«Melancholisch, schräg und witzig»

Der Orchesterverein Brugg ist nicht nur klassisch unterwegs. Das beweist er am 15. September einmal mehr – im Konzert mit den Fränzlis.
Unterwegs in mannigfaltigen musikalischen Projekten in der ganzen Schweiz: Ils Fränzlis da Tschlin. (Bild: zVg | Flurin Bertschinger)

«In viadi», unterwegs, so heisst das spezielle Herbstkonzert, zu dem der Orchesterverein Brugg (OVB) am 15. September einlädt. Wiederum ist das Programm – so ist es beim OVB mittlerweile Tradition – dem Cross-over verpflichtet. Aufgetreten ist das Laienorchester bereits mit Alphorn, Akkordeon, Vibrafon, Blues, Klezmer-, Rock-, Jazz- und Irish-Band. Damit wagen die Musikerinnen einen Blick über den Tellerrand der Klassik hinaus, und das heimische Publikum zieht begeistert mit. 

«Ich mag das spezielle Kolorit»
Während sich die Wege von Ils Fränzlis da Tschlin und OVB-Dirigent Markus Joho bereits vor vielen Jahren und immer wieder bei gemeinsamen Konzerten gekreuzt haben, konzertierte der OVB im Jahr 2005 erstmals mit den Fränzlis. Damals war die Engadiner Formation noch eine reine «Männergesellschaft», was sich mittlerweile geändert hat.

Auf die diesjährigen gemeinsamen Auftritte freut sich auch OVB-Konzertmeister Martin Lehmann, der seit vielen Jahren mit Domenic Janett bekannt ist. «Ich kann mich noch gut an die Anfänge erinnern, als ich Domenic mit den Engadiner Ländlerfründa gehört habe», erzählt Lehmann. Danach seien sich die beiden Musiker immer wieder begegnet, vorwiegend bei den Auftritten des Kurorchesters St. Moritz, bei dem sie während rund 20 Jahren gemeinsam spielten. «Wenn Domenic in der Nähe von Zürich auftritt, gehe ich meist hin und höre zu», sagt der Konzertmeister des OVB, der selbst auf eine langjährige Laufbahn als Geiger, unter anderem im Basler Sinfonie-Orchester und im Orchester der Oper Zürich, sowie als Lehrer für Violine, Viola und Kammermusik am Literar- und Realgymnasium Rämibühl Zürich zurückblicken kann. Seit fünf Jahren ist Martin Lehmann pensioniert. «Nun habe ich Zeit, mich anderem zuzuwenden», sagt er. Er habe sich bewusst von weiteren Engagements als Zuzüger in Klassikorchestern verabschiedet und spiele aktuell vorwiegend Gypsy-Jazz mit der Gruppe Swinging Pool Zürich und an verschiedenen Jams in der Schweiz, in Frankreich und den Niederlanden. «In diesem Bereich lerne ich die Vielseitigkeit meines Instruments noch einmal neu kennen, wechsle auf eine andere Spielart, finde zu meiner eigenen Musik», erklärt Lehmann. Er freue sich deshalb sehr auf das Konzert des OVB mit den Fränzlis. «Sie sind Solisten in einer Gruppe, gestalten ihre Stimme mit, komponieren und improvisieren.» Er möge dieses spezielle Kolorit der Schweizer Volksmusik, die sich dauernd weiterentwickle. «Die Fränzlis machen keine Ballenbergmusik, wo man die Tradition über alles stellt», sagt er lachend. «Sie sind äusserst kreativ unterwegs und mal melancholisch und dann wieder schräg und witzig.»

Von den Stücken, die der Orchesterverein gemeinsam mit den Fränzlis zur Aufführung bringt, gefällt Martin Lehmann das Concertino am besten. «Es ist eine Mischung von Stilen, eine tolle Komposition, ein fröhliches gemeinsames Musizieren.» Dass der Orchesterverein Takt- und Stilwechsel gewohnt sei, merke man während der Proben sehr gut, sagt der Konzertmeister und lobt die aufs Orchester zugeschnittenen Arrangements von Dirigent Markus Joho. Auf das bevorstehende Konzert mit den Fränzlis freut sich Martin Lehmann sehr. «Ich hoffe, dass die fröhliche Stimmung der Musik aufs Publikum überschwappt.»

Konzertmeister Martin Lehmann. (Bild: zVg)

Letztes Herbstkonzert von Joho
«In viadi», unterwegs, wird mit diesem Konzertprogramm auch der Orchesterverein sein, der das Programm am 16. September zusätzlich in Bergün aufführt. Das letzte Herbstkonzert unter dem Dirigat von Markus Joho, der den OVB während mehr als 20 Jahren geleitet hat und im Sommer 2024 von seinem Amt zurücktritt, ist auch in dieser Hinsicht speziell, und so passt es, dass – ganz nach Manier der Fränzlis – nebst ganz viel Freude auch ein wenig Melancholie mitschwingt.

Freitag, 15. September, 20 Uhr
Reformierte Stadtkirche, Brugg
orchesterverein-brugg.ch