Letzten Dienstag luden der Geschäftsleiter des Krematoriums Baden, Thomas Stirnemann, und Philippe Ramseier, Präsident des Gemeindeverbands, der das Krematorium betreibt, Medienschaffende zur Besichtigung des teilrenovierten Krematoriums und der neuen Ofenlinie samt überholter Rauchgas-Reinigungsanlage ein. Das Badener Krematorium, das von den Gemeinden Baden, Ennetbaden, Neuenhof, Wettingen, Würenlos und Windisch gemeinsam betrieben wird, kümmert sich um alle Feuerbestattungen, die in diesen Gemeinden anfallen. Mit rund 1800 Kremationen im Jahr ist es eher eine kleine Anlage dieser Art.
Zwei elektrische Ofenlinien, von denen zu jedem Zeitpunkt maximal eine im Einsatz ist, sorgen in Baden dafür, dass sich die Särge Verstorbener nicht in der Kühlkammer des Krematoriums stapeln. Bis vor kurzem stammten die beiden Anlagen noch aus dem letzten Jahrtausend. Der nun ausgewechselte Kremationsofen hatte nach 40 000 Kremationen das Ende seiner erwarteten Lebensdauer beinahe erreicht. Deshalb wurde die Ofenlinie ab September 2022 durch moderne Modelle ersetzt, während die zweite Ofenlinie den Betrieb des Krematoriums aufrechterhielt. Das angeschlossene Rauchgas-Reinigungssystem für beide Ofenanlagen war bereits im Jahr davor modernisiert worden. «Die neue Anlage sieht zwar fast genau gleich aus wie die alte, doch die Technik dahinter ist tatsächlich 25 Jahre moderner», versichert Thomas Stirnemann. Weiter wurde der alte Kamin des Krematoriums, der des Gebäude um nur knapp zwei Meter überragte und den geltenden Vorschriften damit nicht mehr entsprach, durch einen neuen, zwölf Meter hohen Kamin ersetzt.
Angemessene Optik
Neben den technischen Neuerungen wurden gleichzeitig der Empfangs- und Warteraum des Krematoriums an der Zürcherstrasse 108 sowie der Ofenraum selbst renoviert und optisch aufgewertet. Der Empfangsraum präsentiert sich neu hell und luftig, mit neuer Beleuchtung und Werken der Schweizer Künstlerin Mireille Gros. Eine neue, von innen beleuchtete Sichtbacksteinmauer sowie in den Boden eingelassene Messingplatten, die die vier Grundelemente zeigen, sollen dem Kremationsraum trotz der Ofenanlagen zu einem würdevollen Ambiente verhelfen.
Das ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, weil regelmässig Angehörige den Einäscherungen beiwohnen. «Bei hinduistischen Beerdigungen ist die Kremation Teil des Bestattungsfests. Wir hatten schon bis zu 500 Leute hier, die bei der Feuerbestattung dabei sein wollten», erklärt Thomas Stirnemann. «Wir verstehen unseren Einsatz im Krematorium als Dienst an der Gesellschaft, das Unausweichliche würdevoll zu handhaben und somit unseren Beitrag an die Trauerarbeit der Hinterbliebenen zu leisten.»
Energetisch nachhaltig
«Im Prinzip funktioniert die Technik unserer elektrischen Kremationsöfen genau gleich wie jeder Backofen zuhause», meint der Fachstellvertreter Krematorium, Robert Suter. Im Unterschied zu herkömmlichen Backöfen beziehen die Kremationsöfen jedoch einen Grossteil der für die Einäscherung benötigten Energie aus der Verbrennung des Sargs und der verstorbenen Person selbst und können deshalb relativ energieeffizient betrieben werden.
Um das Krematorium künftig gar komplett energieneutral betreiben zu können, sollen nächstes Jahr auf den Dächern des Krematoriums sowie des angrenzenden Gartenhauses Photovoltaik-Anlagen installiert werden. Die bisherigen Neuerungen beliefen sich auf 1,5 Millionen Franken und wurden komplett von den Verbandsgemeinden finanziert. Die Photovoltaik-Anlagen werden nochmal 200 000 Franken kosten und in Zusammenarbeit mit den Regionalwerken Baden erstellt werden.
Bleibende Werte
Wenn keine künstlichen Gelenke oder Implantate vorhanden waren, bleibt von Verstorbenen nach der Kremation lediglich ein Haufen Asche übrig. Grössere Fremdkörper aus werthaltigen Stoffen werden im Krematorium aussortiert und der Wiederverwertung zugeführt, während die Asche in eine Urne kommt. Das Krematorium generiert so jährlich rund 40 000 Franken Einnahmen, die an die Verbandsgemeinden verteilt und von diesen wiederum für wohltätige Zwecke gespendet werden. Zahngold und Schmuckgold werden hingegen nicht ausgeschieden und landen in der Urne der verstorbenen Person, weil die entsprechende Anlage – eine sogenannte Aschemühle – dafür nicht ausgelegt ist. Das könnte sich in Zukunft ändern. Laut Thomas Stirnemann ist das Thema zur Behandlung traktandiert.