Geschäften trotz vieler Krisen

An der Jahresversammlung der AIHK im Trafo wurden Abstimmungsparolen gefasst und Probleme für die Aargauer Wirtschaft beleuchtet.
Günther Oettinger mahnte die Gäste der AIHK-Jahresversammlung in Baden zu mehr europäischer Einheit. (Bild: sim)

Im Anschluss an ihre ordentliche Generalversammlung, die letzten Donnerstag im Trafo in Baden stattfand, lädt die Aargauische Industrie- und Handelskammer (AIHK) stets zum grossen Netzwerkanlass ein, der Jahresversammlung. Neben Unternehmerinnen und Unternehmern nahmen diverse Vertreterinnen und Vertreter aus der Politik daran teil.

Zahlreiche Herausforderungen
In ihrer Begrüssungsansprache thematisierte AIHK-Präsidentin Marianne Wildi die Unsicherheitsfaktoren – der Krieg in Europa, steigende Energiepreise, Versorgungsengpässe und Fachkräftemangel –, mit denen sich die Aargauer Unternehmen konfrontiert sehen. Sie lobte die Anpassungsfähigkeit und die Widerstandskraft der Aargauer Wirtschaft.

Eine Umfrage unter den rund 2000 Mitgliedern der AIHK ergab, dass «die meisten Unternehmen trotz dieser Schwierigkeiten erfreulich positiv in die Zukunft blicken», wie Marianne Wildi mitteilte. Besonders der Fach- und Arbeitskräftemangel sei aber von beinahe allen befragten Unternehmen im Aargau über sämtliche Branchen hinweg als Problem beschrieben worden wenn auch als unterschiedlich Drängendes. «Das zeigt, dass wir weiterhin auf Arbeitskräfte aus dem Ausland angewiesen sein werden», meinte die AIHK-Präsidentin.

Im Anschluss positionierten sich die von der AIHK empfohlenen Kandidatinnen und Kandidaten für die kommende Wahl in den Ständerat: Marianne Binder-Keller (Die Mitte), Thierry Burkart (FDP) und Benjamin Giezendanner (SVP).

Neben aktuellen Dossiers wie der Zukunft der Energieversorgung in der Schweiz wurden Entwicklungsschwerpunkte bei der Mobilität diskutiert und das künftige Verhältnis mit der EU besprochen. Dass sowohl die Energieproduktion erhöht als auch die Strassen- und Schienenkapazitäten ausgebaut werden müssen, darüber war man sich weitgehend einig. Lediglich über die Art und Weise, wie das geschehen soll, herrschte Uneinigkeit. Während Giezendanner offen für neue KKW plädiert, möchte Binder die derzeit ablehnende Haltung des Stimmvolks respektieren, und Burkhart setzt auf einen Mix aller zur Verfügung stehenden Technologien zur Stromerzeugung.

Einsichten eines Nachbars
Gastreferent Günther Oettinger, der frühere Ministerpräsident Baden-Württembergs und Mitglied der EU-Kommission von 2010 bis 2019, konzentrierte sich in seinem Vortrag auf das Verhältnis zwischen der Schweiz und der EU sowie auf die Rolle Europas im aktuellen Weltgeschehen. Dabei fokussierte er mitunter auf die positive Zusammenarbeit zwischen dem Aargau und seinem süddeutschen Herkunftsbundesland. In seinen Ausführungen schonte er weder die Schweiz noch Deutschland und hielt beiden Ländern ebenso wie der EU den Spiegel vor. «Beide, die Schweiz und die EU, müssen aufwachen, denn Europa als Ganzes befindet sich auf dem absteigenden Ast. Wir haben einen Kampf der Systeme. Demokratie gegen Autokratie», betonte Günther Oettinger. Die Folge davon sei unter anderem die zunehmende Deindus­trialisierung in Europa, die allerorts beobachtet werden könne. «Wir müssen uns überlegen, wo wir 2030 stehen und was für ein Europa wir unseren Kindern hinterlassen wollen. Nur als Gemeinschaft haben wir eine Chance, in der Welt nicht unterzugehen», ist Günther Oettinger überzeugt. Das umzusetzen, liege in der Verantwortung von uns allen.