Die mittlere Umfahrung war sein Werk

Der frühere Brugger Stadtammann Hans Peter Howald ist am letzten Freitag nach schwerer Krankheit im 84. Altersjahr gestorben.
Hans Peter Howald war ein technisch versierter und musischer Mensch. (Bild: zVg)

In wenigen Wochen hätte sich seine Wahl zum Brugger Stadtammann zum fünfzigsten Mal gejährt. Aber Hans Peter Howald erlebt dieses denkwürdige Datum seiner Biografie nicht mehr. Er ist am letzten Freitag im 84. Altersjahr entschlafen. Für ihn, die Familie und die Freunde nahm sein letzter Lebensabschnitt eine jähe Wende. Nach einer Operation mit Vollnarkose versank er innert weniger Monate in eine Demenz. Weil die Betreuung zu Hause unzumutbar wurde, wechselte er, anfänglich ungern, ins Pflegeheim Süssbach. Dort freute er sich bei einer Familienzusammenkunft an Pfingsten nochmals besonders über die Enkel. Der Verstorbene hinterlässt seine Gattin Ursula sowie zwei Töchter und einen Sohn mit Familien.

Vater und Sohn an der ETH
Hans Peter Howald wurde 1939 – mit fünfzehnjährigem Abstand zu seinen Geschwistern – als viertes Kind von Professor Oskar Howald, dem neuen Direktor des Schweizerischen Bauernverbands und Nachfolger des legendären Bauernführers Professor Ernst Laur, geboren. Während der Vater als Ordinarius für landwirtschaftliche Betriebslehre an der ETH Zürich dozierte, absolvierte sein Sohn gleichzeitig am «Poly» ein Bauingenieurstudium. Diese Ausbildung kam ihm später zustatten, als er an der Spitze des Brugger Stadtrats das Brugger Jahrhundertverkehrsprojekt, die mittlere Umfahrung mit der Casinobrücke, vorantrieb.

Seine berufliche Hauptaufgabe fand Hans Peter Howald im aargauischen Baudepartement, wo er zum Leiter der Abteilung Verkehr aufstieg. Er war mit den wachsenden Ansprüchen des motorisierten Individualverkehrs und des öffentlichen Verkehrs konfrontiert. Es galt, das Aargauer Autobahnnetz zu vollenden und die Pendlerströme mit attraktiven Bahnverbindungen zu bewältigen. Howald pflegte als anerkannter Verkehrsexperte enge Verbindungen zu den SBB und den Bundesstellen. Er kämpfte für den Ausbau des Regionalverkehrs, für modernes Rollmaterial sowie Fahrplanverbesserungen im Aargau und vertrat die kantonalen Interessen zu den Korridorentscheiden der Zufahrtsstrecken zur Neuen Alpentransversale (Neat).

Einstieg in die Politik
Im Sommer 1973 eröffnete sich Hans Peter Howald ein erweitertes Tätigkeitsfeld: Brugg suchte wegen der Demission von Dr. Eugen Rohr (FDP), der zum Oberrichter gewählt wurde, einen neuen Stadtammann. Die Freisinnigen, die das Amt seit eh besetzten, hatten nicht sofort einen eigenen Kandidaten zur Hand, sie wurden aber in der Person des 34-jährigen, noch parteilosen Bauingenieurs Howald fündig. Er war zwar ein politisch unbeschriebenes Blatt, aber als gebürtiger Brugger mit der Stadt vertraut und durch seine berufliche Laufbahn eine Hoffnung für die Bewältigung anstehender grosser Bauaufgaben. Er trat mit der Nomination der FDP bei.

Um das Amt bewarb sich auch Vizeammann Hans Müller, SBB-Angestellter und Sozialdemokrat von altem Schrot und Korn. Vor der Wahl hatten die Stimmberechtigten noch über das vom Einwohnerrat empfohlene Stadtammannvollamt abzustimmen. Sie entschieden sich aber für die Beibehaltung als Nebenamt. Das zwang beide Kandidierende zur Regelung ihres bisherigen Arbeitsverhältnisses. Hans Peter Howald einigte sich mit dem Regierungsrat auf ein Teilarbeitspensum. Im Juli 1973, nach dem Jugendfest und dem Beginn der Sommerferien, wurde er auf Anhieb und glanzvoll mit 1477 Stimmen zum neuen Stadtamman gewählt, auf Hans Müller entfielen 722 Stimmen.

Motor vieler Projekte
Howald stand sechszehneinhalb Jahre an der Spitze Bruggs. Er wurde zum Motor vieler Projekte baulicher Natur. Aber er schätzte es nicht, nur an diesen Werken gemessen zu werden, obwohl er auf sie stolz sein konnte. Herausragend war die Realisierung der 17 Millionen Franken teuren mittleren Umfahrung im Jahr 1979, welche die Altstadt vom Würgegriff des Verkehrs befreite. Hans Peter Howald trieb sie in Rekordzeit voran. Und er behielt mit seinen Worten recht: «Was fälschlicherweise als nur Notbehelf bis zum Bau der Autobahn A3 betrachtet wurde, wird sich als einzig richtige Lösung herausstellen.»

Bei seinem Rücktritt 1989 zog er Bilanz: Sein Amt habe er interessant und positiv erlebt. Doch das Politisieren sei in den Spannungsfeldern von der «Alles-ist-machbar-Mentalität», ökologischen Bedenken und egoistischen Interessen auch schwieriger geworden. Wenn dem Schnelldenker und Analysten Howald ob abwegigen Argumentationen gelegentlich der Geduldsfaden riss, konnte seine direkte Art barsch, ja intellektuell arrogant wirken. Aber er war nicht nachtragend – für ihn galt: «Vorbei ist vorbei.»

Der Muse zugetan
Ein feiner Wesenszug war sein musisches Talent. Er spielte hervorragend Klavier und pflegte sein Können als Barockinterpret auf dem neuen Spinett, das ihm die Stadt zum Abschied als Ammann schenkte. Ein Herzensanliegen war ihm das Stäbli-Quartett, das er vierzig Jahre lang leitete. Sein Vater hatte diese Gruppe sangesfreudiger Männer gegründet. Die Runde entstand ursprünglich aus einem Mittagstisch von Bauernverband-Kaderleuten um Oskar Howald, die nach dem Essen im Hotel Füchslin gern ein Lied anstimmten. Nach der Pensionierung wirkte Hans Peter Howald im Vorstand der Gesellschaft Pro Vindonissa mit, und er präsidierte 2005/06 den Lions Club Brugg, dem er seit 1985 bis zum Tod angehörte.