Die Stimmung vor der Generalversammlung vom 5. Mai der Wohnbaugenossenschaft (WBG) Brugg-Windisch war von Unruhe geprägt (der «General-Anzeiger» berichtete). Insbesondere die Kommunikation bezüglich des millionenschweren Vorhabens «Energieversorgung Heizung der Zukunft» sowie dessen Teilprojekt (Ersatz der Fenster) wurde im Vorfeld von einem Teil der Genossenschafterinnen und Genossenschafter kritisiert. Sie bemängelten, dass das Gesamtprojekt bisher nie vorgestellt worden sei. 105 von ihnen haben deshalb einen Antrag unterzeichnet, der beim Traktandum 9 «Wahlen» forderte, diejenigen von Vorstand und Präsidium einzeln und in schriftlicher Form durchzuführen. Ebenso forderten sie die Auszählung der Stimmen von einer neutralen Person. Der Erhalt des Antrags und dessen Aufnahme wurden vom Vorstand bestätigt.
Viele Fragen wurden geklärt
Er sei erleichtert, sagt Marcel Frauchiger, Präsident der WBG, im Nachgang zur Generalversammlung. Mit 146 Genossenschafter und 28 Gästen war die Beteiligung rekordverdächtig hoch. Die Wogen hätten sich geglättet, und man habe viele Fragen klären und wichtige Informationen geben können. Der von 105 Genossenschafterinnen und Genossenschaftern eingereichte Antrag sei nicht auf die notwendige Unterstützung gestossen, so der Präsident. Deshalb seien die Wahlen von Vorstand und Präsidium auf Wunsch der Mehrheit per Handerheben vorgenommen worden. «Ich bin mit den Wahlresultaten zufrieden», sagt Frauchiger. «Diese haben gezeigt, dass die grosse Mehrheit der Genossenschafter uns ihr Vertrauen ausgesprochen hat.»
Mit diesem Vorgehen waren die Antragstellenden nicht ganz einverstanden. Sie hätten es begrüsst, wenn die Wahlen, wie von ihnen gefordert, in schriftlicher Form erfolgt wären. «Per Handerheben fallen Resultate logischerweise anders aus», so ein Vertreter. «Die Leute getrauen sich nicht, sich gegen den Vorstand zu exponieren, sie haben Angst, ihr Zuhause zu verlieren.» Er bedaure zugleich, dass viele Antragstellende nicht an der Generalversammlung teilgenommen hätten. «Ihre Stimmen haben gefehlt.» Den Widerstand eines Teils der Genossenschafterinnen und Genossenschafter will Präsident Marcel Frauchiger nicht ignorieren. Er sehe die Angst bezüglich steigender Mieten und wolle die Kommunikation hinsichtlich der anstehenden Projekte verbessern, sagt er.
Probebohrungen geplant
Ängste hat vor allem das Grossprojekt «Energieversorgung Heizung der Zukunft» geschürt, in dessen Rahmen die Heizung der WBG-Liegenschaften erneuert werden soll. In einem ersten Schritt werden die deutlich über 20-jährigen, zweifach verglasten Fenster durch dreifach verglaste ersetzt. Begonnen wird bei den Liegenschaften an der Kornfeldstrasse 1 bis 20 in Windisch. Dieses Projekt verursacht für die genannten Liegenschaften Kosten in Höhe von 1,6 bis 2 Millionen Franken, die man laut Frauchiger mit dem Erneuerungsfonds und getätigten Rückstellungen berappen kann. Die erste Etappe des Austauschs der Fenster soll bis Oktober 2023 abgeschlossen sein. Das Verfahren zur Auswahl der Handwerker, dem einige Genossenschafterinnen und Genossenschafter nicht trauten, sei absolut korrekt verlaufen, sagt der WBG-Präsident. «Wir haben sieben Offerten eingeholt, uns im Vorstand und mit dem Energieberater darüber ausgetauscht und uns dann für die unserer Meinung nach beste Variante entschieden.»
Was die Erneuerung der Heizung betrifft, befindet man sich aktuell in der Planungsphase der Probebohrungen, die noch dieses Jahr durchgeführt werden und zeigen sollen, ob der Umstieg von Gas, dem derzeit in allen Liegenschaften der WBG installierten Heizsystem, auf Erdwärme möglich ist. «Wir streben ganz klar die Nutzung von Erdwärme an», betont Marcel Frauchiger. Dieses Ziel habe sich der Vorstand aus ökologischen Gründen gesetzt, ganz klar stünden aber auch die finanziellen Aspekte sowie die Unabhängigkeit der WBG von externen Anbietern im Vordergrund. «Wir wollen ein Heizsystem, das den Mieterinnen und Mietern in Zukunft Stabilität garantiert», so Frauchiger.
Kosten noch unklar
Was das Resultat der Probebohrungen angeht, ist der Präsident zuversichtlich – mit Ausnahme des Teils der Windischer Siedlung, der laut geologischen Abklärungen auf einem Unterwassersee liegt. «Das kann sich als Vor- oder als Nachteil auswirken», so Frauchiger. Die Offertphase sei angelaufen. «Aufgrund der grossen Nachfrage ist die Verfügbarkeit der Anbieter zurzeit allerdings beschränkt.» Er hoffe aber, dass man das Grossprojekt vorantreiben könne und das neue Heizsystem bereitstehe, bevor das alte ausfalle.
Zu den Kosten will sich Marcel Frauchiger nicht äussern. Zu viel sei noch unklar, um eine Schätzung zu kommunizieren, sagt er. Finanziert werden soll das Grossprojekt gemäss seinen Aussagen aus dem Erneuerungsfonds, aus Eigenmitteln, aus Darlehen der Genossenschafter und, wenn nötig, einer Hypothek. «Die Genossenschaft verfügt über solide Finanzen», betont Marcel Frauchiger. «Wir konnten in den vergangenen Jahren einen grossen Anteil der Hypotheken zurückzahlen und haben aktuell wenig Schulden.» Selbst wenn die Erneuerung der Heizung hohe Kosten mit sich bringe, sei es ganz klar das Ziel des Vorstands, weiterhin günstige Mieten zu garantieren. «Dieser Auftrag gehört zum Kernziel der WBG, und dafür setzen wir uns ein», so der Präsident. Was die Angst der Genossenschafterinnen und Genossenschafter vor Mietzinserhöhungen anbelangt, dürfte zumindest dieses Statement für etwas Beruhigung sorgen.