Grillieren als Lebensphilosophie

Nur ein kleiner Eintrag auf Facebook verrät, dass «Captain» Moritz Graf (38), Cyrill Striedner (41), Andreas Baumann (43) und Björn Vatthauer (37) Anfang Mai bei der Schweizer Grill- und BBQ-Meisterschaft in Luzern Preise abgeräumt haben. Die Aktivitäten und Erfolge des Badener Vereins Glutzeitalter sind bisher wenig bekannt, was mit dem ohnehin geringen Bekanntheitsgrad des Grillsports in der Schweiz zusammenhängt.

Sportliches Grillieren
Die vier Grill-«Cracks» aus Baden kennen sich unter anderem durch gemeinsame Bekannte. Keiner von ihnen hat beruflich mit Kochen oder Lebensmitteln zu tun, aber sie haben alle dieselbe Leidenschaft. «Wir grillieren gern», sagt der «Captain» der Mannschaft, Moritz Graf. Was aus purer Freude an der Grillkohle begann, entwickelte sich mit der Zeit zu einer sportlichen Tätigkeit und mündete 2016 in die erste Teilnahme von Glutzeitalter an der Schweizer Meisterschaft in Brugg. «Wenn wir Leuten erzählen, dass wir an Grillmeisterschaften teilnehmen, sind sie fast immer erstaunt, dass solche in der Schweiz überhaupt ausgetragen werden», meint Graf. Die vier Grillfreunde nehmen ihre Teilnahme an Wettkämpfen ernst und betrachten sie als Challenge. «Wir trainieren hart dafür, und versuchen, uns ständig zu verbessern. Die Wettkampfwochenenden selbst sind anspruchsvoll. Man schläft kaum und steht ständig unter Strom», verrät Graf.

Auch im Winter grillieren
Kaum zu glauben, aber der Verein Glutzeitalter grilliert ganzjährig. Inspirationen für mögliche Gerichte und Rezepte holen sich die vier Mitglieder beim Lesen von Kochbüchern, auf Reisen oder einfach beim Ausprobieren von unterschiedlichsten Menüs. Ausserdem nehmen sie an Grillkursen teil oder tauschen sich mit anderen Grillteams aus. An Wettkämpfen treffen sie zudem regelmässig auf frühere Grillweltmeister und Smoker-Spezialisten und holen sich in angeregten Diskussionen den ein oder anderen Tipp von den Profis.

Klar im Vereinsvordergrund steht die Teilnahme an Wettkämpfen. Vor einem Wettkampf trifft man sich, um gemeinsam das Grobkonzept zu erarbeiten, wobei alle vier ihre Ideen einbringen. Bei Glutzeitalter hat jeder das ein oder andere Spezialgebiet: Innovationen, Garpunkt oder Anrichten. Man trifft sich, probiert gemeinsam verschiedene Varianten aus und erstellt einen Plan. Während manche Treffen konzentriert und ernsthaft ablaufen, münden andere in einen entspannten Bierabend.

Das Glutzeitalter beginnt …
Wie kam es überhaupt zum Vereinsnamen Glutzeitalter? «Wir benötigten einen Vereinsnamen und sind fast automatisch bei Wortspielen gelandet. ‹Auftrags-Griller› oder gar ‹Serien-Griller› wären Optionen gewesen, aber sie haben uns nicht wirklich überzeugt. Wir möchten eine Geschichte erzählen und die Leute mit unserer Tätigkeit inspirieren», erläutert Graf. Schliesslich steht das Feuer am Anfang der Zivilisationsgeschichte des Menschen. Die Urgewalt aus Flammen und beissendem Rauch hat das Leben der Menschen von Grund auf verändert. Und aus der Naturgewalt Feuer ging die Glut hervor, rot und heiss. Diese wurde gezähmt und ihre Kraft gezielt für die Nahrungszubereitung eingesetzt. Vereine wie Glutzeitalter halten dieses Kapitel der Menschheitsgeschichte noch heute lebendig.

Mit dem zweiten Platz an der diesjährigen Grillmeisterschaft gibt sich Glutzeitalter auf jeden Fall noch nicht zufrieden: «Wir würden sehr gern zuerst die Amateurmeisterschaft in der Schweiz gewinnen und danach bei den Profis erfolgreich mitmischen. Und eine Teilnahme an einer EM oder gar WM wäre natürlich ein Traum», sagt Graf schwärmerisch. «Wir wollen gewinnen und das bestmögliche Menü zubereiten. Es ist unsere Passion.» So erstaunt es nicht, dass die Jungs neben ihren Wettkämpfen schon eine neue Idee haben. Ihr Plan sieht vor, einen eigenen Cateringservice zu gründen. Es bleibt also spannend an der Grillfront.