Windisch vor einer Grossinvestition

Am 14. Mai stimmt Windisch über den 35-Millionen-Franken-Kredit für den Neubau der Schulanlage Dohlenzelg ab. Ein grosses Projekt.
Erläuterten das Projekt: Lucas Zumsteg, Architekt; Marco Wächter, Verwaltungsleiter; Heidi Ammon, Gemeindepräsidentin; Monica Treichler, Vizepräsidentin; Isabelle Bechtel, Gemeinderätin; Adrian Humbel, Bauherrenvertreter. (Bild: hpw)

Dieses Bauprojekt sei der wichtigste Meilenstein in der Geschichte der Schule und der Gemeinde in den letzten Jahren, betonte der Gemeinderat Windisch an einer Pressekonferenz. Gemeindepräsidentin Heidi Ammon, die Gemeinderätinnen Monica Treichler (Ressort Hochbau) und Isabelle Bechtel (Schule) sowie Verwaltungsleiter Marco Wächter begründeten die Notwendigkeit und die Auswirkungen der grossen Investition, während Architekt Lucas Zumsteg und der Bauherrenvertreter Adrian Humbel den Umfang und die Abwicklung des Vorhabens erläuterten.

Die Anlagekosten belaufen sich auf 37,82 Millionen Franken. Nach Abzug der bereits genehmigten Planungskredite verbleibt ein Baukredit von 35,68 Millionen Franken. Dazu kommen 280 000 Franken für eine Photovoltaikanlage, die vom Elektrizitätswerk Windisch finanziert und betrieben wird. Der Einwohnerrat bewilligte die Kredite im Januar mit 33 zu 0 Stimmen. Das letzte Wort haben am 14. Mai die Stimmberechtigten an der Urne.

Baufällig, veraltet, zu klein
Das Schulhaus und die Turnhalle Dohlenzelg sind am Ende der Lebensdauer angelangt. Dächer, Fassaden und Leitungen weisen Schäden auf. Die Schulräume genügen dem Platzbedarf und den heutigen Unterrichtsanforderungen nicht mehr. Die 1957 «auf freiem Feld» bezogene Anlage galt als architektonische Trouvaille. Sie brachte es allerdings nicht so weit wie das doppelt so alte, 1888 errichtete und immer noch benutzte Schulhaus an der Dorfstrasse, das 1891 eine Bronzemedaille an der Pariser Weltausstellung gewann. Hingegen waren die Auseinandersetzungen um das Schulhaus Dohlenzelg einzigartig: Es brauchte acht Gemeindeversammlungen bis zum Baubeschluss.

Mit der Zeit entwickelte sich Dohlenzelg zum Schulschwerpunkt. Neben dem Primarschulhaus entstanden die Bezirksschule, das Schulhaus für die Real- und die Sekundarstufe, ein Kindergarten, das Gebäude für die Schulverwaltung und die Bibliothek sowie die Dreifachsporthalle. Nun sollen das 66-jährige Primarschulhaus und die Turnhalle abgebrochen und durch einen 114 Meter langen Neubau am Rand des Schulgeländes ersetzt werden. Die Nutzfläche würde gegenüber den heutigen Anlagen verdoppelt. Konkret entstehen drei zusätzliche Klassenzimmer.

Grosszügig und ökologisch
Der Neubau verfügt über ein Sockelgeschoss in Betonbauweise mit Duschen, Garderoben und Nebenräumen sowie zwei Über-Terrain-Geschosse in Holzkonstruktion. Im Erdgeschoss befinden sich der Haupteingang, ein Foyer für unterschiedliche Nutzungen mit bis zu 300 Personen, Werkräume, Musikzimmer, Lehrerbereich und Doppelkindergarten. Das Obergeschoss enthält zwölf Klassenzimmer sowie Gruppen- und Spezialräume, die den Lehrplan-21-Bedürfnissen entsprechen. Die Zweifachturnhalle im südlichen Teil ist ins Terrain abgesenkt, die Spielflächen liegen auf Untergeschossniveau.

