«Man wird nur einmal 900 Jahre alt»

Der Spreitenbacher Gemeinderat nutzte den Politapéro, um den Themen der Gemeindeversammlung vom 27. Juni den Weg zu ebnen.
Vizegemeindepräsidentin Doris Schmid (links) klärt die Anwesenden über das geplante Dorffest 2024 auf. (Bild: sim)

Der Zentrumsschopf in Spreitenbach war letzten Dienstag beinahe bis auf den letzten Platz besetzt. Über sechzig Spreitenbacherinnen und Spreitenbacher waren gekommen, um sich vom Gemeindepräsidenten Markus Mötteli und seiner Stellvertreterin Doris Schmid und Gemeinderat Edgar Benz über die aktuellen und kommenden Geschehnisse in der Gemeinde in Kenntnis setzen zu lassen.

Neues Leitbild
Das erste grosse Thema des Abends war das Leitbild von Spreitenbach, das aufgrund der Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung im Sommer letztes Jahr komplett überarbeitet wurde. Dieses dient der Gemeinde, längerfristige Zielsetzungen zu definieren und Visionen für die künftige Entwicklung von Spreitenbach fest­zuhalten. Ein erklärtes Anliegen im neuen Leitbild ist es, als Gemeinde selbstbewusster nach aussen aufzutreten. «Wenn man aus Spreitenbach kommt, glaubt man oft, sich dafür rechtfertigen zu müssen, dabei ist das überhaupt nichts Schlechtes», findet der Gemeindepräsident. «Wir wollen deshalb aktiv das Image unserer Gemeinde fördern.»

Ausserdem sei Spreitenbach schweizweit heute schon bekannt für das respektvolle Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Generationen. Daran wolle man festhalten und diese Qualität auch in Zukunft bewahren und fördern, betont Markus Mötteli. Dazu gehöre, das Vereinsleben in der Gemeinde weiter auszubauen und sich wieder verstärkt um kulturelle Angebote in der Gemeinde zu bemühen. Betreffend den Umgang mit Energie und Ressourcen strebt Spreitenbach an, in diesen Bereichen mittelfristig eine Vorreiterrolle im Limmattal einzunehmen und für umliegende Gemeinden zum Vorbild zu werden. Passend dazu hat sich Spreitenbach zum Ziel gesetzt, ein zentraler Player der Limmatstadt AG zu
werden, die sich um die regionale Standortförderung bemüht. «Wir sind und bleiben ein urbanes Dorf. Darauf sind wir stolz», betont der Gemeindepräsident.

Das neue Leitbild liegt seit rund zwei Monaten vor. Derzeit befindet es sich in Händen der Verwaltung, die den Auftrag hat, daraus konkrete Handlungsempfehlungen und umsetzbare Massnahmen zu entwickeln. Es sei jetzt schon klar, dass nicht alle empfohlenen Massnahmen umgesetzt werden könnten, gibt Mötteli zu bedenken. Klar sei aber, dass die Imageförderung ein zentraler Punkt sein werde. Dabei geht es der Gemeinde primär um eine Verbesserung der Wahrnehmung von aussen und nicht darum, weitere Einwohnerinnen und Einwohner nach Spreitenbach zu
locken.

Dorffest 2024
Als Nächstes präsentierte Vizegemeindepräsidentin Doris Schmid den Anwesenden den aktuellen Stand der Planung für das Spreitenbacher Dorffest im nächsten August. 2024 feiert Spreitenbach nämlich sein 900-jähriges Bestehen. Während vier Tagen, vom 22. bis zum 25. August, soll sich Spreitenbach in ein Festzentrum verwandeln. Angedacht sind unter anderem ein Mittelaltermarkt, ein Lunapark, diverse Beizen mit Musik, ein Drohnenfeuerwerk und zahlreiche Beiträge der Spreitenbacher Vereine. Dazu sollen am Freitag und Samstag einige namhafte Bands das Publikum aus Spreitenbach und der Region begeistern.

Wer genau an dem Fest auftreten wird, ist bis jetzt noch nicht bekannt. «Wir stehen mit verschiedenen Gruppen in Kontakt, solange aber das Budget noch nicht gesprochen wurde, können wir keine Verträge abschliessen», erklärt Doris Schmid die Zurückhaltung. Das ganze Jubiläum will sich die Gemeinde durchaus etwas kosten lassen. Geplant wird mit einem Budget von 930 000 Franken. Jeweils einen Drittel davon erhofft sich der Gemeinderat von der Einwohner- und der Ortsbürgergemeinde, während die restlichen 300 000 Franken durch Sponsoren zusammenkommen sollen.

Im Anschluss an die Präsentation der Vizegemeindepräsidentin wurde diese – anders als beim vorhergehenden Traktandum – von verschiedenen Seiten zu den Einzelheiten der Planung befragt. Insbesondere die hohen Gesamtkosten und die erwarteten Kosten für die Liveauftritte erschienen den Anwesenden für vier Tage Musik doch arg hoch. Schmid und Mötteli versicherten wiederholt, dass sich das Budget im Rahmen für ein Volksfest dieser Dauer und Grösse bewege. «Ausserdem geht es Spreitenbach finanziell momentan gar nicht so schlecht, und schliesslich werden wir nur einmal 900 Jahre alt», so Doris Schmid, die damit um Unterstützung im Publikum warb.

Auslagerung Gemeindewerke
Nach der ausgedehnten Diskussion um das Jubiläumsfest wandte sich die Runde einem weniger umstrittenen, aber nicht minder bedeutsamen Thema zu. Ein Teil der gemeindeeigenen Werke – namentlich die Stromversorgung und die Kommunikationsnetze – soll in rechtlich eigenständige Organisationen überführt werden. «Organisatorisch ist das seit Längerem bereits der Fall», gesteht Markus Mötteli. Weil das so aber nicht kantonalem Recht entspricht und der Kanton wiederholt auf diesen Missstand hingewiesen hat, will man die Situation mit diesem Schritt nun bereinigen und die Rechtslage der faktischen Situation anpassen.