Die ewige Sinnfrage

In der Rubrik «Querbeet» beleuchten namhafte Autorinnen und Autoren ein von ihnen gewähltes Thema – und sorgen damit wöchentlich für Inspiration.

Wenn man als redaktioneller Zaungast dazu eingeladen ist, ab und zu eine Kolumne zu schreiben, taucht irgendwann die wohl menschlichste aller Fragen auf: Welchen Sinn sollen diese eigentlich haben? Diese Sinnfrage stellen sich die einen ja eher nüchtern philosophisch, andere wiederum transzendental, aber die meisten wohl ab und zu am Morgen beim Blick in den Spiegel, wenn es darum geht, ob sich das Aufstehen überhaupt lohnt. Und weil es darauf keine allgemein gültige Antwort geben kann, habe ich vor geraumer Zeit einmal versucht, die DNA dessen zu entschlüsseln, was in der Sinnfrage so alles enthalten sein könnte. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, dafür ausnahmsweise in Reimform, selbst wenn sich im Leben nicht immer alles reimt.

Den Sinn dieses Lebens
des Nehmens und Gebens
des Seins und des Habens
des Fütterns und Labens
des Eilens und Wartens
des Endens und Startens
des Tuns und des Lassens
des Liebens und Hassens
des Kommens und Gehens
des Hörens und Sehens
des Fühlens und Denkens
des Fügens und Lenkens
des Lernens und Lehrens
Verzichts und Begehrens
des Schenkens und Raubens
des Zweifelns und Glaubens
des Essens und Trinkens
Aufsteigens und Sinkens
des Trauerns und Freuens
und manchmal Bereuens
des Rennens und Rastens
des Ruhens und Hastens
des Streitens und Schlichtens
des Redens und Dichtens
des Bleibens und Reisens
und immerfort Kreisens
des Werdens und Reifens
und endlich Begreifens …
Den Sinn dieses Lebens
sucht mancher zeitlebens
vergebens.

In Anbetracht des weltweit von unterschiedlichem Wahn-Sinn getrübten Geschehens können wir uns nur immer wieder neu gegenseitig zu möglichst sinnvollem, sinnstiftendem und sinnlichem Bemühen ermuntern. 

ernst.bannwart@bluewin.ch