Aus beruflichen Gründen ist Bernhard Meier (Die Mitte) nach sechs Jahren als Gemeinderat zurückgetreten. Eine offizielle Kandidatur seiner Partei gibt es nicht, womit sie einen ihrer zwei Sitze preisgeben dürfte. Die FDP hingegen versucht am 22. Oktober,
mit Melanie Gasser einen zweiten Sitz zu erobern. Die SVP – seit 2013 trotz mehrerer Versuche nicht mehr im Gemeinderat vertreten – will es mit Max Dätwiler wissen. Das Fehlen der SVP im Gemeinderat steht im krassen Kontrast zu den Resultaten der Grossratswahlen 2020. Die Kandidatinnen und Kandidaten auf der Bezirksliste der SVP erhielten in Würenlingen 10 396 Stimmen. Jene der CVP (heute Die Mitte) brachten es auf 5820, die der FDP auf 3845 und jene der SP auf 3004 Stimmen.
Gasser: «Idealer Zeitpunkt»
Wer sind Melanie Gasser und Max Dätwiler? Weshalb wollen sie Mitglied des Gemeinderats werden? Gasser ist Ortsbürgerin und hat ihre Kindheit und Jugend in der Gemeinde verbracht. Vor fünf Jahren kam die 40-Jährige mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern zurück nach Würenlingen, wo sie ein Einfamilienhaus bewohnen. «Bei meiner Rückkehr war mir klar, dass ich mich in der Gemeinde engagieren will, auch politisch», sagt Gasser. So ist sie Mitglied der FDP – «das ist die Partei, die mir am besten entspricht» – geworden.
Weshalb gerade jetzt ihre Kandidatur? «Ich finde die Exekutive eine spannende Möglichkeit, aktiv in der Gemeinde mitzuarbeiten. Und der Zeitpunkt ist für mich beruflich und familiär ideal.» Derzeit ist sie bereits Mitglied der Jugendkommission. Beruflich ist Melanie Gasser ausgebildete Detailhandelsfachfrau. 2006 trat sie ins Korps der Stadtpolizei Zürich ein und erwarb den eidgenössischen Fachausweis Polizistin. Nach acht Jahren Uniformpolizei ist sie seit 2014 Ermittlerin bei der Kriminalpolizei – in Nebenfunktion Mitglied der Verhandlungsgruppe. «Ich bin deshalb
speziell in Psychologie und in Gesprächsführung bei anspruchsvollen Situationen ausgebildet», sagt Gasser.
Vereinsmensch Dätwiler
Max Dätwiler lebt seit 1998 in Würenlingen und ist Gründungsmitglied der örtlichen SVP. Zuvor war der 67-Jährige in Untersiggenthal wohnhaft und dort viele Jahre Feuerwehrkommandant. In Würenlingen ist er seit 16 Jahren Stimmenzähler und war bis vor vier Jahren zehn Jahre Präsident des Männerchors. Seine Motivation, Gemeinderat zu werden? «Mich interessieren Amt und Aufgabe. Und ich finde es falsch, wenn Gemeinderäte in stiller Wahl in ihr Amt kommen.» Privat ist er nach 45 Jahren als Lastwagen- und Carchauffeur bei Knecht in Windisch pensioniert. Der Eigenheimbesitzer lebt mit seiner zweiten Frau in einer Patchworkfamilie, so Dätwiler. Zu dieser gehören fünf Kinder und inzwischen fünf Enkel. Wichtig ist ihm im Zusammenhang mit seiner Kandidatur, dass er zwar SVP-Mitglied ist, aber als Max Dätwiler antritt.
Welche Themen brennen den Kandidierenden unter den Nägeln? Zurzeit laufe es grundsätzlich im Gemeinderat sowie im Ort gut, stellt Gasser fest. Wichtig ist ihr, die Attraktivität Würenlingens zu fördern – und hier macht sie insbesondere im Verkehrsbereich Defizite aus. «Eine ganzheitliche Verkehrsplanung tut not.» Noch immer gelte auf der Dorfstrasse – einem Schulweg – zwischen Schulhaus, Post und Gemeindehaus Tempo 50. Tempo-30-Zonen könnten nicht nur das Dorfzentrum massiv aufwerten.
Diese Meinung teilt Dätwiler nicht. «Im Dorf wird nicht zu schnell gefahren – die Leute sind vernünftig.» Deshalb seien keine zusätzlichen Vorschriften nötig. Zur Attraktivität der Gemeinde meint Dätwiler: «Vieles wird begonnen, aber nicht fertiggestellt.» Als Beispiele nennt er die Dorfschüür oder die Waldhütte: «Besonders die Schüür ist eine teure Baute, und dennoch finden die Vereine dort kein Geschirr vor.» Solche Dinge möchte er korrigieren und für eine bessere Kommunikation zwischen Behörde und Bevölkerung sorgen.
Ihre Meinungen zu McDonald’s
Ein Thema, bei dem in Würenlingen derzeit die Wogen hochgehen, ist der geplante McDonald’s an der Siggenthalerstrasse. Für Gasser ist das Vorhaben ein Gewerbeprojekt. Einem solchen steht sie grundsätzlich offen gegenüber. «Aber in diesem konkreten Fall ist nicht nur der Standort verkehrstechnisch problematisch. Auch weitere Themen sind kritisch zu hinterfragen, vor allem die Anliegen der betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner sind ernst zu nehmen.» Dätwiler verweist auf die Rechtssicherheit, in diesem Fall auf die Bauordnung. «Wer die Vorgaben einhält, dem muss man eine Baubewilligung erteilen.» Zum Thema Littering: «Nicht McDonald’s, der 40 neue Arbeitsplätze schafft, trägt die Schuld, sondern die Kunden, die bereits heute Verpackungen aus dem Tankstellenshop via Autofenster entsorgen.»