Ein äusserst friedlicher Protest

Anwohner fordern im Rahmen der geplanten Sanierungsarbeiten an der Oberdorfstrasse Massnahmen gegen die Tempomissachtung.
Ueli Zulauf, Frau Gemeindeammann Bettina Lutz Güttler und Mitunterzeichnende bei der Übergabe der Petition. (Bild: is)

Im Schatten der Bäume steht ein Tischchen mit frischem Zopf und Fruchtsaft. Pappbecher und Servietten liegen bereit. Ein gutes Dutzend Personen hat sich am Mittwoch vergangener Woche auf dem Platz vor dem Gemeindehaus Obersiggenthal eingefunden, um auf ein Anliegen aufmerksam zu machen. Kinder, Eltern, Pensionäre tragen Plakate mit Aufschriften wie: «Weniger Lärm. Mehr Wohnqualität. Weniger Gedankenlosigkeit. Mehr Platz für Kinder.» Sie alle sind Anwohnerinnen und Anwohner der Oberdorfstrasse und haben eine Petition unterschrieben, die vom Gemeinderat Massnahmen gegen die Tempoüberschreitungen auf der Quartierstrasse fordert. 44 Personen haben das Papier von Initiant Ueli Zulauf unterschrieben.

Tempo 30 – na und?
Die Oberdorfstrasse ist einerseits eine Quartierstrasse in einem beliebten Wohnquartier von Nussbaumen. Andererseits ist sie eine Durchgangsachse für Bewohnerinnen und Bewohner des Weilers Tromsberg und für Erholungssuchende auf der Geländeterrasse oberhalb von Nussbaumen. «Auf dem Abschnitt Kirchweg–Langgasse gilt auf der Oberdorfstrasse Tempo 30. Nach meinen Beobachtungen hält sich jedoch kaum jemand an diese Vorschrift», erklärt Ueli Zulauf bei der Übergabe der Petition an Frau Gemeindeammann Bettina Lutz Güttler. Ebenso werde häufig der Rechtsvortritt missachtet – von Autos sowie von Velos, die oft mit hohem Tempo den Hang hinuntersausten. «Von oben lässt man rollen, und von unten drückt man aufs Gas, um Schwung zu holen», weiss Ueli Zulauf. Ein Nussbaumer bekräftigt, dass ausserdem der Lärm sehr störend sei.

«Wir wollen keine Konfrontation»
Was fordern nun die Petitionärinnen und Petitionäre vom Gemeinderat? «Wir wollen keine Konfrontation und fordern auch kein Fahrverbot», sagt Ueli Zulauf. Im Aufgaben- und Finanzplan der Gemeinde sei ohnehin vor­gesehen, die Oberdorfstrasse in den nächsten Jahren zu sanieren. «Das wäre die richtige Gelegenheit, bauliche Massnahmen an der Strasse vorzunehmen.» Bei der Gestaltung sei ihnen wichtig, dass diese Massnahmen passend zum alten Dorfkern gestaltet würden – mit Bäumen, Verkehrsinseln oder Ähnlichem. «Wir wünschen uns wieder mehr Rücksichtnahme und dadurch mehr Wohnqualität», erklärt der ehemalige Gemeinderat. Bettina Lutz Güttler hört den Petitionären aufmerksam zu, nimmt das Papier von Ueli Zulauf entgegen und sagt: «Sie rennen damit offene Türen ein. Das Problem ist uns bekannt, und im Rahmen der Sanierung sind verkehrsberuhigende Massnahmen vorgesehen.»

«Hausgemachter Verkehr»
Bettina Lutz Güttler weist jedoch darauf hin, dass die «Raser» keine Fremden seien: «Es ist hausgemachter Verkehr. Der Appell richtet sich also an die Bevölkerung, sich dort zu zügeln.» Eine Geschwindigkeitsmessung vor einem Jahr habe gezeigt, dass Tempo 30 in diesem Abschnitt tendenziell überschritten werde. Die Gemeinde sei regelmässig im Austausch mit der Stadtpolizei Baden. «Wir werden eine Geschwindigkeitskontrolle mit dem Lasergerät beantragen.»

Als ehemaliger Gemeinderat weiss Ueli Zulauf, dass die Umsetzung eines solchen Anliegens hohe Hürden überwinden muss. Als unbürokratische Zwischenlösung schlägt er deshalb vor, bis zum Start der Sanierung eine Geschwindigkeitsanzeige zu installieren. «Wir wünschen uns, dass wir dann bei Planungsstart eingeladen werden, um mitreden zu können», sagt der Petitionär.

Dass Handlungsbedarf besteht, ist an diesem Nachmittag allen klar. Eine Anwohnerin berichtet: «Ich habe schon mehrere kleine Kollisionen miterlebt. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis etwas Schlimmeres passiert.» Beim Apéro wird weiter diskutiert – in der Hoffnung, dass der friedliche, aber bestimmte Protest auch bei denjenigen ankommt, welche die Oberdorfstrasse zur Rennstrecke machen.