Eine Schule macht Politik

Die Podiumsdiskussion des Wettinger Politiknachwuchses sorgte letzten Mittwoch für hitzige Wortwechsel in der Löwenscheune.
Das Interesse an der Podiumsdiskussion in der Löwenscheune war gross. (Bild: ENP)

Die Löwenscheune ist bereits gut besetzt, das Stimmengewirr hält an, und es werden ständig neue Stühle in die Kanti-Cafeteria getragen. Vorn am Podium nehmen die Jungpolitiker und Jungpolitikerinnen ihre Plätze ein und überfliegen nochmals ihre Notizen, während sich Tobias Wiederkehr, Leiter des Freifachs Politik und Mitorganisator des Anlasses, ein letztes Mal mit den Moderatoren Yanis Garnitschig und Fabris Frühauf austauscht. Anwesend sind Mechthild Mus (19) für die Junge Grüne, Mia Jenni (28) für die SP, Noah Reber (19) für die JGLP sowie Yannick Reichen (21) für die FDP und Severin Spillmann (21) für die SVP.

«Wir dürfen nicht um unsere Zukunft pokern»
«Ein Satz noch, dann geht das Wort an die FDP.» Yanis Garnitschig und Fabris Frühauf haben in ihrer Moderatorenrolle alle Hände voll zu tun, denn die Nationalratskandidatinnen und -kandidaten sind ebenso meinungsstark wie diskussionsfreudig. Sie haben viel zu sagen, und die Zeit ist knapp. Die Moderatoren bemühen sich, das Wort gerecht unter den fünf Anwesenden aufzuteilen. Angesichts der brandaktuellen Themen und der näher rückenden Wahlen nicht ganz einfach. Atomkraft, Klima, Krankenkassenprämien und Migrationspolitik sorgten für angeregte Diskurse, die vor einem Geräuschteppich aus Entrüstung, Zustimmung und leise diskutierten Fragen aus der Zuschauermenge stattfanden.

Mechthild Mus, Mia Jenni, Noah Reber, Yanis Garnitschig, Fabris Frühauf, Yannick Reichen und Severin Spillmann. (Bild: ENP)

«Diese Diskussion wird Generationen beschäftigen», meint der Grünliberale Noah Reber im Hinblick auf die Lagerung atomarer Abfälle und die Stromproduktion. Severin Spillmann bleibt da optimistisch: «Wir konnten schon immer Probleme lösen, und sind bisher stets weitergekommen.» Die Endlagerung atomarer Abfälle bereitet ihm weniger Sorgen als anderen. Mia Jenni sieht den Bau weiterer Atomkraftwerke (AKW) angesichts von Photovoltaik und der drohenden Klimakrise weder als logisch noch als notwendig. Diese «Just in time»-Politik sei überaus problematisch für die Zukunft von allen und habe, wie man am Klima passend sehen könne, schon zu genügend Problemen geführt. «Bevor wir von grossen Betonblöcken träumen, sollten wir erst Photovoltaikanlagen auf allen bereits vorhandenen offenen Flächen installieren.» Mechthild Mus stimmt ihr zu: Erneuerbare Energie statt AKW-Träume lautet ihre Devise. Yannick Reichen hingegen sieht den springenden Punkt der Thematik vor allem im Zusammenspiel der Schweiz mit der EU. Gute Beziehungen seien hier wichtig, trotzdem solle die Schweiz sich weiterhin als Insel in diesem Meer bezeichnen können. Er will, ebenso wie Severin Spillmann, die Schweiz durch gesteigerte Eigenproduktion unabhängig von Strom aus dem Ausland machen, auch wenn er sich hier für eine gemässigte Lösung einsetzen wolle. Noah Reber bringt die Diskussion auf den Punkt: «Technologieoffenheit ist wichtig und darf breit gefächert sein. Aber wir dürfen um unsere Zukunft, um unsere Energieversorgung nicht pokern.»

Die Jugend macht die Politik
Rund 150 Leute, so die Schätzung von Kantilehrer Tobias Wiederkehr – darunter neben ganzen Schulklassen viele weitere Interessierte –, fanden sich für die Diskussion in der Cafeteria der Kanti Wettingen ein. «Wir wollten den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in die Politik bieten», erklärt Wiederkehr. Es sei ihm wichtig, dass sie die Gelegenheit erhielten, über Gleichaltrige einen Bezug zur Politik aufzubauen. In Anbetracht der vielen angeregten Gespräche, die den Strom des Publikums von der Löwenscheune bis zum Bahnhof begleiteten, sprang die Diskussionsfreude der Jungpolitikerinnen und -politiker zumindest temporär auf die Zuhörerschaft über.