Eine kosmische Punktlandung hinlegen

Das «Kleinlaut»-Festival findet bereits zum siebten Mal statt. Weiterhin gilt der mit grosser Phantasie realisierte Wahlspruch «Klein aber fein».
Im Rapido-Wohnmobil wird man am «Kleinlaut»-Festival sein blaues Wunder erleben können. (Bild: zVg)

Das «Kleinlaut» ist längst ein fixer Eintrag im Kulturkalender der Region geworden. Dem vielfältigen und mit viel Liebe zum Detail gestalteten Musikfest in Riniken mit seinem kreativen Rahmenprogramm gelingt es, ein familiärer Kulturevent mit eigener Signatur zu sein und seinen Besucherinnen und Fans gegenüber das Versprechen einzulösen, musikalisch ein grosses Spektrum zu bieten: Bei Post Punk, Dream Pop oder Techno kann die Lust auf Moshpit, aufs Verweilen bei verträumten Klängen oder auf Raven bis in die Nacht ausgelebt werden, und auch rund um die Bühne wird wieder für einige Überraschungen gesorgt. Das Line-up mit zwölf Bands ist auch dieses Jahr mehrheitlich mit Namen aus der Schweiz besetzt; zwei Gruppen werden aus Deutschland und eine aus Österreich anreisen und auf der Bühne zeigen, wie das kleine Festival mit dem klingenden Namen sein Nomen est Omen erfüllt. «Wir möchten einfach unsere Freude an der Musik mit anderen teilen. Deshalb sind auch Bands ohne grossen Namen, die mit viel Herzblut spielen, bei uns genau am richtigen Ort», sagt Felix Küng vom Kleinlaut-OK.

Bewegtes Rahmenprogramm
Das unterdessen bewährte Festivalkonzept verbindet spielerisch Kulinarik, Musik, vielfältiges Rahmenprogramm und Kunstinstallationen. Um ein kleines Universum auf dem Festivalfeld zu erschaffen, haben die 15 OK-Mitglieder, die ihren Verein mit der Absicht gründeten, die Kulturlandschaft der Region Brugg um ein Musikfestival der besonderen Art zu erweitern, erneut Kreativität und Werkzeug spielen lassen. Mit der Begeisterung für Musik, Kultur und Beisammensein lässt sich einiges anstellen. Neben dem traditionellen «Schere-Stein- Papier»- Turnier zur Festivalseröffnung gibt es wieder kleinere Workshops, Theaterperformances und Kunstinstallationen zu sehen. Ein Frühstück, das von klassischer Streichmusik begleitet wird, Yoga unter freiem Himmel, ein Cha-Cha-Cha-Tanzkurs am Nachmittag oder ein Botanik-Rundgang – in den zwei Festivaltagen hat ein kleiner Kosmos Platz. Vom Morgenkaffee bis zum Mitternachtssnack wird auch kulinarisch eine Welt aufgespannt, und zwischen den Konzerten ist fast ohne Unterbruch etwas los im «Kleinlaut»-Universum.

Per Rapido durch die Galaxie
An der diesjährigen siebten Ausgabe des Festivals landet am 27. Juli ein Raumschiff auf dem Festivalgelände. Geflogen wird es von einer Besatzung aus sieben Kunstschaffenden, die sich während ihres Szenographiestudiums an der Züricher Hochschule der Künste (ZHdK) kenennlernten. Auf die Idee, ein Rapido-Wohnmobil zu einem Raumschiff umzubauen, kam Silja Senn, als sie den Anhänger 2019 zu ihrem Geburtstag geschenkt bekam. «Ich baute ihn selbst innen und aussen um. Das Ziel war, einen beweglichen perfomativen und installativen Kunstraum zu erschaffen, in dem verschiedene Ausstellungen und Inszenierungen stattfinden können», erzählt Senn. Parallel dazu formierte sich das Raumschiff-Kollektiv aus fünf Frauen und zwei Männern. Das erste Booking liess nicht lange auf sich warten: 2020 flog das Rapido-Sternschiff los zu seiner ersten Raumfahrt und nahm Kurs auf das Festival «Theater in allen Räumen» in Zürich. Seither ist es an verschiedenen Orten in der ganzen Schweiz unterwegs. «Auf der Suche nach einem Namen für unser Kunstkollektiv kamen wir auf ‹Per Rapido durch die Galaxie›, und ja, es ist eine Anspielung auf ‹Per Anhalter durch die Galaxie›. Wir fanden das sehr passend», erzählt Rapido-Teammitglied Chloé Bourgogne über die Namensgebung. Silja Senn, die sich selbst von öffentlichen Räumen, beim Beobachten von Situationen und Alltagsszenen für ihre eigenen Installationen inspirieren lässt, hat im Sinn, am «Kleinlaut»-Open-Air mit ihrer Rapido-Crew mit Kurzprogrammen eine kosmische Punktlandung hinzulegen: Eine Kunstblase, in die man einsteigen und dort sein blaues Wunder erleben kann. «Unter anderem Speeddating, Aerobic am Feierabend, einen wunderlichen Bauchkiosk und einen bespielten Theaterraum», verrät Silja Senn.

Felix Küng kennt das Festival in Riniken, seitdem er vor fünf Jahren zum ersten Mal als Besucher daran teilnahm. Nun ist er ein Mitglied im «Kleinlaut»-OK und organisiert den Event zum ersten Mal mit. Der 23-Jährige wurde auf «Per Rapido durch die Galaxie» durch eine OK-Kollegin aufmerksam gemacht, welche die galaktische Rapido-Crew in Zürich erlebt hatte. «Das Rapido-Raumschiff passt perfekt in den ‹kleinlauten› Kosmos», war Küng sofort überzeugt, als er sich näher mit dem künstlerischen Kollektiv befasste. Die «Kleinlaut»-Truppe hat sich letzte Woche beim Aufbau voll ins Zeug gelegt und den Festivalkosmos zum Leben erweckt. «Wir sind mit Feuer und Flamme dabei, jeder hilft jedem, es ist schon jetzt eine grossartige Stimmung», berichtet Felix Küng. «Wir können es kaum erwarten, den Trubel und Jux und die Momente, in denen man sich selbst vergisst beim Entdecken von Neuem, mit anderen zu teilen.»

kleinlautfestival.ch