Vernetzung der ökologischen Strukturen

Rund fünfzig Interessierte ­besuchten den Flurökotag der Gemeinde und wurden unter anderem Zeugen einer simulierten Rehkitzrettung.
Dany Amstutz und Barbara Finkenbrink zeigen die verschiedenen Ebenen ökologischer Infrastruktur. (Bild: af)

Markus Frauchiger begrüsste die rund fünfzig Interessierten am Samstagnachmittag auf dem Hof der Familie Meier am Gutweg in Ehrendingen. Der Vizeammann hat den Vorsitz sowohl in der Landwirtschaftskommission als auch in der Landschaftsschutzkommission, die zusammen den Flurökotag auf die Beine gestellt haben. Dabei wartete ein abwechslungsreiches Programm auf die Teilnehmenden. Wohl am spektakulärsten war die simulierte Rettung eines Rehkitzes beim Posten von Urs Büchi, dem Präsidenten des Naturschutzvereins Ehrendingen, und Roland Zwald. Beide sind passionierte Jäger.

Leben retten dank Wärmebild
Drohnenpilot Patrick Masson, der sich ehrenamtlich für den mit Spenden finanzierten Verein Rehkitzrettung engagiert, führte vor, wie eine solche Aktion funktioniert. Der Drohnenpilot erhält vom Landwirt eine Karte des Felds, das er mähen möchte, und programmiert sie in sein Gerät mit ­integrierter Wärmebildkamera. Am Morgen vor der Mahd fliegt Masson das Gebiet ab. Frühmorgens sind Temperaturunterschiede besonders gut zu sehen, weil es noch kühl ist. Bei seiner Vorführung simulierte Masson das Rehkitz mit einer Wärmflasche, die er dann erfolgreich rettete. Im Ernstfall wird das Jungtier aber nicht aus dem Feld geholt, sondern mit einer Kiste abgedeckt. Der Landwirt mäht dann darum herum.

Anschliessend referierte Urs Büchi über die Pflege von Hecken. «Eine gut gepflegte Hecke enthält rund 1800 Arten von Lebewesen», erklärte der Experte. Ein Patentrezept für die richtige Pflege gebe es allerdings nicht. «Sie erfolgt abschnittsweise, und der Zeitpunkt ist abhängig von den darin lebenden Arten», so Büchi. Ebenso werde Totholz stehen gelassen, um Lebensraum zu bieten.

Grüne, gelbe und blaue Ebenen
Über Vernetzung referierten Barbara Finkenbrink und Dany Amstutz aus der Landschaftsschutzkommission. Auf einem Hügel östlich von Ehrendingen erläuterte Finkenbrink die verschiedenen Ebenen ökologischer Infrastruktur – grüne, gelbe, blaue und dunkle. Grün sind Wälder, Hecken und Bäume. Gelbe Ebenen sind Wiesen, Ruderalflächen, Weiden und Buntbrachen.

Blaue Infrastruktur sind Gewässer und dunkel jene ohne Lichtverschmutzung. Am Samstag ging es hauptsächlich um die grünen und gelben Infrastrukturen. Finkenbrink verglich die Vernetzung der grünen Infrastruktur mit dem Verkehrssystem der Menschen. «Wir fahren auch nicht gern in eine Sackgasse», erklärte sie, deshalb sei es wichtig, möglichst viele Vernetzungen für Tiere in einer grünen In­frastruktur zu haben.

Landwirt Dany Amstutz zeigte den Einfluss des Mähens auf die Vernetzung auf. Mähen alle Bauern gleichzeitig, verschwindet damit auf einen Schlag viel Platz für Tiere. Während bei landwirtschaftlich genutzten Flächen der Ertrag als Ernte nutzbar sei, sei bei anderen Flächen die Biodiversität der Ertrag. Grünflächen dienen dem Menschen nicht direkt als Nahrung, können es aber für Tiere wie Rinder sein. Die Landwirte Matthias Zimmermann und Rolf Meier informierten über die Rinderhaltung. In der Schweiz gibt es rund 500 000 Milchkühe und 100 000 Mutterkühe, verteilt auf 38 Rassen. Rund ein Drittel der Mutterkühe geht auf die Alp.

Dezimierte Hochstammbäume
Marcel Frei führte den Teilnehmenden einen Traktor mit Zubehör für das Säen von Mais und das Düngen vor. Kostenpunkt: rund 300 000 Franken. Ebenfalls zeigte er seine Obstbäume. Zwischen 1950 und 1975 wurden Hochstammbäume in der Schweiz grossflächig abgeholzt und der Bestand um rund elf Millionen Exemplare dezimiert. Mit dieser Massnahme wollte der Bund das Brennen von Obstschnaps reduzieren und vernichtete damit im gleichen Zug wertvollen Lebensraum für Vögel und Insekten.

Auch Getreideanbau kann mit Rücksicht auf die Natur betrieben werden. Die Reihen in Freis Weizenfeld haben besonders weiten Abstand. Damit schafft er Platz für die Feldlerche sowie den Hasen – vorausgesetzt, dass keine fremden Hunde durch das Feld jagten, wie Barbara Finkenbrink ergänzte.