Seit dem 11. März des letzten Jahres hält sich Valentina Knysh aufgrund des Krieges in der Ukraine in der Schweiz auf. «Es brach mir das Herz, meinen geliebten Ort, die Zwei-Millionen-Stadt Charkow, zu verlassen», sagt Valentina Knysh nachdenklich. Sie hat über 40 Jahre an der Polytechnischen Universität gearbeitet und dort bis zum Jahr 2015 höhere Mathematik unterrichtet. Inzwischen ist die Schweiz umständehalber zu ihrer Wahlheimat geworden, und dank eines kleinen Netzwerks von Freunden und Kollegen, das sie sich hier inzwischen aufgebaut hat, bot sich ihr die Möglichkeit, ihre Ölbilder einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Faszination Ölmalerei
«Ich habe, wie alle Kinder, seit meiner Kindheit gern gezeichnet. Deshalb probierte ich vieles aus, so Aquarell, Gouache, Tempera und natürlich Bleistift. Das Malen und Zeichnen war für mich stets eine Zeit der Erholung», so die junggebliebene Künstlerin. Seit nunmehr sieben Jahren hat sich Valentina Knysh ausschliesslich auf Ölmalerei spezialisiert.
Das Studium an der Universität und die anschliessende wissenschaftliche Arbeit haben ihr Interesse an der Malerei nicht geschwächt, und sie hat das Zeichnen nie aufgegeben. Zu Hause in der Ukraine besichtigte sie gern Ateliers lokaler Künstler, um von ihnen zu lernen und sich inspirieren zu lassen. Aber auch grössere Galerien in Europa hat sie bereits besucht, so zum Beispiel die Londoner National Gallery, den Prado, den Louvre, den Vatikan sowie Museen in Paris, Spanien, Italien, Portugal, Deutschland und Russland. «Ich habe viele Lieblingskünstler, aber keine Vorbilder», verrät die 77-Jährige, «und ich verwende kein Pseudonym. Das Interesse an bildender Kunst war schon immer vorhanden. Ich sammelte Alben mit Reproduktionen von Meisterwerken. Ich habe zu Hause eine grosse Sammlung von Alben und Büchern über die unterschiedlichsten Künstlerinnen und Künstler.»
Natur- und Stadtbilder
Ihren künstlerischen Blick braucht Valentina Knysh ausserdem im Alltag. Wenn sie unterwegs ist, lässt sie sich gern von der Schönheit des Lebens inspirieren. «Ich fotografiere oft Sujets, die mir entsprechen, und male sie nach. Zudem verfüge ich teilweise über ein fotografisches Gedächtnis», ergänzt die Künstlerin. So finden sich Tiere, Porträts, Schiffe und Pflanzen in ihren Bildern. Am liebsten male sie jedoch Naturbilder, verrät die dreifache Mutter, die oft an mehreren Bildern gleichzeitig arbeitet. Die Werke, die anlässlich der Ausstellung gezeigt werden, sind ausschliesslich Arbeiten, die während ihres Aufenthalts in der Schweiz letztes Jahr entstanden sind.
Rahmenprogramm inklusive
Die Künstlerin selbst erhofft sich von der Ausstellung in erster Linie, mit ihrer Kunst die Menschen erreichen zu können: «Bilder sind dazu da, gesehen zu werden. Alle Kunst wird geschaffen, um gelesen, angehört und angeschaut zu werden.» Wenn Valentina Knysh nicht gerade malt, reist sie gern, schwimmt, besucht Theater- und Philharmonievorstellungen oder bastelt. «Nach Kriegsende werde ich wieder nach Hause in die Ukraine zurückkehren, in meine geliebte Stadt. Mich plagt das Heimweh enorm», sagt die Künstlerin.
Die Ausstellung wird organisiert von der Fachstelle Integration Region Baden, dem Gemeinnützigen Frauenverein Baden, der Villa Paul sowie dem Römer-Quartierverein. Die achttägige Ausstellung im Gärtnerhaus trägt den Namen «Bildnis schaffen» und wird von einem vielseitigen Rahmenprogramm begleitet, das ausschliesslich von Ukrainerinnen auf die Beine gestellt wurde. Das ukrainische orthodoxe Osterfest mit seinen traditionellen Gebäcken wird vorgestellt, und an zwei Literatur- und Musikabenden treten ukrainische Kunstschaffende auf. An der Vernissage am Samstag, 15. April, um 14 Uhr im Gärtnerhaus Baden und an der Finissage, am 22. April, um 18 Uhr am gleichen Ort wird die Künstlerin anwesend sein. Die Ausstellung ist von Montag bis Freitag zwischen 16 und 20 Uhr und am Samstag und Sonntag von 14 Uhr bis 20 Uhr geöffnet.
Gärtnerhaus Baden
Römerstrasse 15A
gaertnerhausbaden.ch/agenda