Frühlingssuppe auf dem Geisshof

Auf dem Geisshof läuft seit zehn Jahren das Solawi-­Projekt Biocò. Inzwischen ist dort eine familiäre Gemeinschaft herangewachsen.
Selbst die Kinder packen auf dem Geisshof mit an, damit Projekte wie der neue Kräutergarten Realität werden. (Bilder: zVg | sim)

Endlich ist sie da: die Kraft des Frühlings, die Wiesen und Wälder zu neuem Leben erweckt. Knospen treiben aus, Vögel pfeifen um die Wette, und die Bienen sammeln fleissig den Nektar der ersten Blüten. Unsere Vorfahren wussten schon in vorchristlichen Zeiten um die Kraft des Frühlings und versuchten, sich bewusst damit zu verbinden. Dafür brauten sie unter anderem eine Suppe aus neun Kräutern.

«Die Neun-Kräuter-Suppe wird nicht zufällig aus den Pflanzen gekocht, die sich im Frühling als Erstes blicken lassen», meint Franziska Konrad, Mitglied der Mediengruppe der Gemüsegenossenschaft Biocò. Heute wird der Suppentag hauptsächlich mit dem Gründonnerstag – dessen Name auf diesen Zusammenhang hinweist – und der katholischen Kirche assoziiert. Auf dem Geisshof, oberhalb von Gebenstorf, feiert die Gemüsegenossenschaft Biocò den Suppentag dieses Jahr bereits zum zweiten Mal in Folge – wenn auch dieses Jahr nicht am Gründonnerstag selbst, sondern am Samstag, 22. April, ab 16 Uhr.

Das gemeinschaftliche Feiern des Suppentags ist Ausdruck der stetigen Weiterentwicklung des Solawi-Projekts auf dem Geisshof sowie des anhaltenden Engagements dessen Mitglieder. «Die Biocò-Kräutergruppe, die den Suppentag organisiert, bewirtschaftet seit letztem Jahr unseren neuen Kräutergarten», erklärt Franziska Konrad. Zudem versuchen die Mitglieder der Genossenschaft auf dem Geisshof immer wieder, neue Gemüsesorten zu ziehen, um heraus­zufinden, welche sich für den Standort eignen und welche nicht.

Der neue Kräutergarten auf dem Geisshof. (Bild: sim)

Gewachsene Gemeinschaft
Die Früchte der gemeinsamen Feldarbeit werden regelmässig – einmal alle zwei Wochen im Winter, ansonsten wöchentlich – entsprechend den gelösten Gemüseabos an die Genossenschafter verteilt. «Das ist einer der grössten Vorteile der solidarischen Landwirtschaft», findet Michael Köhnke. Der Landwirt sorgt dafür, dass die Mitglieder der Genossenschaft auf dem Demeter-Hof unter fachkundiger Anleitung arbeiten können, und plant die Arbeitseinsätze der Mitglieder. «Weil wir für uns selbst und nicht für den Markt produzieren, sind wir nicht von dessen Schwankungen abhängig. Ich finde, es gibt nichts Traurigeres, als wenn ein Landwirt in einem guten Jahr seine Ernte nicht verkaufen kann, weil der Markt bereits gesättigt ist», so Köhnke. Das könne einem in der solidarischen Landwirtschaft nicht passieren. Hier wird einfach mehr oder weniger Gemüse an die Mitglieder der Genossenschaft verteilt wird, je nachdem, wie erfolgreich die Ernte in einem Jahr ausfällt.

Der Erfolg des Solawi-Projekts Biocò, das im Herbst seine zehnte Erntesaison angehen wird, kam nicht über Nacht zustande. «Angefangen hat alles mit einer kleinen Gruppe von Menschen, die von der Idee der solidarischen Landwirtschaft begeistert waren», weiss Franziska Konrad. «Sie hatten dann das Glück, auf Michael Köhnke zu treffen, der bereit war, den Geisshof entsprechend den Bedürfnissen des Projekts umzugestalten.»

Siebzig Gemüse-Abos
Nach und nach entstand auf dem Hof so die nötige Infrastruktur. «Gestartet ist das Projekt mit ungefähr dreissig Abos, inzwischen sind es über siebzig», sagt Konrad erfreut. «Das bedeutet, dass ungefähr 140 Menschen regelmässig auf dem Geisshof helfen und ihr eigenes Gemüse anbauen.»

Damit hat das Solawi-Projekt auf dem Geisshof längst die Obergrenze der Anzahl Personen erreicht, die der Hof regelmässig mit Gemüse versorgen kann. «Es gibt aus verschiedensten Gründen immer wieder Abgänge und Austritte, weshalb regelmässig Plätze verfügbar sind, aber unsere Kapazität können wir tatsächlich nicht mehr wesentlich steigern», bestätigt Michael Köhnke.

Und wer trotz Interesse (noch) keinen Platz ergattern konnte, dem bleiben immerhin Veranstaltungen wie der Suppentag, um an der Biocò-Erfahrung teilzunehmen. Anmelden kann man sich dafür noch heute unter kraeuter@bioco.ch.

Weitere Informationen zum Solawi-Projekt Biocò sind unter bioco.ch zu finden.