Verkaufsstelle für Produkte des täglichen Bedarfs – bis zu einer Auswahl an Glückwunsch- und anderen Karten, die in der «hauseigenen» Postfiliale gleich frankiert und versandt werden können: Das ist der Dorfladen Freienwil. Dank Kaffeebar und wettergeschützten Sitzgelegenheiten auch ein Ort der Begegnung und des spontanen Gesprächs. Da schlug die Meldung, dass die bisherige Pächterin Doris Steimer den Laden aus gesundheitlichen Gründen abgeben muss, wie ein Blitz ein. Wer tritt die Nachfolge an und trägt das mit der Aufgabe verbundene unternehmerische Risiko? An der Generalversammlung der Dorf AG im Juni – sie hat den Auftrag, die heutige Ladenbaracke durch eine definitive Lösung in einem künftigen Anbau der «Eintracht» zu ersetzen – konnte Vizeammann Urs Rey in seiner Funktion als Verwaltungsrat für Aufatmen sorgen: «Yvonne Wyss hat sich bereit erklärt, den Laden zu übernehmen.»
Hell und luftig
Für die Übernahme des Geschäfts – die Inventarisation des Warenvorrats – war dieses für einige Tage geschlossen. Hell, fast leuchtend begrüsst der Laden seit letzter Woche seine Kundinnen und Kunden wieder. Yvonne Wyss und ihre Familie sowie weitere Helferinnen und Helfer (sie erwähnt namentlich Schreiner Franz Burger) haben das durchsichtige Kunststoffdach über der «Cafeteria» gereinigt, Malerarbeiten ausgeführt und insbesondere durch geschickte Anordnung der Warenregale für mehr Licht gesorgt. «Ohne die Unterstützung der Familie und des Ladenteams hätte ich diese Aufgabe nicht übernommen», sagt die gelernte Charcuterieverkäuferin. Ein Geschäft hat Yvonne Wyss zuvor noch nie geführt, aber die Familie hat sie motiviert: «Mach es, du packst das.» Ihr Partner sowie ihre Kinder sind ihr dabei mit Rat, Tat und Geld zur Seite gestanden. Yvonne Wyss musste das Inventar kaufen, ihr Geschäftsmodell definieren und Löhne auszahlen.
Geschäftsmodell? Neu ist der Laden auch am Mittwochnachmittag geöffnet – und die Mittagspause auf den Fahrplan des Busses abgestimmt. Daneben setzt Yvonne Wyss auf frische, lokale Produkte in Bioqualität. So stammt das Gemüse neu von den Umbrichts aus Untersiggenthal. Brot und andere Backwaren von der Bäckerei Bürgi in Lengnau. Das und andere Sortimentsanpassungen bedingten einen neuen Hauptlieferpartner – nun Spar –, der ihr die nötige Flexibilität erlaubt. Flexibel zu sein, das ist Yvonne Wyss enorm wichtig: «Wenn Sie im Laden etwas vermissen, dann sagen Sie das bitte mir oder meinem Team.»
Der vor rund drei Jahrzehnten von einem Grossverteiler als Provisorium errichtete Laden ist nicht nur in die Jahre gekommen. Die Eigentümerschaft der Parzelle möchte diese künftig anders nutzen, was einer der Auslöser für die Gründung einer Dorf AG war. Diese, im Besitz von Einwohner- und Ortsbürgergemeinde sowie Privatpersonen, hat die bisherige Genossenschaft als Vermieterin des Ladens abgelöst und plant – wie bereits erwähnt – einen Neubau. Läuft alles nach Zeitplan, könnte nächstes Jahr Baubeginn sein. «Ob ich dann weitermache, mich für den neuen Laden bewerben werde?» Das stehe noch in den Sternen, sagt Wyss. Primär will sie sich nun ihrer Kundschaft beweisen und erst danach die finanziellen Konditionen prüfen, die für den neuen Laden gelten werden.