Im Projektbeschrieb wird auf nachhaltige ökologische Merkmale hingewiesen. Mit der mittlerweile für ein Bauvorhaben dieser Grösse vorgeschriebenen Solaranlage sollen jährlich rund 121 500 kWh Strom ins Netz eingespeist werden. Das Warmwasser wird über eine Hochtemperaturwärmepumpe erzeugt. Beim Schulhaus- und Turnhallenrückbau werden die Mauern nur bis einen Meter unter Terrain abgebrochen, die Untergeschosse mit Abbruchmaterial aufgefüllt und die Bodenplatten so perforiert, dass das Wasser versickern kann. Das Aushub- und Abbruchmaterial wird in der Nähe auf einer Parzelle «Im Winkel» zwischengelagert. Bei den neuen Massivbauteilen wird auf Recyclingbeton und bei der Holzkonstruktion so weit wie möglich auf Holz aus der Region fokussiert. Im Aussenbereich sorgt eine Baumallee entlang des Gebäudes für schattige Aufenthaltsbereiche. Das Schulgelände (grüne Mitte) weist mit Spielwiese, Sprintbahn und Allwetterplatz ungefähr im bisherigen Umfang Angebote für den Schul- und Vereinssport auf.

Finanzielle Auswirkungen
Die Gemeinde sieht im Zeitraum 2023/32 rund 60 Millionen Franken vor. Dabei stellt die Schulanlage Dohlenzelg mit über 35 Millionen Franken den grössten Posten dar. Er lässt die Nettoverschuldung und die Folgekosten ansteigen. Die Abschreibungen und Zinskosten sind im ersten Jahr mit 2,47 Millionen Franken budgetiert; darin enthalten sind 652 000 Franken einmalige Abschreibungen für den Rückbau des alten Schulhauses und der Turnhalle. Die künftigen Betriebs- und Personalfolgekosten fallen wegen des grösseren Bauvolumens ebenfalls etwas höher aus. Immerhin enthält das Bauprojekt eine Kreditreserve von 1,40 Millionen Franken, was angesichts der jüngsten 12-prozentigen Bauteuerung eine Rückversicherung bedeutet.

Wie verkraftet Windisch die neue finanzielle Herausforderung? Die Ausgangslage ist laut Heidi Ammon «nicht schlecht». Dank guten, auf einer Steuerfusserhöhung basierenden Rechnungsabschlüssen vermochte die Gemeinde ihre noch 2014 ausgewiesene Nettoschuld von 20 Millionen Franken bis letztes Jahr in ein Nettovermögen von 8,3 Millionen Franken umzuwandeln. In der Finanzplanung bis 2032 rechnet der Gemeinderat damit, dass das gegenwärtige Nettovermögen von 1028 Franken pro Einwohner in eine Nettoschuld von 3980 Franken pro Einwohner umschlägt – was kurzfristig zugelassen ist – und die Darlehensschulden der Gemeinde von 6 Millionen auf insgesamt 20 Millionen Franken steigen.

«Wir schaffen das!»
Die Schulhausinvestition soll ohne weitere Steuerfusserhöhung gestemmt werden. Dazu bedürfe es aber einer sorgfältigen Finanzstrategie und einer disziplinierten Budgetpolitik, betonte Gemeindepräsidentin Heidi Ammon. Sie verschwieg nicht, dass es Risiken gibt, insbesondere beim Wachstum der gebundenen, von der Gemeinde nicht beeinflussbaren Ausgaben wie Pflegefinanzierung, Anteil an Lehrerlöhnen, Sonderschulungen, Asylwesen usw. Deshalb wolle der Gemeinderat alle Kreise, nicht zuletzt die Gemeindeverwaltung, für die Herausforderungen sensibilisieren. «Wir schaffen das!» Auch ihre Kolleginnen Monica Treichler und Isabelle Bechtel teilten die Meinung, dass kommende Generationen von der Grossinvestition in die neue Schulanlage profitieren.