnt wurden. In der Aula der BBB fand am vergangenen Donnerstag die grosse Prämierungsfeier der Vertiefungs- und interdisziplinären Arbeiten statt. Eltern, Verwandte, Freunde, Jurymitglieder und Lehrpersonen fanden sich ein, um der feierlichen Preisverleihung beizuwohnen. Der Gang zwischen den Stuhlreihen war mit blauem Teppich ausgelegt. «Blau ist unter anderem die Farbe der Könige, und die Preisträgerinnen und Preisträger dürfen sich heute durchaus als solche fühlen», fand Schulleiter Stefan Schibli, der gemeinsam mit der Schulleiterin Christina Frei die Moderation des Abends übernahm.

Von Blondierung bis Strommangel
Zehn der insgesamt fünfhundert Vertiefungsarbeiten wurden von einer Jury ausgewählt; ihre Autorinnen und Autoren erhielten an der Preisverleihung ein Diplom. Von fünfundzwanzig interdisziplinären Arbeiten wurden zudem die drei besten geehrt. Den Auftakt zur Feier machte allerdings Mix of 54, die Tanzgruppe der Kantonsschule Baden. Von oben bis unten blau gekleidet, bewegten sich die Jugendlichen zur mitreissenden Musik. Im Anschluss schritt man zur Bekanntgabe der besten Vertiefungsarbeiten bei den dreijährigen Lehren.

Der angehende Coiffeur Dario Scarnato wurde für seine Arbeit zum Thema Blondierungen ausgezeichnet. Emily Kessler, zukünftige Restaurantfachfrau, wurde für einen Tisch geehrt, den sie komplett aus Recy-clingmaterial hergestellt hatte, und Sandro Mezzacanella, der eine Lehre als Produktionsmechaniker absolviert, schaffte es mit seinem Modell einer Eisenbahnanlage, die er mit viel Liebe zum Detail gebaut hatte, unter die besten drei. In den prämierten interdisziplinären Arbeiten der Berufsmatur setzten sich die Lernenden unter anderem mit Wasserstoff als Energieträger der Zukunft und dem drohenden Strommangel auseinander. Livia Dolder, angehende Automobil-Mechatronikerin, besserte ein 25-jähriges Elektrofahrzeug der ersten Generation aus. Ein Team aus vier jungen Männern entwickelte im Rahmen des Projekts die Webapplikation TeachU, die Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schülern den Schulalltag mit neuen Features und übersichtlichem Design erleichtert.

Menschenrechte im Fokus
Nachdem Mix of 54 erneut für etwas Auflockerung gesorgt hatte, traten die Autorinnen und Autoren der besten Vertiefungsarbeiten der zweijährigen Lehren auf die Bühne. Der angehende Automobil-Assistent Elias Haile legte ein Projekt zum Thema Menschenrechte vor – eine berührende Arbeit mit starkem persönlichem Bezug: Elias Haile kam selbst vor einigen Jahren aus Eritrea in die Schweiz. «Freiheit bedeutet für mich alles. Niemand sollte verfolgt oder unterdrückt werden», erklärte er bei seiner Präsentation.

Unter den besten Vertiefungsarbeiten der vierjährigen Lehren fanden sich ebenfalls zahlreiche spannende Projekte. So sorgten ein Bierkastengokart, ein voll automatisiertes Gewächshaus und ein selbst gebrautes Bier der Sorte India Pale Ale für Aufsehen.

Im Anschluss an die Veranstaltung konnten alle prämierten Arbeiten vor der Aula begutachtet werden. Ausgestellt war dort unter anderem die Vertiefungsarbeit von Oliver Jost über Photovoltaik. Der angehende Automatiker wollte herausfinden, ob sich das Dach seines Elternhauses für den Bau einer Solaranlage eignet. Er kam zu dem Schluss, dass sich die Anschaffung einer solchen Anlage auf jeden Fall lohnt. Mittlerweile planen er und seine Familie bereits den Bau der Anlage. Das Berechnen der Leistungen habe ihm am meisten Spass gemacht, sagt er. «Nachher alles auf Papier zu bringen, war allerdings sehr schwierig», so der angehende Automatiker. Ganze sechzig Stunden investierte Oliver Jost ins Schreiben seiner Dokumentation.

Zu viert ein Gokart gebaut
Die drei Automatikerinnen Nina Kaufmann, Delia Schmid und Romina Scherrer sowie die Mediamatikerin Julia Rufibach entschieden sich hingegen für ein praxisorientierteres Projekt: Sie bauten ihr eigenes elek-trisches Gokart und animierten dazu ein ausführliches Erklärvideo. Den vier Klassenkameradinnen war von Anfang an klar, dass sie das Projekt gemeinsam realisieren wollten, weshalb ihr Projekt die Bereiche Mediamatik und Automatik vereinen sollte. Julia Rufibach designte und animierte die Figuren für das Video, während die drei anderen sich die Arbeit für den Bau des Gokarts aufteilten. «Das Schwierigste war, einen geeigneten Akku mit der richtigen Leistung zu finden», erzählt Romina Scherrer. Als das Gokart dann endlich fuhr, war die Freude gross, und das Endergebnis kann sich absolut sehen lassen.