Das Hightech-Zentrum Aargau (HTZ) in Brugg ist eine Erfolgsgeschichte mit Ausstrahlung weit über den Kanton hinaus. Was genau ist das HTZ, und wie kam es vor zehn Jahren zu dessen Gründung? Der promovierte Physiker Martin A. Bopp ist seit Anbeginn Geschäftsführer der als Aktiengesellschaft im Besitz des Staats organisierten Institution – sozusagen deren erster Angestellter. «Die Idee ist einem Entwicklungsleitbild der Regierung zum Thema ‹Sicherung und Entwicklung des Werk- und Forschungsplatzes Aargau› entsprungen», sagt Bopp. Dem damaligen Regierungsrat und Volkswirtschaftsdirektor Urs Hofmann war das laut Bopp ein sehr wichtiges Anliegen. Im Zentrum stand das Ziel, im Aargau Innovationsprojekte zu ermöglichen oder zu beschleunigen, was mit einer institutionellen Struktur (dem heutigen HTZ) erreicht werden sollte. Konkret ging und geht es darum, kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die sich meist keine Forschungs- und Entwicklungsabteilungen leisten können, mit Fachhochschulen und Universitäten zu vernetzen, wobei dieser Wissenstransfer auch grösseren Firmen offensteht.
Form von Wirtschaftsförderung
Was hier aufgegleist wurde, ist eine Form der Wirtschaftsförderung – etwas, was bürgerliche Kreise beim Start des HTZ noch kritisch beurteilten und als potenzielle Wettbewerbsverzerrung sahen. Dazu Bopp: «Als Institution mit einem staatlichen Leistungsauftrag stehen wir natürlich im Scheinwerferlicht, und die Messung unserer Wirkung ist ein politisches Thema.» In den letzten zehn Jahren sind über 48 Millionen Franken Fördermittel – ein Grossteil vom Bund – in die rund 1000 Projekte mit Hochschulen geflossen. Auch die involvierten Unternehmen müssen sich an den Projektkosten beteiligen, in der Summe waren das 66 Millionen Franken. «Das sind notabene nur jene Gelder, die direkt im Zusammenhang mit unseren Projekten standen. Bis ein Produkt auf dem Markt ist, müssen die Unternehmen noch einiges zusätzlich investieren», stellt Bopp fest. Zurück zum Thema Messungen: Was ergeben diese? «Von den etwa 114 Millionen Franken, die in die Projekte geflossen sind, kann man, mit wissenschaftlichen Studien belegt, erwarten, dass der volkswirtschaftliche Nutzen einen Faktor von 2 bis 3 – also bis zu 342 Millionen Franken – beträgt», sagt Bopp.
Wie finden sich HTZ und Klienten?
Wie finden sich das HTZ und die potenziellen Klienten? Auf drei Pfaden. Die insgesamt 17 Mitarbeitenden kontaktieren regelmässig Unternehmen und klären ab, ob sie Beratungsbedürfnisse haben. Daneben melden sich natürlich Unternehmen, die Unterstützung suchen. Neben dem Bereich Forschung und Entwicklung geht es um Hilfestellung bei der Beantragung von Fördergeldern oder um patentrechtliche Fragen. Der dritte Weg sind Veranstaltungen zu verschiedenen aktuellen wissenschaftlich-technischen Themen. Hier treffen sich oft Leute der gleichen Branche, was zu interessanten Kontakten führen kann. Ein Beispiel ist ein Anlass mit Schuhherstellern. Einer hatte das Projekt eines Schuhs für Reha-Anwendungen. Das Problem: Für die Stabilität wurde eine Kunststoffschale benötigt. Mit solchen hatte ein ebenfalls anwesender Schlittschuhhersteller Erfahrung.
Aktuell ist das Thema Digitalisierung – was lohnt sich für wen? Ein Projekt, das in diesem Bereich realisiert wurde, ist ein Konfigurator für einen Sonnenstorenhersteller. Mit diesem können nun die Händler und Kunden ihr Vorhaben, das in der Regel viele Einzelangaben umfasst, online so planen, dass sie exakt das bestellen, was sie wünschen und benötigen. Übrigens: Das HTZ ist nicht auf dem Campus der Fachhochschule beheimatet, sondern Mieterin im Technopark Aargau in Brugg – und damit in unmittelbarer Nähe zu Start-ups, die hier ebenfalls ihre Räumlichkeiten haben.