Der Waldrand ist wichtiger Lebensraum

Trotz der Hitze und der Badenfahrt machten sich rund 80 Interessierte auf zum ersten Waldumgang mit Förster Moritz Fischer.
Gebannt hören die Teilnehmenden Förster Moritz Fischer im Wald zu. (Bild: af)

Der Förster und Betriebsleiter Moritz Fischer ist noch nicht ganz ein Jahr im Amt in Wettingen, dennoch ist er in seinem neuen Revier angekommen. Am vergangenen Samstagnachmittag lud Fischer zum ersten Waldumgang unter seiner Leitung. An vier Posten erzählt er Interessantes zu den Themen Waldrand, invasive Neophyten, Schutzwald und Schnitzelholz. Vom Treffpunkt beim Eigi-Parkplatz geht es hinauf in Richtung Wald, vorbei am Hirschgehege. Der erste Halt wird – passend zum Thema – am Waldrand eingelegt.

Die optimale Gestaltung
Ein Waldrand sollte idealerweise etwa 30 Meter breit und stufig aufgebaut sein. So geht das flache Feld erst in Gesträuche und Büsche über, bevor die grossen Bäume kommen. Ausserdem bietet ein Waldrand allerhand Lebensraum für Lebewesen. Eine Südlage ermöglicht Amphibien und Reptilien, sich am Waldrand aufzuwärmen. Sandhaufen bieten Lebensraum für Wildbienen, Ast- und Steinhaufen gewähren Schutz für Tiere wie Wiesel. In dornigen Beerensträuchern finden Vögel nicht nur Futter, sondern auch Schutz vor Räubern. Geeignete Sträucher am Waldrand sind Schwarzdorn, Gemeiner Schneeball und Holunder.

Bei dieser Gelegenheit macht Moritz Fischer einen kleinen Exkurs zu den Beeren. «99,9 Prozent der giftigen Beeren spuckt man automatisch aus, weil sie so bitter sind», erzählt er. Mit einer Ausnahme: Die sehr giftige Tollkirsche hat einen süssen Geschmack.

Beim zweiten Posten finden die Teilnehmenden einen ausgerissenen Japanischen Staudenknöterich vor, kurz: Japanknöterich. Dabei handelt es sich um einen invasiven Neophyten. Diese breiten sich sehr schnell und stark aus und verdrängen so einheimische Pflanzen. Bekannt seien unter anderem Kanadische Goldrute, Sommerflieder und Kirschlorbeer. Das Einjährige Berufkraut ist ebenfalls bekannt. Fischer weist darauf hin, dass man es unbedingt mitnehmen solle, wenn man es schon ausreisse. «Denn sogar auf dem Weg oder der Strasse enthält die Pflanze noch genug Feuchtigkeit, um zu versamen.» Auf die Frage eines Teilnehmers, wie es denn mit der Robinie aussehe, lächelt Fischer verschmitzt. Diese sei in der Tat ein invasiver Neophyt, aber aus Sicht des Försters eben auch ein Baum, der gutes Holz liefere und relativ trocken­resistent sei.

Am zweitletzten Posten geht es um das Thema Schutzwald – bis anhin im Aargau noch kein grosses Thema. Als einziger Kanton hat man noch keinen Schutzwald ausgeschieden. Dabei steht im Fokus, Wälder zu pflegen, die Personen oder Immobilien vor Steinschlägen, Murgängen oder Lawinen schützen.

Die Folgen der Hitzewelle: Förster Moritz Fischer vergleicht den trockenen Waldboden mit einem Schwamm. (Bild: af)

Effektiver Schutz
Ein Schutzwald besteht aus sehr vielen Bäumen auf kleiner Fläche, und die Bäume sollten verschiedene Durchmesser haben, um effektiv zu sein. «Auf dem Papier sieht das einfach und schematisch aus. Das in der Realität umzusetzen, ist aber nicht ganz so einfach», so der Förster. Zwei Gebiete am Lägernhang werden voraussichtlich als Schutzwälder aus­geschieden, das Geschäft wird demnächst vom Grossen Rat behandelt.

Abschliessend wird das Thema Schnitzelheizung erläutert. Die Wettinger Schulhäuser werden mit Holzschnitzeln geheizt. Aus einem Kubikmeter Festholz entstehen zweieinhalb bis drei Kubikmeter Schnitzel. Eine Holzschnitzelheizung sei zwar nachhaltiger als eine Ölheizung, erläutert der Forstbetriebsleiter, aber dabei werde CO2 freigesetzt, das in den letzten 50 bis 60 Jahren gebunden worden sei. Sinnvoller sei es, Holz zu verbauen. «Am besten natürlich einheimisches.» Im Forsthaus Muntel, das dieses Jahr das 50-Jahr-Jubiläum feiert, wartet ein Imbiss, musikalisch umrahmt von der Harmonie Wettingen-Kloster mit ihrem breiten Repertoire.