Finanzfachfrau für die Exekutive

Seit 2018 ist der Gemeinderat Freienwil männlich. Nach einem Rücktritt kandidiert nun Prisca Hubschmid, Kadermitglied bei der AKB.
«Bewährtes erhalten, Überholtes ändern»: Prisca Hubschmid (58). (Bild: zVg)

Die Freienwiler Genossenschaftsbeiz Weisser Wind – in die Gemeinderatskandidatin Prisca Hubschmid gern einkehrt – hat an diesem Nachmittag zu. Dem Fachkräftemangel geschuldet. Also findet das Treffen auf der runden Bank zwischen der Kapelle Mariä Heimsuchung und dem Gemeindehaus statt. Bank ist ein erstes Stichwort zu Prisca Hubschmid. Sie ist Bankerin – Kadermitglied bei der Aargauischen Kantonalbank (AKB). Und sie ist (bis Redaktionsschluss) die einzige angemeldete Kandidatin für den freien Sitz im Gemeinderat. Vakant wurde dieser, weil der parteilose Gemeinderat Lucius Mathys, zuständig für den Bereich Schule, das Handtuch geworfen hat.

Er begleitete während seiner fünf Amtsjahre die Einführung des Lehrplans 21 und den Wechsel zu einer Schule ohne Schulpflege. Mit Letzterem wurde er direkter Chef der Schulleitung und politische Ansprech­person für die Eltern. Genau zwischen diesen kam es zum Konflikt – Lucius Mathys mittendrin. Prisca Hubschmid ist sich bewusst, dass sie nach einer Wahl für den Bildungsbereich zuständig sein dürfte. «Zum Lehrplan 21 habe ich durchaus meine eigene Meinung, aber er ist in Kraft und muss umgesetzt werden», sagt sie.

Mit Konflikten kann Hubschmid aus ihrer beruflichen Erfahrung gut umgehen: «Ich bin auf der Bank in engem Kontakt zu Kundinnen und Kunden, mit meinen Kolleginnen und Kollegen, mit meinen Vorgesetzten – da gibt es immer wieder Konflikte. Diese löst man am besten, indem man offen auf die Menschen zugeht.» Ein politisches Mandat hatte die parteilose 58-jährige Finanzfachfrau noch nie, sich hat sich aber stets für politische Fragen interessiert.

Liebt das intakte Dorf
Im aargauischen Nesslenbach aufgewachsen, zog Hubschmid der Liebe wegen nach Wettswil am Albis. Später kehrte sie in den Aargau zurück, trat in die AKB ein (derzeit arbeitet sie in Baden) und wohnte in Villigen. «Für mich sind die Nähe zur Natur und das Leben in einem intakten Dorf mit seinen entsprechenden Qualitäten wichtig.» Als am Friedhofsweg attraktive Wohnungen mit Blick auf Äcker, Wiesland und Kühe (eine lebensgrosse Kunststoffkuh steht in ihrem Garten) ausgeschrieben waren, zögerte sie nicht und lebt nun seit drei Jahren in Freienwil. «In der Überbauung haben wir guten Kontakt zueinander. Und da ich oft als Walkerin unterwegs bin, treffe ich immer wieder neue Leute.»

Rennvelo und Harley
Sie ist glücklich hier und möchte sich in die Gemeinschaft einbringen. Eine erste Aufgabe hat sie im Organisationskomitee des Dorffests 2024 (777 Jahre Freienwil), wo sie für die Finanzen zuständig ist. Gern würde sie ihren Beitrag als Gemeinderätin leisten – notabene als erste Frau seit 2018. Der Zeitaufwand, etwa ein 20-Prozent-Pensum, ist ihr bewusst, und sie kann sich beruflich entsprechend organisieren. Freizeit, das ist für Prisca Hubschmid Leben in einer intakten länd­lichen Umgebung und Sport – neben Walking sind es Ausfahrten mit dem Rennvelo. «Und ich habe einen Töff.» Eine schwere Maschine? Lachend und mit einem Funkeln in den Augen sagt sie: «Eine Harley.»

Zurück zur Politik. Hier ist ihr die erwähnte Lebensqualität wichtig. Dazu gehören ein haushälterischer Umgang mit den Finanzen und im Bereich Bildung eine qualitativ gute und moderne Schule. Hubschmids Motto ist: «Bewährtes erhalten, Überholtes ändern.»