«Für mich war immer klar, dass ich aufhöre zu arbeiten, wenn ich pensioniert werde», sagt Regula Hintermann ein paar Tage vor ihrem letzten Arbeitstag. «Ich höre nicht gern auf, das wäre aber auch in fünf Jahren nicht anders», schiebt sie schmunzelnd nach. Es sei jetzt Zeit, loszulassen und dem Team das Feld zu überlassen. «Es fühlt sich richtig an.» Bis vor drei Jahren hatte Regula Hintermann die Leitung der Bibliothek und Ludothek inne. Diese übernahm dann Martina Guazzini, was Regula Hintermann als Glücksfall bezeichnet.
Angefangen hatte alles vor 29 Jahren mit einem kleinen Inserat in der Dorfzeitung, welches das Interesse von Regula Hintermann weckte. Die Gemeinde suchte eine Mitarbeiterin für die Bibliothek. Die ausgebildete Kindergärtnerin war gerade mit ihrem Mann und den drei kleinen Kindern aus der Region Zürich nach Hausen gezogen. «Ich liebe Bücher und Kinder», begründet Regula Hintermann ihre Entscheidung, sich damals für diese Stelle zu bewerben. Ausserdem liess sich diese Tätigkeit gut mit ihrer Aufgabe als Mutter und Hausfrau unter einen Hut bringen.
Lesefreudige Kinder
Damals war die Bibliothek noch sehr klein, aber die Ludothek war bereits integriert. Mit dem Umzug in den Neubau des Meyerschulhauses gab es dann für alle mehr Platz. Jahr für Jahr sei die Anzahl der Bücher, die ausgeliehen würden, gestiegen. Denn trotz Internet und sozialen Medien werde noch immer viel gelesen. «Es gibt Kinder, die Berge von Büchern verschlingen», sagt Regula Hintermann erfreut. Aber auch die Erwachsenen kommen gern. Man kennt sich. «Das ist der Vorteil einer Dorfbibliothek: Der Kontakt zu den Leuten ist sehr persönlich, und wir gehen auf ihre Wünsche ein», erklärt Regula Hintermann. Den Büchereinkauf hat sie kürzlich zum letzten Mal getätigt. Eine der Verpflichtungen, die nun wegfällt. Sie freue sich auf mehr Freiraum, sagt Hintermann. Ein paar Projekte, die sie realisieren möchte, habe sie bereits im Hinterkopf, verrät die quirlige Pensionärin.
Etwas Kreatives hat sie sich zudem für den letzten Arbeitstag einfallen lassen. Ihrem Team überreicht sie ein Holzbrett auf Rollen. Dort kann es all die aussortierten Bücher aufeinandertürmen und festleimen. Denn jährlich «drohte» ihr Team ihr an, ihr die Bücher, bei denen sie sich weigerte, sie auszusortieren, nach ihrer Pensionierung vor die Tür zu legen. «Damit können sie mir jetzt mein Pensioniertenbänkli bauen, auf das ich mich bei einem Besuch setzen kann», sagt sie lachend.