Katharina Höftmann Ciobotaru: Frei

Die Handlung des Romans ist schnell erzählt: Die kommerziell mässig erfolgreiche Sängerin Billie besucht mit ihren Kindern ihre Eltern im Rostock des Jahres 1990. Dort wird viel diskutiert und über die Diskussionen nachgedacht. Wichtigstes Thema des Familiensymposiums sind dabei das Muttersein und das Umgehen mit der damit einhergehenden Verantwortung. Im Buch werden jedoch noch unzählige weitere Diskussionen behandelt, die sich grob um den Themenkomplex Freiheit und Ostdeutschland drehen: von Stasi-Unterdrückung über die Rolle der Frau in der DDR und den stillen ökonomischen Zwang der «freien» Marktwirtschaft bis zum latenten Rechtsextremismus in der DDR. Die grosse Stärke in Katharina Höftmanns Roman liegt im ständigen Perspektivenwechsel zwischen Mutter und Tochter. Dieser ermöglicht den Lesenden, zwei unterschiedliche Sichtweisen kennenzulernen und nachvollziehen zu können. Selbst wenn die Handlung teilweise etwas vernachlässigt scheint, entwirft die Autorin in diesem Roman ein Sittenbild einer Gesellschaft auf dem Weg vom Regen in die Traufe. Die Lektüre kann uns beim Verständnis vieler brandaktueller Themen in dieser ruhelosen Region helfen. So kann dieses Werk nur empfohlen werden.