«Klare Botschaften sind wichtig»

Nadine Stutz hat 2011 als Erste in der Schweiz zum Thema ­Social Media doktoriert. Heute präsentiert sie in Baden das ­Jubiläums-Badenfahrt-Buch.
Hat die Stadt Baden als OK-Mitglied noch besser kennengelernt: Nadine Stutz (42) aus Widen. (Bild: is)

Der heutige Donnerstag, 27. April, ist für Nadine Stutz ein Tag der doppelten Freude: «Am Morgen wird mein neues Bücherregal geliefert, und abends stellen wir im ‹Bau-100› auf dem Theaterplatz das Jubiläumsbuch der Badenfahrt vor», sagt die Ressortleiterin Kommunikation und Medien des Badenfahrt-OK. Die 42-Jährige hat Hunderte von Büchern zu Hause und ist eine richtige Leseratte – was auf den ersten Blick widersprüchlich wirkt. Denn Stutz ist einst als Pionierin der digitalen Kommunikation in die Schweizer Hochschulgeschichte eingegangen und erstellt mit ihrer Zürcher Beratungsagentur Empower digital schwerpunktmässig digitale Kommunikationsstrategien und -konzepte für Unternehmen.

Dass das Haptische auch in der digitalen Welt noch gebraucht werde, sei im Badenfahrt-OK allen schnell klar gewesen, erinnert sich Stutz. Und so erscheinen zum diesjährigen Volksfest sogar zwei Bücher – eines zum Jubiläum und im November eines über die Badenfahrt 2023 unter dem Motto Neo-, beide im Badener Verlag Hier + Jetzt. Weil die Geschichte der Badenfahrt von Menschen und Emotionen vergangener Feste lebt, ist das Jubiläumsbuch nach Themen und nicht chronologisch gegliedert. «Auf verkürzten Seiten mit anderem Papier befindet sich aber eine Zusammenfassung jeder einzelnen Badenfahrt», fügt Stutz an. Zusätzlich werden natürlich digital spannende Geschichten erzählt: auf der Website, mit Insta-gram und Facebook.

Vom Jubiläum zum Programm
Seit drei Jahren arbeitet das OK an der Organisation von «Neo-». In der Kommunikation ist die grosse Herausforderung, dass parallel zum eigentlichen Fest ein Jubiläum gefeiert wird. In den vergangenen Monaten stand die 100-Jahr-Ausgabe im Fokus der Öffentlichkeit; gut vier Monate vor der Badenfahrt biegt Nadine Stutz mit ihrem Team nun auf die Zielgerade ein. «Bald geht es los mit der Programmkommunikation», sagt die Expertin und winkt bei Fragen nach den Highlights des zehntägigen Fests vom 18. bis 27. August charmant, aber bestimmt ab: «No comment.»

Klare Botschaften seien wichtig, sagt Nadine Stutz, die in Widen aufgewachsen ist. Nach der Matura Typus D (neusprachliches Gymnasium) an der Kantonsschule Wettingen studiert sie in Fribourg Medien- und Kommunikationswissenschaften, Journalistik und Englische Literatur. «Schon damals faszinierte mich, was Kommunikation mit dem Menschen macht.» Während des Studiums arbeitet sie im Bereich Kommunikation und Marketing – einerseits, um ihr Studium zu finanzieren, andererseits, um praktische Erfahrung zu sammeln. «Dadurch bin ich nun über zwanzig Jahre in diesem Business.»

Nach dem Abschluss 2006 plant Nadine Stutz Reisen und dann die Stellensuche – doch es kommt alles anders: «Ich wollte doch noch eine Dissertation schreiben.» Zuerst wählt sie als Thema «Brand Communities», doch als 2007 Facebook und Twitter live gehen, interessieren sie diese Markengemeinschaften nicht mehr. «Mein Plan war, zusammen mit Unternehmen eine Dissertation über Social-Media-Kommunikation und Markenführung zu schreiben», erinnert sich Stutz. Damals war das revolutionär.

Langer Weg zur Doktorarbeit
Erst nach über einem Jahr findet sie eine Betreuerin am Institut für Publizistik an der Uni Zürich und drei Unternehmen, die bereit sind, sie zu begleiten. Im Jahr 2011 gibt Nadine Stutz ihre Dissertation ab – und ist mit Anfang 30 die Erste in der Schweiz, die zum Thema Social Media doktoriert. «Aber vieles, was in meiner Arbeit stand, war zu diesem Zeitpunkt bereits veraltet. Ich spürte, dass in diesem Bereich noch ganz viel kommen wird», sagt sie heute.

Von 2012 bis 2019 baut Stutz bei Raiffeisen Schweiz die Social-Media-Kommunikation auf. Selbst Krisenkommunikation und Konfliktgespräche sind ihr nicht fremd. Kurz vor dem Corona-Lockdown macht sie sich mit ihrer Firma Empower digital in Zürich selbstständig – ein halbes Jahr später kommt der Anruf aus Baden: Vizepräsident Dominik Sinniger bietet ihr den Posten als Ressortleiterin Kommunikation und Medien im Badenfahrt-OK an. Eine der ersten Handlungen von Nadine Stutz ist die Erstellung eines Kommunikationskonzepts für die Jubiläumsausgabe: «Es ist wichtig, eine Linie in der Haltung zu haben, auch für die Selbstreflexion», findet sie.

In ihr Ressort fallen nicht nur die Betreuung der Medien und die Webpräsenz, sondern ebenso sämtliche Korrespondenz, die Erstellung von Storylines für Events, die Beratung der 99 Badenfahrt-Vereine, das Merchandising sowie die Signaletik, in der sie intensiv mit der Abteilung Sicherheit der Stadt Baden zusammenarbeitet. «Es ist ein riesiges Gebiet, und nicht alles ist nach aussen sichtbar», weiss Nadine Stutz. Trotz der grossen zeitlichen Belastung mache ihr die Arbeit mit den OK-Mitgliedern grossen Spass: «Und Menschen machen in einer digitalisierten Welt schliesslich den Unterschied aus.»