Im heutigen Wirtschaftssystem, auch Wegwerfgesellschaft genannt, dominieren lineare Prozesse, in denen Rohstoffe abgebaut, Produkte hergestellt, verkauft, konsumiert und weggeworfen werden. Das ist ressourcen- und treibhausgasintensiv und sorgt für grosse Abfallmengen. Dass dieses Thema wirtschaftliches und ökologisches Potenzial birgt, zeigte sich an der Netzwerkveranstaltung der Raiffeisenbank Siggenthal-Würenlingen. Daniela Gisi, Leiterin Beratung, durfte eine grosse Anzahl von Firmenkunden begrüssen. Im Rahmen eines ausgiebigen Frühstücks zeigte Walter Weiler von Rytec Circular, einem Kompetenzzentrum für Kreislaufwirtschaft, den Teilnehmenden das Wertschöpfungspotenzial beim Schliessen der Produkt- und Materialkreisläufe auf und dass Kreislaufgeschäftsmodelle weitere Wettbewerbsvorteile haben.
Die Lebensdauer verlängern
«In der Kreislaufwirtschaft werden Produkte, Komponenten und Materialien wiederverwendet und dabei deren Nutzungs- und Lebensdauer verlängert», so Walter Weiler. Dadurch könnten der Einsatz von Primärstoffen und die Auswirkungen der Abfallbehandlung reduziert sowie Material- und Nutzungsrestwerte genutzt werden. Das heutige Verständnis der Kreislaufwirtschaft bezieht aber auch ganzheitlichere Ansätze mit ein, die sich auf die Nutzungs- und Produktionsphase beziehen. Weiler erachtet es als wichtig, dass Produkte wie Haushaltgeräte aus Teilen bestehen, die sich durch Reparieren wiederverwenden und aufbereiten lassen. Auf diese Weise bleiben die Materialien im Gebrauch und werden nicht zu Abfall. «In Frankreich gibt es seit über zwei Jahren einen gesetzlich verbindlichen Reparaturindex. Damit sollen stärkere Anreize für eine erhöhte Produktnachhaltigkeit geschaffen werden. Beim Kauf bestimmter Elektro- und Elektronikgeräte können sich Käufer darüber informieren, wie einfach die Produkte im Schadenfall zu reparieren sind», erklärte Weiler. Hersteller solcher Geräte sind verpflichtet, an der Verkaufsstelle eine Bewertung zur Reparaturfreundlichkeit anzubringen.
Potenzialanalyse
Alternative Produkte, die in den Recyclingprozess fliessen, sind in der Regel nicht so entworfen, dass sie sich in einzelne wiederverwendbare Komponenten aufteilen lassen. Das Produkt muss als Ganzes aufbereitet werden, was häufig mit energieintensiven Massnahmen verbunden ist, zum Beispiel beim Spülen und Trocknen von wiederverwendbaren Glasflaschen. Im Rahmen seiner Ausführungen verwies Weiler auf die sogenannte Reffnet-Potenzialanalyse. Dabei führen Expertinnen oder Experten im Betrieb eine Potenzialanalyse durch und erstellen eine Liste wirtschaftlicher und realisierbarer Massnahmen, um die Produkte und Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Dabei wird das Potenzial zur Reduktion der Umweltbelastung geschätzt.
Zum Schluss beantwortete der Referent die aus dem Plenum gestellten Fragen und hielt fest, dass eine breite Palette von Produkten Komponenten enthalte, die sich nach einer Aufbereitung oder Reparatur weiterhin verwenden liessen.