Douglas Stuart: Young Mungo

In der Rubrik «Buchtipp» erzählen Mitarbeitende der Gemeinde- und Schulbibliothek Windisch von ihren Leseerfahrungen – und sorgen so für Inspiration.

In «Young Mungo» lässt uns Douglas Stuart in die dysfunktionalen Rand­gebiete Glasgows der Post-Thatcher-Ära eintauchen. Begleitet werden wir dabei vom fünfzehnjährigen Mungo. Sein Leben ist geprägt von der Alkoholsucht seiner Mutter, seinem kleinkriminellen Bruder und den omnipräsenten religiösen Konflikten, die von Nordirland her nach Schottland schwappen. Seine Schwester scheint die Einzige zu sein, der er in diesem durch und durch gewalttätigen Umfeld vertrauen kann. Als er eines Tages James kennenlernt, fasst er zu ihm Vertrauen und stellt rasch fest, dass seine Gefühle für James mehr als freundschaftlich sind. Das Buch versucht die Möglichkeit von jugendlicher Liebe in einem zutiefst homophoben und lebensfeindlichen Umfeld zu erörtern. Die Drastik, mit der diese Teenagerliebe scheitern muss, ist schauerlich. Genauso beeindruckend ist die äusserst nuancierte Charakter­gestaltung. Das Buch steht Douglas Stuarts prämiertem Erstling «Shuggie Bain» in nichts nach; es geht in seiner Deutlichkeit und Eindringlichkeit sogar noch darüber hinaus. Zusammen bilden die beiden Werke wahrhaftige literarische Sternstunden des modernen Sozialrea­lismus. 

Young Mungo (Roman von Douglas Stuart, aus dem Englischen von Sophie Zeitz, Hanser Berlin, 2023)