Wenn der Roboter gehorcht

Ozobot, Cubelet, Q-Scout und Lego Mindstorm: Die Robotik-Workshops in den Frühlings­ferien fördern die Begeisterung für Technik bei Kindern.
Er rollt vorwärts, dreht sich dann seitlich, feuert eine Kugel ab und meldet: «Game over!» In der Dorfbibliothek Obersiggenthal konnten Kinder der Mittelstufe während der Frühlingsferien in die Welt der Ozobots, Cubelets und Q-Scouts eintauchen. (Bild: AF)

An einem Tisch in der Dorfbibliothek Obersiggenthal liegt ein weisses Blatt, auf dem ein Strich gezeichnet ist. Ein sogenannter Ozobot fährt dem Strich entlang. Fasziniert verfolgen zwei Schüler die Route des runden Miniroboters in der Grösse eines Pingpongballs. Ozobots können sogar unterschiedliche Farben erkennen, die programmiert und auf einem weissen Blatt aufgetragen sind. Identifiziert ein Ozobot einen Farbablauf – zum Beispiel Grün-Rot-Grün-Rot –, dreht er sich um die eigene Achse.

Die Dorfbibliothek führt auch dieses Jahr in Zusammenarbeit mit Libs (industrielle Berufslehren Schweiz) einen Robotik-Workshop für Mittelstufenschüler durch. An mehreren Halbtagen können sich jeweils sechs Kinder unter fachkundiger Anleitung der Automatiker-Lernenden Libs im Programmieren, Zusammenbauen und Konstruieren ausprobieren.

Einen Posten weiter lässt ein Schüler einen Lego-Mindstorm-Roboter vorwärtsrollen, dann dreht er sich zur Seite und feuert eine Kugel ab. Es ertönt «Game over». Auch die Lego-Mindstorm-Roboter werden mit einem Programm gesteuert. Dieses wird allerdings nicht in einer Programmiersprache geschrieben, sondern aus einzelnen Blöcken zusammengesetzt. Anschliessend wird ein Startereignis ausgewählt – zum Beispiel ein Sensor, der aktiviert wird, oder ein Knopf, der gedrückt wird. Zudem können Bedingungen gesetzt werden. Der Lego-Mindstorm-Roboter kann Geräusche von sich geben und verfügt über ein kleines Display. 

Fahrt durchs Labyrinth
Weiter hinten ist am Boden ein Labyrinth aufgebaut. Die Aufgabe ist, einen aus vier Kugeln bestehenden Roboter so zu programmieren, dass er vom Start zum Ziel kommt. Sehr beliebt bei den Kindern ist das Aktivieren des Roboters mittels Klatschen. Er wird so programmiert, dass er zuerst fünfzig Zentimeter geradeaus fährt, bevor er sich nach links dreht. Alternativ kann der Parcours mit einem sogenannten Q-Scout befahren werden. Das ist ein programmierbares Fahrzeug, das Libs gehört. Die restlichen Roboter und Gerätschaften sind aus der Makerspace-Toolbox, einer Leihgabe der Stiftung Bibliomedia, die sich für die Leseförderung und die Bibliotheksentwicklung einsetzt.

Gemäss Bibliotheksleiterin Sibylle Baumgartner ist die Bibliothek nicht nur ein Ort zum Bücherausleihen. Bibliotheken verfolgen das Ziel, Kompetenzen zu stärken und freien, leichten Zugang zu Information und Wissen zu gewährleisten – und das in einem nicht kommerziellen Raum. Der Umgang mit neuen Technologien ist ein Schlüssel für die gesellschaftliche Teilhabe. Für Berufsbildner Andreas Guntern ist es eine Möglichkeit, die Technikbegeisterung bei Kindern zu fördern. «Für die Oberstufe gibt es genügend Angebote, aber für die Mittelstufe noch nicht so viele.»

Zwei Mädchen bauen Cubelets zusammen – Würfel, die sich magnetisch verbinden und kommunizieren können. (Bild: af)

Mehr Mädchen als Jungen
Stolz erzählt er von einem Workshop in einer Schulklasse, der ebenfalls von der Dorfbibliothek initiiert wurde. Ein Kind erklärte bei der abschliessenden Feedbackrunde als einzigen negativen Punkt, dass jetzt schon Pause sei. Mehr als die Hälfte der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler waren Mädchen, die mit überdurchschnittlichem Interesse und Talent auffielen.