Als Zwischenschritt auf dem Weg zur Revision der Bau- und Nutzungsordnung (BNO) hat sich der Ehrendinger Gemeinderat für die Ausarbeitung eines Entwicklungsrichtplans (ERP) entschieden. Darin werden zwei Dorfzentren postuliert – jenes im Oberdorf soll dem Einkaufen dienen, das Unterdorf Verwaltungszentrum sein. Wo aus ihrer Sicht ein neuer, 1000 Quadratmeter grosser Verkaufsladen für Coop entstehen könnte, hat die Behörde ebenfalls skizziert und im April an einem Infoanlass vier Standorte vorgestellt («Rundschau» vom 4. Mai). An einer anschliessenden öffentlichen Mitwirkung haben 612 Leute teilgenommen. Das Resultat der Befragung: Keiner der vier Vorschläge stösst auf Beifall. «Wir wissen nach der Mitwirkung lediglich, welcher Standort am wenigsten abgelehnt wird», sagte Frau Gemeindeammann Dorothea Frei.
Am ehesten das Bloch-Areal
Auf dem Bloch-Areal nördlich des Kreisels Niedermatt können sich 36 Prozent der Antwortenden ein Einkaufszentrum vorstellen und 7 Prozent «eher vorstellen». 57 Prozent sagten Nein, eher Nein oder enthielten sich. 34 Prozent (beide Ja-Varianten) fanden den Standort Rüebliwiese gut. Auf 47 Prozent Befürworterinnen und Befürworter stiess der alte Friedhof. Allerdings gehört zu den Gegnerinnen einer Verkaufsnutzung die katholische Kirchenpflege – und ein Teil des Areals gehört der Kirchgemeinde.
27 Prozent der Mitwirkenden könnten sich vorstellen, das Gemeindehaus Oberdorf und das Feuerwehrgebäude für ein Einkaufszentrum abbrechen zu lassen. Verschiedene Mitwirkungsteilnehmende hätten zusätzlich die Tiefenwaag ins Gespräch gebracht, sagte Dorothea Frei, erteilte dieser Idee jedoch eine klare Absage: «Der Gemeinderat will Einkaufsläden im Dorf und nicht an der Peripherie haben. Hinzu kommt, dass hier im Grundwasser gebaut werden müsste.» Was einem Votanten in den Mitwirkungsunterlagen fehlte, «ist die Gretchenfrage – wollen wir überhaupt einen zusätzlichen Laden?».
Zurück zum Bloch-Areal. Am Morgen vor dem Informationsabend sorgte ein in die Briefkästen verteiltes Flugblatt für Verwunderung und Verärgerung. Absenderin: Die Investorin des Bloch-Areals.
Laden mit Ausbaupotenzial?
Auf dem Flugblatt wurden Ergebnisse der Mitwirkung vorweggenommen. «Gibt es hier ein Informationsleck?», so die Frage aus der Versammlung. Fragen kamen ebenfalls zum hängigen Baugesuch der Investorin. Diese wollte schon länger nicht mehr auf die revidierte BNO warten und hat ein Bauprojekt eingereicht, das den derzeitigen rechtlichen Vorgaben entspricht, aber so aufgegleist scheint, dass auf künftige Lockerungen reagiert werden könnte. So gibt es neben den aktuellen 500 Quadratmetern Ladenfläche zusätzlich 500 Quadratmeter Lager – in der Summe die vom Investor ursprünglich anvisierten 1000 Quadratmeter Verkaufsfläche. Dazu der für den Hochbau zuständige Gemeinderat Yvan Mülli: «500 Quadratmeter Laden bewegen sich im Rahmen der heutigen Bauordnung, und wenn ein Bauherr in der
Industrie- und Gewerbezone 500 Quadratmeter Lager plant, kann ihm das nicht mit dem Hinweis auf eine verkappte künftige Ladenerweiterung verwehrt werden.»
Wie weiter? Das will der Gemeinderat in einer Klausur besprechen und bis Januar den fertigen ERP vorlegen.
Hochwasser und Mehrzweckhalle
Ein anderes wichtiges Thema an diesem Abend war der Hochwasserschutz. Vizeammann Markus Frauchiger zeigte auf, wo es bei der Realisierung klemmt: bei immer wieder neuen Auflagen des Kantons. Für verschiedene Teilprojekte gehe es nun aber vorwärts – was auch einer Verstärkung der Verwaltung durch einen Ingenieur zu verdanken sei. So kann das Vorhaben Surenbach (Unterdorf) in den nächsten zwei Monaten in die Projektierung gehen. Einen Zeitplan stellte Gemeinderat Yvan Mülli ebenfalls vor, jenen für die nächsten Schritte zur Realisierung der Mehrzweckhalle. Hier laufen zurzeit die Vorbereitungen für das Präqualifikationsverfahren, mit dem der Architekturwettbewerb aufgegleist wird.
Gemeinderat Erich Frei – für Gesundheit und Finanzen zuständig – zeigte die Kostenexplosion im Gesundheitswesen aus Gemeindesicht auf. Innert dreier Jahre stiegen die Ausgaben von 1 Million auf 1,3 Millionen Franken. Wachstum auch an der Schule Ehrendingen. Laut Dorothea Frei werden in Ehrendingen neu 450 Kinder unterrichtet, 172 besuchen die Schule in Baden, was ein Plus von 27 Schülerinnen und Schülern ergibt.
Einen Einblick ins Ressort Gesellschaft vermittelte Gemeinderätin Neide Zimmermann und konnte mit der Neuigkeit aufwarten, dass Ehrendigen Gastgemeinde am Winzerfest in Döttingen 2024 ist, das vom 4. bis 6. Oktober dauert. Bis zu den Frühlingsferien soll ein Organisationskomitee gegründet sein.