Ein Küsschen vom Barkeeper

Er ist grellgrün und schmeckt nach Zitronengras: Mit dem Sommerdrink Besito will Boris Malivuk den Getränkemarkt aufmischen.
Mit der Entwicklung und Lancierung des Apérogetränks «Besito» hat sich der 53-jährige Barkeeper Boris Malivuk (links) ein Lebenstraum erfüllt. (Bild: zVg)

Als Kind hatte sich Boris Malivuk einst geschworen, irgendwann eine Erfindung zu machen. «Mit 53 Jahren habe ich dieses uralte Versprechen nun eingelöst», sagt der gelernte Gastronom, der in Wallisellen aufgewachsen ist und heute in Spreitenbach lebt. Seine Innovation ist grellgrün und prickelnd: Der Zitronengraslikör ­Besito – spanisch für Küsschen – soll eine Alternative zum beliebten Aperol Spritz werden. Der Besito hat einen Alkoholgehalt von 16 Prozent und bildet die Basis für Mischgetränke mit Prosecco oder weitere Longdrinks und Cocktails. Es gibt ihn aber auch als alkoholfreie Alternative (Besito Cero) sowie als Besitocello (25 Volumenprozent), der wie der Limoncello eisgekühlt genossen wird. «Mit dem Besito Cero haben Menschen, die keinen Alkohol trinken, endlich Alternativen zu Softdrinks», erklärt der Mann mit dem markanten Bart, der Teilzeit auch als Kellner des Restaurants Isebähnli in Baden arbeitet.

Beim Barbesuch entdeckt
Die Idee für den Likör entstand schon vor fünf Jahren. Bei einem Barbesuch in Zürich trinkt Malivuk mit seiner Freundin einen Prosecco mit Zitronengrassirup. Der Geschmack überzeugt das Paar derart, dass es den exotischen Sirup zu Hause nachkocht und seinem Besuch serviert. «Der Drink wurde zu unserem Hausapéro, und im Freundeskreis kam er ebenfalls immer sehr gut an», sagt der 53-Jährige erfreut. Er beginnt, zu experimentieren, und macht sich auf die Suche nach einem Produzenten. Bei der Spezialitätenbrennerei Humbel in Stetten AG lässt Malivuk 2019 einen Schnaps mit frischem Zitronengras brennen. Diese Variante ist allerdings zu kostspielig, um marktfähige Preise anbieten zu können. Ein entscheidender Tipp kommt von einem Hersteller aus Winterthur: natürliche Aromen. In seiner Küche entwickelt Malivuk mit Aromen von Zitronengras, Pfefferminz, Ingwer, Rhabarber und Limette innerhalb eines Jahres die ersten Prototypen.

Bei sogenannten Tastings erhält er Feedback zu seinem Produkt. «Einmal mietete ich zwei Tage lang eine Bar in Zürich und schenkte den Besito gratis für Passanten aus, die im Gegenzug einen Fragebogen ausfüllen mussten», erzählt er. Danach war klar: «Wir versuchen es!»

Ohne Wasserzugabe: Boris Malivuk mixt den Besito Spritz mit Prosecco und Eis – fertig ist die Aperol-Alternative. (Bild: zVg)

Grün als Blickfang
Die grellgrüne Farbe ist ein optischer Blickfang, hat aber keinen Einfluss auf den Geschmack. «Aber sie macht viele Menschen neugierig», ist Mali­vuk überzeugt. Für die Kommerzialisierung hat er unterdessen den Zürcher Geschäftsmann Dominik Frey (34) ins Boot geholt, der in Zürich erfolgreich ein Start-up mit Escape-Rooms aufgebaut hat. Im Juni 2021 gründen sie ihre Firma Delibev GmbH und lassen beim Traditionsbetrieb Lateltin in Winterthur eine erste, kleinere Abfüllung machen. «Lateltin hat unsere Rezeptur verfeinert und den gesetzlichen Vorgaben angepasst», erzählt Malivuk. Auch bei der Kreation der alkoholfreien Variante und des Besitocello unterstützt das Unternehmen die beiden. Dank eines Crowd­fundings können Malivuk und Frey eine zweite Charge abfüllen – 10 000 Flaschen. 

«Für Heilige und Sünder»
Für die Gestaltung der Etikette haben die beiden Geschäftsparter der Plattform freelancer.com einen Auftrag ausgeschrieben – und Bewerbungen aus der ganzen Welt erhalten. Am meisten überzeugt hat sie ein junger Designer aus Algerien, Elia. Sein Entwurf zeigt einen Kussmund, unter dem steht: «The Original for Saints and Sinners.» Weiter unten umarmen sich ein Engelchen und ein Teufelchen. Auf der alkoholfreien Flasche heisst es: «Not just for Saints.» Auf der Rückseite ist das Rezept abgedruckt. Mittlerweile entstehen sämtliche gestalterischen Produkte in Algerien, «und wenn es sich mal ergibt, gehen wir Elia besuchen», sagt Boris Malivuk.

Der Besito ist mittlerweile in rund fünfzig Lokalen in Zürich und in der Region Baden erhältlich, hier unter anderem in der Bodega-Bar, im Plattform Store an der Bäderstrasse, im Lemon sowie in den Gourmetrestaurants Schartenfels, Hertenstein und Bones. Ebenso der Getränkegrosshändler Schüwo hat den Besito ins Sortiment genommen. Zudem können alle Varianten im Webshop unter besito.ch (ab 12.90 Franken pro Flasche) bestellt werden.

Hinter dem vielversprechenden Start steckt harte Arbeit, die noch lange nicht beendet ist. Seit einem Jahr arbeitet Malivuk mit einem 70-Prozent-Pensum für Delibev, um den Besito zu promoten und zu etablieren. «Auf uns hat keiner gewartet. Entscheidend ist die Begeisterung des Gastro-Personals – ob es den Besito den Gästen empfiehlt», weiss der Erfinder. Er glaubt fest daran, dass sein «Küsschen» den Durchbruch schafft.