Landverkauf hatte keine Chance

Ja zur Fusionsprüfung, Ja zu Tempo 30 und zu einem Dorfplatz als Begegnungszone: Das beschloss die Lengnauer Gemeindeversammlung.
Im Oktober wurde im Rahmen des Futurums das Siegerprojekt eines Wettbewerbs zur Gestaltung des Dorfzentrums vorgestellt. Die Planung soll nun zur Baureife vorangetrieben werden. (Bild: bkr)

Wichtige und zum Teil mit Emotionen verbundene Geschäfte standen auf der Traktandenliste der Lengnauer Sommergmeind vom 15. Juni. Entsprechend gross war der Aufmarsch der Stimmberechtigten. 210 Personen nahmen teil, was allerdings klar unter den für abschliessende Beschlüsse nötigen 391 Stimmen liegt. Rasch über die Bühne ging der Kredit für die Prüfung einer Fusion der Surbtalgemeinden (Kompass Surbtal). Gemeindeammann Viktor Jetzer skizzierte kurz die Ziele und den Ablauf des Verfahrens. Wichtig ist ihm, dass die Prüfung für Lengnau aus einer «Position der Stärke heraus» erfolgt. Je nach Ergebnis könne der Status quo behalten, die bereits bestehende Zusammenarbeit der Gemeinden vertieft werden oder man könne fusionieren. Mit anderen Worten: Es soll das Bisherige mit dem Neuen verglichen und das Bessere gewählt werden.

Nur noch Endingen fehlt
Nach einer äusserst kurzen Diskussion genehmigte die Versammlung den Bruttokredit von 60 000 Franken mit 161 zu 21 Stimmen. Nach dem Ja von Schneisingen, Tegerfelden und Lengnau sind morgen Freitagabend die Blicke auf den Beschluss der Endinger Gmeind gerichtet.

Tempo 30 im gesamten Dorf soll mehr Lebensqualität und insbesondere Sicherheit für die Schulkinder bringen. «Im Rahmen des Futurums war die Zustimmung für diesen Schritt gross», sagte Gemeinderat Urs Wieland. Ihm und einer Anwohnerin lag vor allem Tempo 30 auf der Vogelsangstrasse – mit ihren vielen Einmündungen und dem Kindergarten – am Herzen. Kein Tempo 30 ist für die vier Weiler vorgesehen, was Fragen aufwarf. Die Gründe für den Verzicht: die geringe Verkehrsdichte und die zusätzlichen Kosten von rund 25 000 Franken. Bei nur acht Gegenstimmen genehmigte die Versammlung den für die Umsetzung von Tempo 30 nötigen Kredit von 85 000 Franken.

Im Dorfzentrum Tempo 20
Und auf dem Zentrumsplatz? Ebenfalls Tempo 30 oder den heutigen Versuchsbetrieb mit einer Begegnungszone (Tempo 20) definitiv weiterführen? Der Gemeinderat beantragte Tempo 20. Kritisiert wurde, dass man mit über die Strasse rennenden Kindern konfrontiert sei und mit Velofahrerinnen und -fahrern oder Traktoren, die schneller als mit 20 km/h unterwegs seien. Für ortsunkundige Lenkerinnen und Lenker wurde eine bessere Beschilderung in Aussicht gestellt, und für die Schülerinnen und Schüler könnte es ein Leitsystem (die früheren «Füssli») geben. Ein Antrag von SVP-Ortsparteipräsident Hans­peter Suter, das Tempo auf 30 zu erhöhen, erzielte 75 Stimmen – 110 Bürgerinnen und Bürger sprachen sich für Tempo 20 aus. Mit 105 gegen 68 Stimmen wurden zudem 350 000 Franken für die Planung des Zentrums gesprochen. Ziel ist, im Juni 2025 der Gemeindeversammlung ein definitives Projekt und einen Baukredit von voraussichtlich zwei Millionen Franken vorlegen zu können.

Landverkauf gestoppt
Die Idee des Gemeinderats, die Schützenhaus-Parzelle für 400 000 Franken zu erschliessen und so zu einem höheren Preis verkaufen zu können, löste eine intensive und kontroverse Diskussion aus. Hauptkritikpunkt: 2019 sei der Gemeindeversammlung gesagt worden, es handle sich um eine erschlossene Parzelle. Wie auch immer: Den Kredit gab es. Gestoppt wurde hingegen der Verkauf. Der Gemeinderat hatte beantragt, das Bauland neu für mindestens 800 Franken pro Qua­dratmeter verkaufen zu dürfen. Ein Votant monierte, dass derzeit sehr viele private Bauvorhaben in der Pipeline seien und die Gemeinde das Wachstum Lengnaus nicht zusätzlich anheizen dürfe. Der Verkauf solle zurückgestellt werden. Diesem Antrag folge die Versammlung mit 115 gegen 45 Stimmen. Zu diesem Resultat beigetragen hat sicher die Finanzlage der Gemeinde. 2022 schloss die Rechnung mit 1,2 Millionen Franken Überschuss.