«Die meisten Kunden sind ehrlich»

Auf dem Blumenfeld in Hertenstein können von Frühling bis Spätherbst Schnittblumen selbst geschnitten werden. Wie funktioniert das?
Hansueli Schmid inmitten seiner Blumen auf dem Feld des Eichmatthofs. (Bild: mpm)

Der Wind bläst heftig über das Feld, das leicht erhöht in der Kurve gleich nach dem Weiler Hertenstein liegt. Unbeeindruckt wiegen die Oster­glocken ihre gelben Köpfe im Wind. Ihnen macht die Kälte nichts aus, es sind die ersten Blumen, die den farbigen Reigen auf dem Feld von Hansueli und Elsbeth Schmid eröffnen. «Sie sind robust und pflegeleicht», bestätigt Hansueli Schmid, der zusammen mit seiner Frau das Feld bestellt und pflegt. Verblühen die Osterglocken langsam, folgen die Tulpen. Rund 25 verschiedene Tulpensorten bilden hier in schönen Reihen farbige Tupfer in der Landschaft. «Besonders begehrt sind derzeit die pinkfarbigen und weissen Tulpen», weiss Elsbeth Schmid zu berichten. Das ändere sich aber immer wieder. Nur Gelb sei derzeit nicht so begehrt.

Am Anfang waren Sonnenblumen
Vor rund zwanzig Jahren begannen Schmids mit dem Blumenfeld, zunächst nur mit Sonnenblumen. «Sie waren damals für eine Ausstellung sehr beliebt», erinnert sich Hansueli Schmid. Deshalb begannen sie, das Feld zu vergrössern und mehr Blumen zu kultivieren. Früher hatten sie zwei Sorten Sonnenblumen im Angebot: «Zum einen die ‹normalen› mit Blütenstaub und zum anderen diejenigen ohne Blütenstaub. Diejenigen ohne Blütenstaub und Pollen waren beliebter: Es gab weniger allergische Reaktionen, und die Schnittblumen hinterliessen keine Flecken auf Möbeln oder Tischdecken.» Heute baut Hansueli Schmid nur noch Sonnenblumen ohne Blütenstaub an.

Dennoch verhungern die Insekten, insbesondere die Bienen, auf dem Feld nicht. Um es während der Saison fortlaufend attraktiv zu halten, werden verschiedene Blumen angebaut, die gestaffelt blühen. Auf die Tulpen folgen die Blüten der Fliederbüsche, die Hasen- und Maiglöckchen, und dann geht der Blütenzauber erst richtig los: Nebst den Sonnenblumen finden sich Pfingstrosen, Kornblumen, Allium, Blaudisteln, Glockenblumen, Rittersporn, Cosmea (Schmuckkörbchen), verschiedene Gräser, Bartnelken, Phlox, Lavendel, Löwenmäulchen, Schleierkraut, Lupinen, Verbenen, Sommerastern, Dahlien, Hortensien, Strohblumen, Tanacetum (Falsche Kamille), Zinnien, Margeriten und zum Schluss bis zum ersten Schnee die Winterastern (Chrysanthemen). Speziell am Blumenfeld in Hertenstein sind die zahlreichen Rosenstöcke, die mit viel Aufwand gepflegt werden, und auch die hier gepflanzten Gräser findet man nicht überall.

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Tulpe Monsella.

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Tulpe Honeymoon. (Bilder: MPM)

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Blumen sind auf sich gestellt
«Wir experimentieren manchmal, bestellen neue Sorten», so Hansueli Schmid. «Aber grundsätzlich gilt: Es bleibt, was wächst», ergänzt seine Frau. Wenn eine Blume mit dem Boden oder der etwas exponierten Lage nicht zurechtkommt, wird sie im nächsten Jahr nicht angepflanzt. Die beliebten Ranunkeln sind beispielsweise auf dem Blumenfeld nicht zu finden. «Sie sind sehr aufwendig», weiss Elsbeth Schmid. «Sie dürfen nicht zu kalt haben, nicht zu nass stehen – sie eignen sich einfach nicht.» Nach dem Säen oder Pflanzen wird zu Beginn noch bewässert. Danach sind die Blumen aber auf sich allein gestellt, selbst während der heissen Trockenphasen.

Das Blumenfeld wurde über die Jahre stets beliebter, und deshalb errichteten die Schmids vor einigen Jahren einen kleinen Kiesparkplatz für die Besucher und Besucherinnen. Schere oder Messer zum Schneiden liegen vor Ort auf. Bei den Sonnenblumen muss man den richtigen Zeitpunkt erwischen. «Im Innern sollte die Blüte flach sein, und man muss darauf achten, dass der äussere braune Rand der Blüte rund einen Zentimeter breit ist», erklärt Hansueli Schmid.

Generell sollten Schnittblumen, wenn möglich, mit einem scharfen Messer geschnitten werden. Die Schere quetscht oft den Stängel und zerdrückt die feinen Kanäle, mit denen die Blumen Wasser aufnehmen. Können die geschnittenen Blumen nicht sogleich ins Wasser gestellt werden, sollten sie zu Hause nochmals angeschnitten werden, damit sie eine möglichst frische Schnittstelle aufweisen.

Das Blumenfeld geht mit der Zeit, bezahlt werden kann mit Bargeld oder Twint. «Die meisten Pflücker und Pflückerinnen sind ehrlich», bestätigt Elsbeth Schmid. Allerdings gebe es immer wieder Diebstähle, oder es fänden sich allerlei Sachen in der Kasse, und es seien sogar schon ganze Blumenstöcke ausgegraben worden. Die Unverfrorenheit mancher Menschen ärgert das Ehepaar Schmid natürlich. Aber insgesamt sei die Bilanz gut. «Ein Haus ohne Blumen ist einfach trostlos», ist Elsbeth Schmid überzeugt.