Im Herbst 2022 reisten 37 Lehrpersonen und 15 Assistentinnen mit insgesamt 327 Schülerinnen und Schülern in rund 25 Schulzimmern in die Zukunft und entwickelten eine Vision der zukünftigen Schule. Die Schülerinnen und Schüler bauten Schulhausmodelle und Lernroboter, erfanden neue Schulfächer, erweiterten ihre Do-it-yourself- sowie Survival-Fähigkeiten und beschäftigten sich mit Themen wie Stress, Achtsamkeit, Fehlerkultur, Freiräumen, Digitalisierung und Humor. Nach der Auswertung flossen folgende Themen in den Unterricht ein: der Wunsch der Schülerinnen und Schüler nach gemeinschaftlichen Aktivitäten, nach Bewegung und Ruhe sowie der Einbezug von ausserschulischen Lernorten sowie Projektunterricht.
Inspirierende Unterrichtsorte
Die Primarschule Stapfer beschäftigt sich seit Längerem mit der Weiterentwicklung von Unterrichtsformen. Seit der Einführung des neuen Lehrplans lassen sich Gemeinschaftserlebnisse im Sinn der Bildung für nachhaltige Entwicklung gut im Unterrichtsalltag integrieren. Der Einbezug von ausserschulischen Lernorten in Form von Exkursionen gehört zum Schulalltag. Verschiedene Klassen begeben sich regelmässig in den Wald, um Lerninhalte in naturnaher Umgebung zu bearbeiten.
Im Projekt «Aussenzimmer», das in Zusammenarbeit mit dem Zimmermannhaus durchgeführt wird, erleben Schülerinnen und Schüler Unterricht in einem «kreativ-künstlerischen» Kontext. Das Zimmermannhaus mit seinen Ausstellungsräumen und den laufenden Kunstausstellungen bietet dabei die Basis. Die Klassen besuchen mehrere Ausstellungen pro Jahr und nehmen den Kunstraum gemeinsam mit ihren Lehrpersonen als inspirierenden Ort wahr, an dem lustvolle Lernmomente, vielfältige Erlebnisse, prägende Begegnungen und an- und aufregende Entdeckungen gemacht werden können. Das explorative Lernsetting stellt sinnliche Erfahrungen und differenzierte Wahrnehmung als Ergänzung zum Schulzimmer in den Mittelpunkt. Überfachliche Kompetenzen des Lehrplans 21 werden gemeinsam geübt. Kunst liefert dabei den Kontext, steht aber nicht im Fokus. Für die Besuche entwickelte das Projektteam eine Toolbox mit Übungen, Vermittlung per Video sowie vorbereiteten Lernsequenzen.
Pilot mit Ateliernachmittagen
Im nächsten Schuljahr ist neben Fortführung und Vertiefung von erweiterten Unterrichtsformen ein Pilotversuch mit Ateliernachmittagen geplant. Ateliernachmittage funktionieren ähnlich wie Projektwochen. Dabei stellen Lehrpersonen Ateliers zu verschiedenen Lernbereichen zur Verfügung, welche die Schülerinnen und Schüler frei auswählen können und während etwa acht Schulwochen besuchen. Die Ateliers finden an einem Unterrichtsnachmittag pro Woche statt.
Die Weiterentwicklung von Unterricht ist aber nur ein Teilaspekt der Schulentwicklung. Die obligatorische Volksschule befindet sich im Kontext von gesellschaftlichen Veränderungen. Gelegentlich stehen die Heterogenität von erzieherischen Leitwerten sowie individuelle Befindlichkeiten im Widerspruch zum gemeinschaftlichen Lernen und Lehren. Deshalb ist die konsequente Förderung von personalen Kompetenzen – Selbstreflexion, Selbstständigkeit und Eigenständigkeit – sowie sozialen Kompetenzen – Dialog- und Kooperationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit – ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt, da sie zum Lernerfolg der einzelnen Schülerinnen und Schüler sowie der ganzen Schulgemeinschaft beiträgt.