«Wir denken nicht an eine Fusion»

An einem Inforum zeigte der Gemeinderat auf, welche Auswirkungen der Zusammenschluss von Turgi mit Baden für Gebenstorf hat.
Fabian Keller zeigt sich als Freund des Dialogs und verzichtet für sein Referat weitgehend auf Powerpoint. (Bild: bkr)

Auch eigenständige Gemeinden sind bei der Lösung ihrer Aufgaben mehr oder weniger stark mit ihren Nachbarkommunen verzahnt – so Gebenstorf mit Turgi und den beiden Siggenthal. Welche Auswirkungen ergeben sich für Gebenstorf aus der Fusion zwischen Baden und Turgi? Der Gemeinderat hat die Bevölkerung zu einem Inforum-Anlass, zu einer Auslegeordnung und zu einer Diskussion eingeladen. Ein wichtiger Satz bereits in den Begrüssungs­worten von Gemeindeammann Fabian Keller in der Aula der Mehrzweckhalle Brühl: «Wir denken nicht an eine ­Fusion – sicher nicht in dieser Amtsperiode.» Eile ist insofern nicht geboten, als die neue Fusionsgemeinde alle Rechtsverhältnisse und laufenden Geschäfte der beiden bisherigen Gemeinden übernimmt – sofern Turgi Verträge mit Gebenstorf nicht gekündigt hat.

Ein für Eltern, Bevölkerung und Standortqualität zentrales Thema ist der Bereich Bildung. Seit Jahren gehen die Gebenstorfer Bezirksschülerinnen und -schüler (derzeit 54) nach Turgi zur Schule – die 44 Turgemer Sek- und Realabsolventinnen und -absolventen nach Gebenstorf. Laut Gemeinderat Patrick Senn, zuständig für die Bereiche Bildung und Finanzen, hält Baden an einem Bezirksschulstandort im Ortsteil Turgi fest. Aber: «Mittelfristig wird geprüft, ob Turgi zu einem Standort für alle drei Leistungstypen werden soll.» Damit würden Gebenstorf rund fünfzig Schülerinnen und Schüler fehlen, was insbesondere Auswirkungen auf die Schulraumplanung hätte.

Das Problem ist erkannt, und der Gemeinderat sondiert mögliche Lösungen – sucht beispielsweise das Gespräch mit Windisch. Um bei der Schule zu bleiben: Gibt es Auswirkungen auf die Schulsozialarbeit? «Diese sind gering», sagt die zuständige Gemeinderätin Milena Peter. Und zwar weil die gemeinsame Schulsozialarbeit mit Turgi vor einem Jahr an das BZB plus Baden ausgelagert wurde.

Problem Forstbetrieb
Anders sieht es im Forstbereich aus. Zurzeit wird der Turgemer Wald vom Forstamt Gebenstorf betreut. Mit der Fusion geht der Wald der Einwohnergemeinde Turgi ins Eigentum der Ortsbürgergemeinde Baden über und wird künftig vom Stadtforstamt Baden bewirtschaftet. Mit dem Wegfall der bewirtschafteten Waldfläche von Turgi entgehen dem Ressort von Gemeinderat Urs Bätschmann erhebliche Einnahmen: «Die Waldbewirtschaftung Gebenstorf muss unter nachhaltiger Berücksichtigung der personellen und technischen Ressourcen neu organisiert werden.» Das ist nicht so einfach. Zum einen ist das Forstamt derzeit so organisiert, dass es im Sommerhalbjahr (dann fällt der Holzschlag weg) das Bauamt unterstützt. Zum anderen wird der Förster in zwei Jahren pensioniert.

Nicht direkt mit der Fusion Baden-Turgi hat die Anbindung von Gebenstorf an den öffentlichen Verkehr zu tun – bringt aber einiges ins Rollen. So steht die Forderung im Raum, die RVBW-Linie 4 (sie wendet heute im Kappelerhof) über Wil und Wildenstich zum Bahnhof Turgi zu verlängern. «Weshalb nicht weiter nach Gebenstorf – über das Gebiet Geelig nach Vogelsang?», fragt Gemeindeammann Fabian Keller und signalisiert, dass man diesen Wunsch vortragen wolle, aber vor grossen Erwartungen warne.

6,5 Millionen über Budget
Präsentiert wurden zudem die Traktanden der Gemeindeversammlung, zu denen die Rechnung 2022 gehört. Diese schliesst gegenüber dem Budget mit einem Plus von 6,5 Millionen Franken ab – Ertragsüberschuss 7,3 Millionen Franken. Bevor man sich da die Augen reibt: Es geht um einen Sondereffekt. Das Gemeindegesetz schreibt vor, dass die Immobilien einer Kommune alle vier Jahre neu bewertet werden müssen, was 2022 wieder der Fall war, und jene von Gebenstorf haben an Wert zugelegt. Operativ, im Tagesgeschäft, konnte ein Gewinn von 300 000 Franken erwirtschaftet werden.