Gesprächsfetzen und die Klänge von Evergreens der Formation Sugar and the Josephines wehen aus dem Garten der Villa Langmatt auf die Römerstrasse. Bei «einem Wetter glatt zum Eierlegen» (Erich Kästner «Im Auto über Land») warten Freundinnen und Freunde des Museums, Politikerinnen und Politiker sowie weitere Kulturinteressierte am Sonntagmittag bei Häppchen und Getränken auf das Resultat der kommunalen Volksabstimmung. In ihr ging es um die Frage, ob sich die Stadt Baden an der gemeinnützigen Villa Langmatt AG mit zehn Millionen Franken und so mit einem Drittel des Aktienkapitals beteiligen wird. Das Thermometer und die Spannung stiegen, bis Stadtrat Benjamin Steiner kurz vor 12.30 Uhr das Resultat bekannt geben konnte: «Bei einer Stimmbeteiligung von 48,2 Prozent wird das Engagement der Stadt mit 4637 gegen 1214 Stimmen bewilligt, was einem Ja-Anteil von 79,25 Prozent entspricht.» Dank diesem Ja sei die Zukunft «dieser kulturellen und historischen Perle» langfristig sichergestellt, so Benjamin Steiner erfreut.
Karaoke-Show knapp verpasst
Grosse Freude beim Stiftungsratspräsidenten Lukas Breunig und bei Stadtammann Markus Schneider – und auch Erleichterung, wie Breunig mit einem Schmunzeln zugibt. Der Stadtammann und er hatten nämlich vereinbart, bei mehr als achtzig Prozent Ja-Stimmen gemeinsam eine Karaoke-Show vorzutragen. Markus Stegmann, Direktor des Museums Langmatt, bezeichnete das Abstimmungsergebnis als «eine sehr schöne Anerkennung unserer erfolgreichen Museumsarbeit während der letzten Jahre». Es zeige sich, dass die strategische Neuausrichtung der Langmatt seit 2016 eine richtige und wichtige Entscheidung gewesen sei.
Nach einigen Dankadressen ging es ans grosse Anstossen. Dabei waren alle für den Anlass abkömmlichen Stadtratsmitglieder, alt Ständerätin Christine Egerszegi (sie präsidierte das Unterstützungskomitee), Georg Matter, Kulturchef des Kantons Aargau, und Josef Bürge. In seiner Zeit als Stadtammann engagierte sich Bürge massgeblich dafür, dass John A. Brown (verstorben 1987) seine Villa und die bedeutende Sammlung von Gemälden des französischen Impressionismus – die seine Eltern aufgebaut hatte – einer Stiftung vermachte.
Wermutstropfen im Freudenbecher
Die Gesamtkosten der Sanierung der Villa – sie soll im Frühling 2024 beginnen – belaufen sich auf insgesamt 18,8 Millionen Franken. Der Kanton wird nach dem Ja der Stadt weitere 6,65 Millionen Franken beisteuern, hinzu kommen Beiträge von Gemeinden und Stiftungen. Einen Wermutstropfen im Freudenbecher gibt es leider: Die Stiftung kann die ihr verbleibenden Kosten nur stemmen, wenn sie zwei oder drei sehr wertvolle und damit bedeutende Bilder der Sammlung verkauft. Einen anderen Weg gibt es nicht. Oder doch? Es war 1967. Einer der grossen Sponsoren des Basler Kunstmuseums war in finanzielle Bedrängnis geraten und musste zwei Picasso-Bilder verkaufen, die als Leihgaben im genannten Museum hingen. Der damalige Direktor des Kunstmuseums brachte die Politik dazu, sich für den Kauf der 8,4 Millionen Franken teuren Bilder mit 6 Millionen Franken aus der Steuerkasse zu engagieren, wozu natürlich auch die Stimmbevölkerung Ja sagen musste. Bürgerinnen und Bürger, die sich für den Kauf seiner Bilder aussprachen – das begeisterte Pablo Picasso so sehr, dass er der Stadt Basel zusätzlich zwei seiner Bilder schenkte. Vielleicht beindruckt das Badener Ja einen Mäzen oder einen Konzern ja ebenfalls derart, dass die zum Verkauf stehenden Bilder für das Museum Langmatt gerettet werden können.