Weniger Busse und mehr Grün im Dorfkern

Der Endiger Dorfkern soll wieder als Zentrum wahr­genommen und vom Busverkehr entlastet werden. Zudem ist ein Minikreisel geplant.
Die heutige Kreuzung der Marktgasse mit Winkelstrasse und Hirschengasse soll mit einem Minikreisel ausgestattet ­werden. Im Hintergrund die zum Marktplatz umgestaltete Marktgasse. (Visualisierung: zVg)

Wer auf der Surbtalstrasse durch Endingen fährt, nimmt die Gemeinde als Strassendorf wahr. Das war nicht immer so und soll sich nach den Plänen des Gemeinderats wieder ändern – die Marktgasse, wie die Surbtalstrasse hier heisst, wieder zu einem Dorfzentrum werden. Wie es zum Strassendorf kam? Ein Blick auf die Siegfriedkarte von 1870 zeigt die Gemeinde ohne Surbtalstrasse. Wichtigste Verkehrsachse war die Hirschengasse, die einst über die Surbbrücke in die Winkelstrasse führte. Rechtsufrig ging es nach Tegerfelden – und zum Messort Zurzach – oder in Richtung Lengnau und Baden.

Tempi passati. Im Buch «Bilder aus vergangenen Zeiten» hat Karl Weibel Fotos publiziert, die an die Häuser erinnern, die nach dem Zweiten Weltkrieg der Surbtalstrasse in Richtung Norden weichen mussten. Weibel schrieb in diesem Zusammenhang von einer «Aushöhlung des Dorfkerns». Dennoch und zum Glück: Die Markgasse, einst Viehhandelsplatz, behielt ihre Handelsfunktion bis heute. Zwei Lebensmittelgeschäfte, Postdienstleistungen, Bank, Metzgerei, Bäckerei, Papeterie, Apotheke, Physiotherapie, Gesundheitsmassagen und ein Bistro – so eine Vielfalt gibt es in Gemeinden dieser Grösse nur selten und schon gar nicht auf so engem Raum.

Dieses Angebot zu erhalten und die Qualität der Marktgasse für die Bevölkerung zu steigern, ist dem Endinger Gemeinderat seit Jahren ein grosses Anliegen. Eine Testplanung aus dem Jahr 2015 zeugt davon, wie eine Schrift der ETH («Informelle Planungsverfahren in kleinen und mittleren Gemeinden») aus dem Jahr 2019 das Endinger Vorgehen mit Einbezug der Bevölkerung von Anbeginn als vorbildlich bezeichnet.

Ein Knackpunkt ist und war der Umstand, dass sich westlich der Marktgasse (zwischen ehemaliger Post und Volg) das Drehkreuz von vier regionalen Buslinien mit täglich 165 Postautoabfahrten befindet. Hinzu kommen 50 gelbe Busse, die auf Dienstfahrten zur oder ab der Endinger Postautogarage tagtäglich um den Dorfkern verkehren.

Busse wenden ausserhalb
Laut einem für die Marktgasse frisch vorliegenden Betriebs- und Gestaltungskonzept soll eine Wende- und Umsteigeanlage im Brühl (in Richtung Unterendingen) Abhilfe schaffen und Wendemanöver im Ortskern unnötig machen. Dort, wo sich heute alle Busse sammeln, gibt es künftig nur noch eine Station in Richtung Lengnau – direkt an der Hauptstrasse als Busbucht. Postautos nach Brugg halten in der Hirschengasse an einer Fahrbahnhaltestelle – die Haltestelle für alle ankommenden Fahrgäste von Lengnau und von Brugg ist neu vis-à-vis dem ehemaligen Gasthof Schützen geplant.

Die heutige Kreuzung der Marktgasse mit Winkelstrasse und Hir­schengasse soll mit einem Minikreisel ausgestattet werden, wie er beispielsweise beim Altersheim Döttingen realisiert wurde. Apropos Erschliessung: Auf dem künftigen Marktplatz sind keine weiteren Parkplätze für die Kundinnen und Kunden der ansässigen Detaillisten vorgesehen, doch soll die Parkierung in Abstimmung mit den Eigentümern optimiert werden. Eine Parkplatzanalyse hat gezeigt, dass das heutige Angebot an Parkplätzen im Dorfkern für die zukünftigen Ansprüche ausreicht. Die Bewirtschaftung soll jedoch verbessert werden.

Ein offenes Bushäuschen und ein Minikreisel sollen entstehen. (Visualisierung: zVg)

«Flache» Bsetzisteine
Auch Fussgängerstreifen sollen Bestand haben – ergänzt durch einen sogenannten Mehrzweckstreifen in der Mitte der Fahrbahn, der beim Queren und Abbiegen hilft. Dieser ist, wie die flach an die Fahrbahnen anschliessenden Fussgängerbereiche, mit einer Pflästerung geplant. «Bsetzisteine», die anderswo zum Politikum geworden sind? Weil sie sich für Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen als unkomfortabel erweisen. «Nein», sagt Gemeindeammann Ralf Werder. «Zusammen mit den kantonalen Stellen planen wir mit sogenannten Bindersteinen, wie sie zum Beispiel der Steinbruch Guber in Alpnach anbietet. Sie ergeben Flächen ohne ruppige Übergänge und sehen attraktiv aus.»

Und die Kosten? «Dazu sind Gespräche mit dem Kanton im Gang», sagt Werder. Dieser hat grundsätzlich 65 Prozent der Kosten für die eigenen Parzellen innerorts und zu 100 Prozent ausserhalb des Baugebiets (Wende- und Umsteigeanlage im Brühl)  zu übernehmen. «Wir sind allerdings noch in einem zu frühen Planungsschritt, um Zahlen nennen zu können», so Werder.