Abgetauchter Arzt festgenommen

Er kam, nahm und ging: Nun wurde der 2016 abgetauchte Brugger Hausarzt in Deutschland verhaftet und an die Schweiz ausgeliefert.
«Papageienblöcke» an der Promenade in Brugg: Hier praktizierte der abgetauchte Hausarzt von 2015 bis 2016. (Bild: Archiv)

Fast wäre es eine unendliche Geschichte geworden – nun aber folgt die Fortsetzung: Der Fall des deutsch-rumänischen Allgemeinmediziners, der ab Januar 2015 in Brugg praktizierte und Ende Mai 2016 von der Bildfläche verschwand, sorgte schweizweit für Aufsehen. Er hinterliess nicht nur ratlose Patientinnen und Patienten sowie Angestellte, die vergeblich auf ihre Lohnzahlungen warteten, sondern auch konsternierte Krankenkassen. Diese gingen damals von einer Summe von 1,5 Millionen Franken aus, um die sie der Arzt betrogen hatte.

Falscher Doktortitel
Mit der gut laufenden Hausarztpraxis übernahm der Mediziner Anfang 2015 auch das grosse Vertrauen von zahlreichen Patientinnen und Patienten sowie von langjährigen Angestellten. Dieses begann jedoch bald zu bröckeln. Nebst Kündigungen des Personals liessen die Misstrauensvoten der Patientinnen und Patienten aufhorchen, die sich mit ihrer Kritik an die Krankenkassen und den Kantonsarzt wandten.

Dieser veranlasste schliesslich, dass der besagte Arzt, dem am 8. Juli 2014 die Berufsausübungsbewilligung zur fachlich selbstständigen Tätigkeit als Arzt im Kanton Aargau erteilt worden war, seinen fälschlicherweise verwendeten Doktortitel von Praxisschild und Visitenkarte entfernen musste. Eine Dissertation hatte er nämlich keine abgeschlossen. Ende April 2016 wurde dem damals 52-jährigen Mediziner die Bewilligung zur Berufsausübung im Kanton Aargau entzogen.

Das Verfahren gegen den Hausarzt wurde schliesslich von der CSS initiiert. Ein Fahnder der Versicherung hatte sich dem Mediziner, der kurz darauf abtauchte, an die Fersen geheftet – aufgrund des Verdachts, dass dieser das System systematisch betrogen und schätzungsweise viermal mehr als ein normaler Arzt abgerechnet habe. In der Folge erstatteten weitere Krankenkassen sowie private Klägerinnen und Kläger Strafanzeige.

Wiederaufnahme des Verfahrens
Als Fall von «Überarztung» sorgte die Geschichte damals schweizweit für Schlagzeilen. Eine letzte Spur verlor sich, wie die «Rundschau» in einem Beitrag vom 2. November 2016 aufzeigte, in einem Militärkrankenhaus in Bukarest, wo der Untergetauchte nach seiner Flucht aus der Schweiz während einer kurzen Zeit tätig war.

Vor Kurzem wurde der gebürtige Deutsche nun in seinem Heimatland festgenommen und an die Schweiz ausgeliefert, wie aus einem Schreiben der Kantonalen Staatsanwaltschaft, das dem «General-Anzeiger» vorliegt, hervorgeht. Die Sistierung des Verfahrens wurde damit aufgehoben. Beides bestätigt Adrian Schuler, Mediensprecher der Oberstaatsanwaltschaft des Kantons Aargau, auf Anfrage des «General-Anzeigers».

Der Beschuldigte wird sich nun mutmasslich wegen Vergehen gegen das Bundesgesetz über die Krankenversicherung, wegen Betrug, Vernachlässigung von Unterhaltspflichten und Urkundenfälschung vor Gericht verantworten müssen. Bis ein rechtskräftiges Urteil vorliegt, gilt die Unschuldsvermutung.