Wo Emotionen freigetanzt werden

Im Kurtheater proben 20 Jugendliche unter sozial- und tanzpädagogischer Leitung. Sie fiebern der grossen Aufführung am 3. Juni entgegen.
Bei Kids in Dance können sich die Jugendlichen austoben und Freundschaften fürs Leben schliessen. (Bild: zVg | Olivia Suter)

Kurtheater Baden, Dienstagabend, 18.30 Uhr. Die knapp 20 Jugendlichen der Tanzgruppe Kids in Dance sind in Bewegung. Tanzpädagogin Sabine Schindler, die Co-Leiterin des Projekts, ist verantwortlich für die Choreografie: «Einiges ist fix vorge­geben. Die Jugendlichen dürfen aber auch mit entwickeln.» Seit November proben die Tänzerinnen und Tänzer im Alter von zwölf bis siebzehn Jahren im Kurtheater.

Die Sozialpädagogin und Co-Leiterin Bettina Aremu erzählt: «Bis die Gruppe beisammen war, hat es ein wenig gedauert.» Am Anfang seien Jugendliche aus dem Projekt ausgestiegen, neue hinzugekommen. Jetzt sei die Gruppe jedoch vollständig. Die Jugendlichen hätten begriffen, dass es bis zur ersten Aufführung am 3. Juni nicht mehr lang dauere. Mit den Wechseln geht Aremu jedoch gelassen um. Die Jugendlichen stünden in ihrem Leben schon genug unter Druck: «Wir wollten ihnen die Freiheit lassen teilzunehmen, aber auch auszusteigen.»

Wo Freundschaften entstehen
Wie eine kleine Familie sei das für sie hier, erzählt die 15-jährige Sarina. Während der letzten Probe hätten sie nach einem schlechten Tag alle in den Arm genommen. «Auch Bettina und Sabine haben Verständnis für alles, das ist nicht selbstverständlich.» Schon zum dritten Mal tanzt Sarina bei Kids in Dance mit. Zum dritten Mal ist auch der 15-jährige Miguel dabei: «Ich fühle mich wohl hier.» Sarina ergänzt: «Mir gefällt es, dass ich hier Freunde gefunden habe. Miguel ist mein guter Kollege, mein ‹Seelen­retter›.»

Miguel ist der einzige Tänzer in der Gruppe. Co-Leiterin Aremu stellt fest, dass sich Jungs in diesem Alter nicht trauen, bei Laientänzen mitzuwirken. «Bei Profitänzern sieht das wieder anders aus.» Gemeinsam können die Jugendlichen nach einem strengen Schultag beim Tanzen Dampf ablassen. «Wir tanzen coole Choreos zu tollen Liedern, von Pop bis Klassik», sagt Anastasia. Die 13-jährige nimmt zum ersten Mal bei Kids in Dance teil. «In der Schule habe ich einen Flyer gesehen. Als ich klein war, habe ich Zumba getanzt.»

Bei der 13-jährigen Caitlin war es die Mutter, die Kids in Dance auf Instagram entdeckte und ihrer Tochter davon berichtete. Mit von der Partie ist ebenso die 15-jährige Bitania. Sie spricht Englisch. Bei Kids in Dance verbessert sie ihr Deutsch. Tanzen ist eine Sprache, die nonverbal verbindet. Die meisten Jugendlichen kommen aus dem Raum Baden und Umgebung. Thema der Proben und der Aufführungen sind Emotionen, welche die Jugendlichen beschäftigen. Für Anastasia wird es die erste Aufführung sein. Sie freue sich, sei aber aufgeregt, meint die Tänzerin. Der erfahrene Miguel nimmt es gelassen: «Inzwischen bin ich nicht mehr so nervös.»

Tanz und Theater für alle
Der Verein Kids in Dance wird von Trägerorganisationen finanziert, weshalb die Jugendlichen kostenlos teilnehmen können. Tanzen ist normalerweise ein teurer Sport. Sarina schwärmt vom Gratissnack nach den Proben. Aremu sagt lachend: «Ja, die Bananen, Äpfel und Riegel sind fester Bestandteil.» Das Projekt Kids in Dance wurde von den Vereinsgründerinnen Aremu und Schindler 2017 ins Leben gerufen. Angefangen hat alles in Zürich. Danach hat sich das Projekt auf Baden, Rapperswil-Jona und Steckborn (Thurgau) ausgedehnt. An den letzten beiden Orten finden seit Januar 2023 Proben statt. Mehr Informationen zum Projekt, zu den Proben und den Aufführungen sind auf kidsindance.ch zu finden.