Kollektiver Wahnsinn

In der Rubrik «Querbeet» beleuchten namhafte Autorinnen und Autoren ein von ihnen gewähltes Thema – und sorgen damit wöchentlich für Inspiration.

Hallo, Baden, die Redaktion hat mich freundlicherweise daran erinnert, meine Kolumne rechtzeitig einzureichen, da sie vermuteten, dass mich die Badenfahrt verschluckt hat. Und ich muss zugeben: Irgendwie haben sie recht. Die Stadt vibriert, das grösste Volksfest der Schweiz hat jede Menge zu bieten. Aber wer trägt die Verantwortung für dieses kollektive Spektakel? Natürlich das Organisationskomitee der Badenfahrt und auch die Menschen – all die fleissigen Vereine, welche die Stadt regelrecht «verbauen» und uns dabei immer wieder verzaubern.

In einer Welt, die sich ständig verändert, stellen wir uns die Frage, ob dieser Wahnsinn überhaupt noch zeitgemäss ist. Berge von Abfall, Menschen, die an ihre physischen und emotionalen Grenzen stossen, und Drinks in Hülle und Fülle – das Monopol Müllerbräu hat sogar kapituliert. Aber wir können nicht leugnen, wie faszinierend es ist, zu sehen, wie eine Kleinstadt wie Baden ein grossartiges, einmaliges Fest auf die Beine stellt, das uns alle miteinander verbindet.

Die Badenfahrt gleicht einer Achterbahn der Emotionen. Mensch trifft Mensch von früher, sodass es fast wie eine Seelenwiedervereinigung scheint. Nur wenige Orte haben diese einzigartige Möglichkeit, Vergangenheit und Gegenwart zu verschmelzen und dabei die Füsse wund zu laufen oder zu stehen.

Aber dieser kollektive Wahnsinn hat seine eigene Magie und lässt uns über unser Verständnis von Normalität nachdenken. In einer Zeit, in der wir alle in unseren eigenen kleinen Welten gefangen scheinen, erinnert uns die Badenfahrt daran, dass wir gemeinsam in einem Boot sitzen und die Freuden des Lebens teilen können. Auch wenn die Badenfahrt vielleicht nicht für jeden geeignet ist, lassen wir zumindest für kurze Zeit all unsere Sorgen und Pro-bleme hinter uns. Es ist eine Flucht aus dem Alltag, eine Gelegenheit, einfach mal loszulassen und dem Wahnsinn zu erliegen. Und manchmal ist es genau das, was wir brauchen – den kollektiven Wahnsinn, der uns zum Nachdenken und zum gemeinsamen Feiern antreibt!

Weiterhin viel Spass am Fest!

hofmannsimona@gmail.com