Waldstrassen: Gehegt und gepflegt

Der Lengnauer Waldumgang wartete mit zwei Highlights auf: Eine Strasse wurde live gekiest und der Jubiläumsstein des Dorffests gesetzt.
«Steigotti» Janine Angst und «Steigötti» Ralf Böni enthüllen den imposanten Findling im Rahmen des Waldumgangs neben OK-Präsident Kurt Schmid (links) und Gemeindeammann Viktor Jetzer (rechts). (Bild: is)

Rund 180 Lengnauerinnen und Lengnauer pilgerten am Samstagnachmittag zum «Chalet Bambi» auf der linken Waldseite hoch, dem Startpunkt des diesjährigen Waldumgangs. Gemeindeförster und Werkdienstleiter Roman Häusermann hatte mit seinem Team mehrere Stationen zum Thema «Waldstrassen» vorbereitet. Unter anderem kamen die Teilnehmenden auf dem vier Kilometer langen Umgang in den Genuss einer Livedemonstration des Forstteams, das vor ihren Augen ein Stück Waldstrasse neu kieste.

Ein eingespieltes Team
Dafür hatte es im Vorfeld schon alles vor­bereitet: Der kurze Strassenabschnitt wurde abgesperrt, abgerandet und seitlich wurden die Äste weggeschnitten, um den Kanal für den Lkw freizumachen. Dann hiess es: ­Action! Mit seinem Lastwagen streute Eugen Schneider, der Seniorchef der Firma E. Schneider Lengnau, 15 Tonnen Kies (ca. 10 Kubik­meter) auf der Strasse. Anschliessend fuhr Forstvorarbeiter Claude Kuttler mit dem Traktor und dem Anbaugrader darüber, um den Kies zu verteilen. Zum Schluss verdichtete der neue Lernende Marco Rainone die Strasse mit einer kleinen Walze, während Forstwart Matthias Suter von Hand mit dem Rechen letzte Retuschen vornahm.

Claude Kuttler erklärte, dass in Lengnau sehr viel Zeit und Geld in den Unterhalt des ungefähr 24 Kilometer langen Waldstrassennetzes investiert werde. Das habe jedoch seinen Preis, rechnete er vor: Für 400 bis 500 Meter Waldstrasse werden circa 10 Lkw-Ladungen Kies à je 700 Franken benötigt, dazu kommen zwei bis drei Tage Arbeit des Forstteams. Macht insgesamt rund 10 000 Franken. Das Resultat komme aber schliesslich allen zugute – dem Forstteam bei der Arbeit, den Lkw, die Material transportieren müssten, und der Bevölkerung, die im Wald unterwegs sei. «Sogar mit dem Kinderwagen kommt man in Lengnau überall gut durch.» Die Anwesenden, darunter einige Familien, waren beeindruckt.

Gebannt verfolgen etwa 180 Lengnauer, wie Claude Kuttler mit dem Anbaugrader den Kies auf der Strasse verteilt. (Bild: is)

Ein emotionales Thema sprach Förster Häusermann bei der Kiesgrube an. «Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber auch wir in Lengnau hatten mit Holzdiebstahl zu kämpfen», sagte er mit Blick auf einen langen Holzstapel, in dem eine Lücke klaffte – hier hatte sich offensichtlich jemand am Brennholz bedient.

Ein Schwinger als «Steigötti» 
Am höchsten Punkt von Lengnau, auf exakt 615 Metern über Meer im Gebiet Gländ-Bänkli, wartete schliesslich das zweite Highlight des Tages. Der Jubiläumsstein der 1225-Jahr-Feier, der seit Anfang Juni im Kreisel beim Zentrum thronte, wurde an seinem endgültigen Standort am Wegrand enthüllt. Als «Steigotti» und «Steigötti» amteten ­Janine Angst und Ralf Böni. Der Lengnauer Schwinger, weil er der stärkste Mann des Dorfes sei, wie OK-Präsident Kurt Schmid meinte. Und Janine Angst war als jüngstes OK-Mitglied bereits die Ehre zuteilgeworden, das Jubi­läumsfest am 22. Juni mit einem Böllerschuss zu eröffnen. «Damit schliesst sich nun der Kreis», fand Kurt Schmid. Das Duo zog die Lengnauer Fahne unter Begleitung der Jagdmusik vom Findling. Nach rund zweieinhalb Stunden endete der Umgang bei der Waldhütte, wo Wurst vom Grill und Bier «direkt ab Hydrant» aus einem alten Tanklöschfahrzeug offeriert wurden.