Mehr provisorischer Schulraum

Geburtenstarke Jahrgänge und die Bautätigkeit zwingen den Wettinger Gemeinderat, zusätzliche Klassenzimmer einzurichten.
Auf der grünen Sportwiese der Schulanlage Altenburg sollen Container mit acht Klassenzimmern, vier Gruppenräumen und zwei Lehrerzimmern entstehen. (Bild: bkr)

Keine zwei Monate ist es her, dass Wettingen für seine rund 600 Bezirksschülerinnen und -schüler ein 5,23 Millionen Franken teures, dreistöckiges Schulprovisorium in Betrieb genommen hat. Bereits am 18. Oktober steht auf der Traktandenliste einer Doppelsitzung des Einwohnerrats ein weiteres Provisorium: Dieses Mal geht es um acht Klassenzimmer, vier Gruppenräume und zwei Lehrerzimmer für die Schulanlage Altenburg. Kostenpunkt: 3,315 Millionen Franken – und somit klar unter der Limite von 4 Millionen Franken, ab der das Volk zwingend das letzte Wort hat.

Der Bedarf an zusätzlichem Schulraum ist sachlich unbestritten. Die Masterplanung Schulrauminfrastruktur der Gemeinde zeigt, dass die Anzahl Schülerinnen und Schüler in Wettingen als Folge geburtenstarker Jahrgänge während der nächsten Jahre kontinuierlich zunimmt. «In einzelnen Schulkreisen», so der Gemeinderat in seiner Botschaft an den Einwohnerrat, «besteht bereits heute ein grosser Handlungsbedarf wegen fehlender Unterrichtsräume.» Zu ihnen gehört Altenburg. Hinzu kommen im Einzugsgebiet dieser Schule Überbauungen im Klosterbrühl und auf dem Bahnhofsareal mit insgesamt 375 Wohnungen, die ab dem Schuljahr 2026/2027 bezogen sein dürften. Auf der anderen Seite ist bis Ende 2026 das neue reformierte Kirchgemeindehaus nicht fertiggestellt – womit das Areal der Kirchgemeinde für eine definitive Erweiterung der Schulanlage Altenburg kaum vor 2027 zu Verfügung steht. Mit anderen Worten: An einem Provisorium führt kein Weg vorbei.

Gleiche Anbieterin
Geliefert werden die benötigten Container von derselben Anbieterin, die schon das Provisorium der Bezirksschule erstellt hat. Sie war laut Vorlage die einzige Lieferantin, welche die Eignungskriterien der Ausschreibung erfüllte. Auch dieses zweigeschossige Provisorium soll wie die Bezirksschule mit einem hindernisfreien Zugang per Liftanlage ausgestattet werden. Ein Wermutstropfen im Freudenbecher ist allerdings der seit der Montage der Bezirksschulcontainer gestiegene Preis pro Einheit, der – trotz günstigstem Angebot – 24 Prozent höher als jener für die Bezirksschule liegt. Die Lieferantin begründet das mit höheren Material- und Energiepreisen sowie mit der geringeren Anzahl benötigter Module.

Für eine Anschaffung neuer Container (statt deren Miete) spricht laut Gemeinderat, dass ein Kauf nach spätestens vier Jahren günstiger ausfällt und die Module bei der weiteren Umsetzung des Masterplans – beim Um- und Ausbau anderer Schulanlagen – zum Einsatz kommen können. Stimmt der Einwohnerrat zu und wird das Referendum nicht ergriffen, sollen die neuen Container im zweiten Quartal 2024 montiert werden. Als Standort ist die Sportwiese vorgesehen, die nach dem späteren Rückbau der Container wieder in ihren alten Zustand versetzt werden soll.