Tennislehrer spendet sein Honorar

Mit Andy Stöckles Spende von 2500 Franken kann die ­Gemeinde eine Flüchtlingswohnung ausstatten und Schulutensilien finanzieren.
Andy Stöckle überreicht Bettina Lutz und Romana Hächler seinen Check. (Bild: is)

Seit Kriegsausbruch am 24. Februar 2022 haben rund fünfzig Geflüchtete aus der Ukraine in Obersiggenthal Unterschlupf gefunden. Hier werden sie – oft ganze Familien – von der Gemeinde betreut. «Manche kamen wirklich nur mit zwei Taschen, die das Nötigste enthielten, weil sie nicht mehr tragen konnten», erzählt Frau Gemeindeammann Bettina Lutz Güttler. Der Krieg hat vielen alles genommen, was sie in der Heimat besassen.

Das Schicksal der Menschen in der Ukraine geht Andy Stöckle nahe. Der 60-jährige Tennislehrer des TC Obersiggenthal und im Bareggcenter Baden hat deshalb beschlossen, 2500 Franken von seinem Honorar zugunsten der Ukrainerinnen und Ukrainer an die Gemeinde Obersiggenthal zu spenden. Am 17. Mai überreichte Stöckle seinen Check im Gemeindehaus an Bettina Lutz Güttler und Romana Hächler, Gemeindeschreiberin II.

Die Gemeinde freut sich sehr über die noble Geste. «Wir werden das Geld für die Ausstattung einer Flüchtlingswohnung verwenden», erklärt Bettina Lutz Güttler. Eventuell können damit zusätzlich Schulunterlagen oder ein Laptop für eine junge Ukrainerin oder einen Ukrainer in der Lehre oder in der Kantonsschule finanziert werden.

«Etwas zurückgeben»
Wie kam Stöckle auf die Idee, als Privatperson einen solchen Betrag zu spenden? Das sei ein spontaner Einfall gewesen, sagt der Inhaber der Tennisschule Stöckle. «Mir selbst ging es während der Pandemie wirtschaftlich nicht so gut, aber der Staat hat mir damals finanziell unter die Arme gegriffen. Also dachte ich, jetzt kann ich anderen helfen. Die Flüchtlinge aus der Ukraine haben schliesslich viel grösseres Leid erlebt.» Die Gemeinde Obersiggenthal lag als Begünstigte auch deshalb nahe, weil sie regelmässig Anlässe des Tennisclubs wie die Aargauer Tennismeisterschaft unterstützt. «Nun kann ich etwas zurückgeben», sagt Andy Stöckle. Der gebürtige Mannheimer ist seit 45 Jahren Tennislehrer mit Leib und Seele. Damals brach er sein Sport-, Sportwissenschaften- und Pädagogikstudium in Heidelberg ab, um im Tenniscenter Leuggern anzuheuern. Von dort wechselte er via Tennisclub Lengnau nach Nussbaumen. Seit 23 Jahren ist er nun hauptamtlicher Clubtrainer beim TC Obersiggenthal, «in einem der schönsten Clubs im ganzen Kanton Aargau», wie er schwärmt. Sein zweites Standbein ist das Bareggcenter in Baden-Dättwil, wo übrigens Bettina Lutz Güttler regelmässig auf dem Court steht.

Andy Stöckle hofft, dass seine Aktion Nachahmer findet. «Es ist wichtig, dass sich die Menschen aus der Ukraine bei uns wohlfühlen und hier eine Existenz aufbauen können», findet der 60-Jährige.

Gemeindesaal wieder frei
Die Gemeinde bietet derzeit 84 Geflüchteten Asyl, gesetzlich müsste sie 81 aufnehmen. Inzwischen konnte der Gemeindesaal in Nussbaumen, der lang blockiert war, weil er als potenzielle Flüchtlingsunterkunft frei bleiben musste, für Anlässe wieder freigegeben werden. Weiterhin ein Thema ist die unterirdische Zivilschutzanlage bei den technischen Werken. «Derzeit haben wir dazu aber noch keine weiteren Informationen erhalten», sagt Bettina Lutz Güttler. Die Flüchtlingsunterkunft würde vom Kanton Aargau betrieben. Die Gemeinde Obersiggenthal müsste – analog Birmenstorf – lediglich die Infrastruktur zur Verfügung stellen.