Vor einer spannenden Wahl

Fand sich im Januar nur ein Kandidat für zwei freie Sitze im Lengnauer Gemeinderat, kommt es um das verbliebene Mandat nun zur Kampfwahl.
Mauro Guidi und Sandra Laube, beide parteilos und von Beruf Immobilienbewirtschafter, bewerben sich um den freien Sitz im Lengnauer Gemeinderat. (Bilder: bkr)

Im Oktober 2022 sind Vizeammann Marcel Elsässer (SP) und Gemeinderätin Hanni Jetzer (FDP) Knall auf Fall aus dem Lengnauer Gemeinderat zurückgetreten. Sie begründeten ihren Schritt mit der schlechten Stimmung in der Gemeinde. Weder SP noch FDP fanden in der Folge Kandidatinnen und Kandidaten. Für den Wahlgang vom 15. Januar hatte sich ein einziger Bewerber gemeldet: der parteilose Urs Wieland, den die dankbaren Bürgerinnen und Bürger mit einem Glanzresultat wählten.

 Nach seiner Wahl und jener Werner Jetzers (SVP) zum Vizeammann verstrich die Frist für den zweiten Wahlgang und somit für den noch unbesetzten Sitz ohne weitere Anmeldungen. So musste für den 18. Juni erneut eine Wahl ausgeschrieben werden. Diesmal war die Kandidatensuche mehr als erfolgreich – es kommt zu einer Kampfwahl. Sandra Laube (1970, parteilos) und Mauro Guidi (1954, parteilos) bewerben sich um den vakanten Sitz. Wer sind Laube und Guidi? Weshalb kandidieren sie, und wie beurteilen sie aktuelle Projekte der Gemeinde?

Wer sind Laube und Guidi?
Der Zufall will es, dass Guidi sowie Laube Immobilienbewirtschafter (Guidi mit Diplom als Immobilientreuhänder) sind, sich um vermietete Objekte, aber auch um Stockwerkeigen­tümer-Gemeinschaften kümmern. Beide sagen, dass sie aufgrund ihres Berufs gewohnt seien, lösungsorientiert zu arbeiten und die von einer Mehrheit gefassten Beschlüsse umzusetzen. Guidi, Vater eines Sohns und einer Tochter, hat das mit seiner Frau aufgebaute Immobilienunternehmen letztes Jahr Sohn Gian-Andrea übergeben – «was mir Zeit für die Politik gibt». Zu seiner Motivation, Gemeinderat zu werden, sagt er: «Als in der Stadt geborener und aufgewachsener Zürcher hat die Gemeinde mir und meiner Familie vor 32 Jahren ein neues, schönes Zuhause gegeben. Als inzwischen eingefleischter Lengnauer will ich mit meinem Einsatz der Gemeinde etwas zurückgeben.»

Kommunalpolitik ist für Guidi kein Neuland. Er war 16 Jahre lang Stimmenzähler und einst Gründungsmitglied der FDP-Ortspartei, der er im Fall einer Wahl wieder beitreten will. «Ich finde es nicht gut, wenn im Gemeinderat drei Parteilose zwei SVP-Vertretern gegenübersitzen.» Zudem ist Guidi Mitglied des Gewerbevereins Surbtal, was wertvolle Kontakte und ein gutes Netzwerk ergibt. Seine Hobbys sind Fussball (aktiv beim FC Niederweningen), Velo- und Motorradfahren, Wandern und Geniessen.

Sandra Laube ist Ortsbürgerin und in der Gemeinde bestens vernetzt. So hat die Mutter zweier erwachsener Kinder 15 Jahre lang bei der Gemeinde Lengau als Raumpflegerin gearbeitet und viele Jahre Feuerwehrdienst geleistet. Sie war acht Jahre Präsidentin des Samaritervereins Lengnau (für ihr Engagement mit der Henri-Dunant-Medaille geehrt), ist aktuell im Vorstand von Wohnen im Alter und bei den Landfrauen Vogelsang-Lengnau aktiv. Für diese ist sie am Lengnauer Dorffest im Einsatz. «Im Service, da ich ursprünglich den Beruf der Hotelfachassistentin erlernt habe», sagt sie. Zur Kandidatur motiviert haben sie ihre Familie, ehemalige Gemeinderatsmitglieder und der Verein Zurzibieter Frauen, ein Netzwerk von und für Frauen.

Pumptrack und Dorfplatz
Zu politischen Angelegenheiten: eine ist der Pumptrack beziehungsweise der demokratische Entscheidungsprozess. Ein klares Ja gab es an der Gemeindeversammlung, ein klares Nein im Rahmen des Referendums. Mauro Guidi: «Das ist Demokratie. Offensichtlich haben die Befürworter des Pumptracks nicht geschlossen an der Abstimmung teilgenommen.» Zudem versteht Guidi die Anwohnerinnen und Anwohner, die das neue Sport­angebot nicht unbedingt vor ihrer Haustür haben wollten. Sandra Laube bedauert das Nein. «Wenn wir Wohnraum für Familien schaffen, müssen wir den Jugendlichen etwas bieten.» Das Beispiel Pumptrack zeige, wie wichtig Kommunikation und Gespräch seien. Sie hofft, dass weiterhin die Bevölkerung die Besuche des Futurum nutzt und Informationen somit aus erster Hand abholt.

Das Projekt Dorfplatz: Guidi steht hinter den vom Gemeinderat skizzierten Ideen, nicht aber zu Tempo 20. Dieses sei im Wohnquartier eine gute Sache, für einen Platz mit vielen Verkehrsbeziehungen aber ungeeignet. Er plädiert für Tempo 30 auf allen Gemeindestrassen und -plätzen. «Eine Geschwindigkeit, welche die Verkehrsteilnehmenden akzeptieren und einhalten.»

Tempo 20 und Fusion
Sandra Laube ist der Ansicht, dass Tempo 20 in Lengnau gut angenommen wird, betont aber, dass die Zen­trumsplanung nicht nur unter dem Blickwinkel des Verkehrsregimes gesehen werden dürfe. Ihr ist wichtig, dass auch die Bedürfnisse der Kinder und der älteren Generation im Zen­trum und in dessen Nähe berücksichtigt werden. Bodenbeläge wie Pflastersteine sind für Leute mit Gehhilfen ungeeignet.

Ein anderes Thema ist eine vertiefte Prüfung einer Fusion der Surbtalgemeinden. Laube findet es wichtig, dass für einen definitiven Entscheid mehr Grundlagen geschaffen werden. Guidi fragt sich, ob eine Fusion nötig und sinnvoll ist. Fusionen müssten – auf Lengnau bezogen – erst geprüft werden, wenn bei den Finanzen oder der räumlichen Entwicklung (Bauland) Engpässe aufträten.