Stacheln gegen die Strömung

Im Pontonier-Sportverein Brugg lernen Jugendliche und Erwachsene einen Weidling durch die Wellen zu steuern und Schnürleinen zu knüpfen.
Jungpontonierin Vanessa Läng hat die Schnürleinen längst im Griff. Sie weiss auch, dass man beim Stacheln stets an der Bordkante steht, die gegen das Ufer weist. Seit fünf Jahren trainiert sie beim Pontonier-Sportverein Brugg, der demnächst einen Schnuppertag durchführt. (Bild: cd)

Vanessa Läng aus Villigen besucht die 7. Klasse der Bezirksschule Brugg. In ihrer Freizeit widmet sie sich seit fünf Jahren ihrem besonderen sportlichen Hobby. Die begeisterte Jungpontonierin hatte durch einen Flyer in der Schule zum ersten Mal von dieser Wassersportart gehört. «Bevor ich den Flyer las, war mir das Pontonieren kein Begriff», gibt die 13-Jährige zu. Heute trainiert sie einmal pro Woche das ganze Jahr hindurch im Pontonier-Sportverein Brugg. «Im Sommer sind wir bei jedem Wetter draussen, die meisten Trainings finden natürlich auf dem Wasser statt, im Winter trainieren wir in der Halle», erklärt die junge Sportlerin. Während im Winter Krafttraining, Ausdauer und Schnüren auf dem Programm stehen, sind es im Sommer Rudern, Schwimmen, Stacheln, wiederum die Trainings mit den Schnürleinen und auch mal eine Fahrt mit dem Motor- oder Schlauchboot. Als weitere Hobbys gibt Vanessa das Tauchen und Schnorcheln an. «Das mache ich aber am liebsten in den Ferien am Meer», präzisiert die Bez-Schülerin.

Vielseitiger Generationensport
Der naturbezogene Pontoniersport ist militärischen Ursprungs und wurde lang von einer Generation zur nächsten tradiert. Dabei werden Boote, die bis zu einer halben Tonne wiegen, oder die kleineren und mit einem Gewicht von 350 Kilogramm leichteren Weidlinge über Fliessgewässer gesteuert. Ein Weidling weist einen konisch geformten Boden auf, derweil derjenige eines Bootes gerade geformt ist. «Das bedeutet, dass man in einem Weidling einen anderen Stand haben muss, um die Balance beim Rudern oder Stacheln zu halten», nennt Vanessa Läng einen der Unterschiede beim Steuern der Wasserfahrzeuge. Eine Gemeinsamkeit im Umgang mit beiden stellt jedoch die Kunst des Schnürens dar. Mehr als acht verschiedene Knoten hat die Jungpontonierin bislang knüpfen gelernt, die man den Erfordernissen und Situationen am oder im Boot anpasst. «Auch dann, wenn die Seile nass werden und bei einem angebundenen Boot oder Weidling aufgrund der Strömung unter Zug geraten, will man sie wieder lösen können. Dazu braucht es spezielle Knoten», erklärt Vanessa Läng. Ebenso werden die Ruder, die in Booten und Weidlingen zum Einsatz kommen, mit einem bestimmten Knoten an einer Halterung in der Bordwand verschnürt, bevor die Ruderblätter ins Wasser tauchen.

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Vanessa Läng vor Rudern und Stacheln. Die Jungpontonierin braucht sie beim Einsatz im Weidling auf dem Wasser.

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Ein Weidling wiegt 350 Kilogramm. Stromaufwärts benutzt man die Stachel, um ihn fortzubewegen. (Bilder: cd)

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Schnürparcours, Wasserwissen
Um den integralen Teil dieser Sportart zu üben, gibt es spezielle Trainings. Dabei werden die Knoten und die Knüpffertigkeiten mit den Schnürleinen an sogenannten Bünden, horizontal aufgehängte Balken, geübt. Beim Schnüren gibt es auch Wettkämpfe, an denen Knoten auf Zeit geknüpft und die Resultate von Kampfrichtern oder Kampfrichterinnen benotet werden. Jungpontonierin Vanessa hat schon an etlichen Wettkämpfen und Sommerlagern teilgenommen und gelernt, das Wasser zu lesen, sowie eine Schwimmprüfung abgelegt. Seitdem braucht sie keine Schwimmweste mehr zu tragen, wenn sie einen Weidling steuert. Die Teilnahme an Wettkämpfen macht ihr besonders Spass. «Einen Weidling oder ein Boot rudert man immer zu zweit, ich bin gern mit einer Partnerin im Weidling, die ich schon kenne», so die Sportlerin.

Der Pontonier-Sportverein Brugg zählt derzeit neun Jungpontonierinnen und Jungpontoniere und insgesamt 25 Aktive plus 21 Veteranen. Beginnen können Kinder ab sechs Jahren. «Zu den Jungpontonieren gehört man, bis man zwanzig ist», erklärt Vanessa Läng, für die feststeht, dass sie diesen Sport auch dann noch ausüben und an Wettkämpfen teilnehmen wird, wenn sie dieses Alter erreicht hat. Letztes Jahr hat sie an sieben gesamtschweizerischen Wettkämpfen teilgenommen. Das nächste Mal wird sie am 6. Mai in Mumpf an den Start gehen.

An den Wettkämpfen zählen Reaktionsgeschwindigkeit und Präzision. Schliesslich soll der Weidling, der von den Zweierteams gesteuert wird, eine möglichst punktgenaue Ziellandung hinlegen, nachdem er verschiedene Felsen, mit Fahnen markierte Hindernisse, angesteuert hat und durch die Durchfahrten, die wie Tore über dem Wasser hängen, gerudert wurde. «Rudern ist mir lieber, weil dann die Strömung hilft. Gegen den Strom wird gestachelt, dafür braucht es aber Grundkontakt», erläutert die sportliche Schülerin den Fachjargon.

Einladung zum Schnuppertag
Der Pontonier-Sportverein Brugg führt am Samstag, 29. April, von 10 bis 15 Uhr einen Schnuppertag am Pontonierhaus Brugg durch. Kinder ab sechs Jahren und Jugendliche sind eingeladen, diesen speziellen Sport näher kennenzulernen. Mitzubringen sind wetterfeste Kleidung und gutes Schuhwerk. Eine Anmeldung bei Ursula Spörri, 079 363 53 65, bis zum 24. April, ist erwünscht. «Ich werde natürlich auch dort sein», bestätigt Vanessa Läng. «Ich kann diesen Sport jedem und jeder empfehlen, es macht sehr viel Spass, in einem Weidling übers Wasser zu fahren.»